NET 4/2022
29 www.net-im-web.de 04/22 kann nicht unbegrenzt vorgehalten werden. Das Risiko einer zu geringen Auslastung der parallelen Netze bzw. der aktiven Netzinfra- struktur ist hoch. Eine effizientere Alternative ist der virtuell entbündelte Zugang über „Layer 2 BitstreamAccess“ (L2-BSA). Die Schnittstel- len hierzu sind imNGA-Forumzwischen den Marktteilnehmern etabliert und vereinbart. Es wurden hierbei sowohl Spezifikationen für den Ausbau mit FTTH (Fiber to the Home) als auch FTTC/B (Fiber to the Curb/Buil- ding) vereinbart und werden seit geraumer Zeit angewandt. Welche FTTH-Technik? Bis dato wurde Active Ethernet mit der Punkt-zu-Punkt-Technik (P2P – Punkt zu Punkt) oft als der „Königsweg“ für FTTH- Ausbauten angesehen, da man glaubte, mit GPON (Gigabit Passive Optical Networks) eine Reihe vonNachteilen wie „SharedMedi- um“ und asynchrone Bandbreiten imDown- und Upstream in Kauf nehmen zu müssen. Der GPON-Standard neigt sich nach mehr als 13 Jahren seit seiner Etablierung imMärz 2009 nun langsam auch dem Ende seines Lebenszyklus zu. Mit XGS-PON steht jetzt ein Standard zur Verfügung, der international bereits eine große Marktakzeptanz hat und der viele Vorteile der Punkt-zu-Multipunkt- Technik bietet – ohne einige Nachteile der GPON-Technik. XGS-PON bietet 10 Gbit/s sym- metrisch per PON-Port und ermöglicht nun für PONs ebenfalls symmetrische End- kundenprodukte. Im Gegensatz zu Active Ethernet P2P wird hierbei nur ein Bruchteil des Platzbedarfs und vor allem an Strom benötigt. Insbesondere hinsichtlich der ak- tuellen Verwerfungen der Preise im Energie- sektor ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Kalkulation der Kosten über die Gesamtlebensdauer der Technik. Des Weiteren ist durch die effizientere Ener- gienutzung und den geringeren Bedarf an Kühlleistung XGS-PON eine sehr nach- haltige und klimafreundlichere Technik. Auch beim Aspekt des „Shared Medium“ ist XGS-PON mit Active Ethernet P2P mehr als nur auf Augenhöhe. Auch wenn bei Active Ethernet jeder Kunde über einen dedizierten 1-Gbit-Port angeschaltet wird, ist der Uplink für Access-Switche mit 24 oder 48 Ports in der Regel auch nur mit 1 oder 2 x 10 Gbit/s ausgeführt. Moderne XGS-PON- OLTs (OLT –Optical LineTerminal) wie die Calix E7 bieten für 16 XGS-PON-Ports eine Uplink-Kapazität von 4 x 100 Gbit/s (Link Aggregation – LAG), und können somit als weitgehendNon-Blocking angesehenwerden (Bild 1). Diese hohen Uplink-Kapazitäten mögen auf den ersten Blick etwas über- dimensioniert erscheinen, sind jedoch eine Grundvoraussetzung, umeine größere Anzahl kleiner OLTs blockierungsfrei in Ringen zu aggregieren. Dies bietet wiederum den Vorteil, den Ausbau modular und skalierbar nach Bedarf realisieren zu können. Zur Umsetzung von L2-BSA-An- forderungen bietenOLT-Systeme auf Basis ei- ner Layer-2-Switch-Architektur besteVoraus- setzungen. Für den Open-Access-Anbieter ist es essenziell, zum einen Dienste schnell und einfach zu realisieren und zum anderen komplexe QoS-Mechanismen (QoS –Quali- ty of Service) und Bandbreitenprofile effektiv umzusetzen. DieseMechanismen erlauben es, Dienste diverser Serviceanbieter für Privat-, Geschäfts- und 5G-Backhaul-Anbindungen auf einem PON zu mischen und gegenei- nander abzugrenzen – sowohl in Bezug auf zugesicherte Bandbreiten als auch aus Sicht der Dienstesicherheit. Dies wird am besten ermöglicht durch eine softwarebasierte Plattform, die offen und modular und disaggregiert von darunterliegenden Chipsätzen ist. Eine Softwareplattform als Basis ermöglicht eine einheitliche Provisionierung und Automa- tisierung über alle Hardwarevarianten und PON-Standards hinweg. Darüber hinaus ist es wichtig, dass alle Funktionen der Kom- mandozeilen-Programmierung (CLI – Com- mand Line Interface) des OLT ebenfalls über APIs (API – Application Programming Interface) bereitgestellt werden. Welche FT Tx-Technik passt am besten? Bild 1: Moderne XGS-PON-OLTs wie die Calix E7 bieten für 16 XGS-PON-Ports eine Uplink-Kapazität von 4 x 100 Gbit/s (Link Aggregation – LAG), und können somit als weitgehend Non-Blocking angesehen werden XGS-PON bietet Vorteile der Punkt-zu-Multipunkt- Technik ohne Nachteile der GPON-Technik In Ballungszentren wie Berlin droht der Überbau durch mehrere „Full-Ser- vice-Anbieter“
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