NET 4/2022
32 www.net-im-web.de 04/22 Tests an gemischten Glasfaseranschlüssen Selektives Pegelmessen Dazu sind zunächst ein paar einführende Worte zum Aufbau von PONs notwen- dig. Beim PON handelt es sich um eine Punkt-zu-Mehrpunkt-Topologie (s. Bild 1), bei der von optischen Splittern (passiv, also ohne aktive Stromversorgung auf der gesamten Strecke) der über die Glasfaser übermittelte Datenstrom allenTeilnehmern zur Verfügung gestellt wird. Alle an einem solchen Splitter angeschlossenen Nutzer teilen sich die vorhandene Bandbreite, die die Gegenseite (OLT – Optical Line Ter- minal) zur Verfügung stellt. Laut GPON- Standard (ITU-T G.984.3) sind das max. 2,5 Gbit/s im Down- und 1,25 Gbit/s im Upstream. Die gesamte Bandbreite wird dabei per Zeitmultiplexverfahren (TDM – Time DivisionMultiplex) auf die einzelnen Nutzer aufgeteilt. Über eine einzige Faser (Singlemode) wird dabei gleichzeitig der Downstream auf derWellenlänge 1.490 nm und der Upstreamauf 1.310 nmübertragen. BeiXGS-PON(ITU-TG.9807.1) können via Wellenlängen-Multiplexver- fahren (WDM – Wavelength Division Multiplex), zusätzlich zu GPON, 10 Gbit/s gleichzeitig in beide Richtungen übertragen werden. Dazu werden im Downstream 1.577 nm und im Upstream 1.270 nm als Wellenlängen eingesetzt. Zusätzlich bleibt es möglich, via 1.550 nm dauerhaft ein Video-Overlay zu broadcasten und so TV-Inhalte über die gleichen Lichtwellenleiter zur Verfügung zu stellen. Ein riesiges Durcheinander? Fünf Wellenlängen gleichzeitig auf einer einzigen Faser, damit wird kein handelsübliches PowerMeter mehr zurecht- kommen. Was daher benötigt wird, ist das selektive Messen einzelner Wellenlängen an einem solchen Anschluss. Trennt man zum Messen an der Glasfaser das optische Modem (ONT) vomPON-Zweig, so fallen schon einmal die beiden Upstream-Wel- lenlängen weg – das macht es etwas über- sichtlicher, aber nicht unbedingt einfacher. Ein solches Messverfahren oder Messgerät nennt man „selektivesOPM“ oder „Dreifach-OPM“. Dazumuss dasMessgerät zunächst die erwartbarenDownstream-Wel- lenlängen filtern und so unbeeinflusst vom übrigen Licht messen können. Dies gelingt bislang nur wenigen Anbietern am Markt. Verfügt das Gerät über eine intelligente Software, so kann es demTechniker zeigen, welcheTechnologien sich auf demAnschluss befinden – eine enorme Vereinfachung, die erst den Weg für weitere Tests ebnet; Bild 2 zeigt Beispiele für eine solche Messung. Das Wichtigste ist allerdings dabei, dass das selektive Power Meter verlustfrei und hochgenau (±0,25 dB) das vorhandene Leistungsbudget bestimmen kann. Trotz Filterung ist es wichtig, dass der Techniker ohne Umzustecken auch andere eventuell auf dieser Leitung be- findlichen Wellenlängen (Alien-Lambda oder Alien-Wellenlänge) bestimmen kann. Hierfür kommt das für Standard-OPMs übliche optische Fenster von 850 bis 1.625 nm in Frage, das auch die beidenUpstream- Wellenlängen 1.310 und 1.270 nmabdeckt. Bild 2: Geführter OPM-Messablauf an gemischten PON-An- schlüssen: Pegelmessung (links), xPON-ID (Mitte) und Speedtest by Ookla (rechts)
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