NET 4/2022

33 www.net-im-web.de 04/22 Tests an gemischten Glasfaseranschlüssen Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Leistungsbudgets eingehalten werden und keine unerwünschten Sender anwesend sind. Außerdem nicht zu unterschät- zen: Das Arbeiten an optischen Netzen ist für viele Techniker noch neu. Oft ist nicht bekannt, dass die Leistung, die ein OLT an einem seiner Ports zur Verfügung stellt, extrem hoch ist (bei XGS-PON bis zu 15 dBm, bei GPON 5 dBm), da das Licht kilometerlange Strecken, Splitter, Spleiße undKonnektoren überwindenmuss und der direkte Anschluss vomONT oder empfindlicher Messtechnik an den OLT direkt und unwiderruflich zur Zerstörung derselbigen führt. Zum Schutz der Inves- titionen muss also darauf geachtet werden, dass die Messgeräte hiervor geschützt sind und den Anwender warnen. Der richtige PON-Zweig Bis zu 32 ONTs sind an die Vermittlungs- seite (OLT) über unterschiedliche Splitter angebunden (s. Bild 1). Es werden aber oft weniger sein, je nach Bandbreitenbedarf und örtlichen bzw. bautechnischen Ge- gebenheiten. Für jede individuelle Topo- logie werden von den Netzbetreibern oft bestimmte Leistungsbudgets vorgegeben, die man mithilfe eines selektiven OPMs prüfen kann. Intelligente Assistenten sind in der Lage, bei einigen wenigen Mess- technikherstellern genau diese individuelle Topologie (z.B. nach ZTV43/PON-FMT) abzufragen und bei der Einschätzung des verbleibenden Leistungsbudgets zu unter- stützen. So wird die Inbetriebnahme ganzer PON-Infrastrukturen zumKinderspiel: Alles wird protokolliert, im Gerät gespeichert und zur Weiterverarbeitung im pdf-Format ausgegeben. Doch reicht das? Um die Datenströme für jeden Teilnehmer richtig zuordnen zu können, teilt der eine OLT auf Vermittlungsseite jedemONT eine PON-IDmit, die xPON- ID. Diese ist einzigartig für den PON- Zweig, an dem die ONTs angeschlossen sind (s. Bild 1); es handelt sich dabei um die Port-ID des OLT. Die angeschlossenen ONTs erhalten vom OLT dann eine feste ONU-ID (ONU–Optical NetworkUnit), die zur Identifikation beimweiterenDaten- austausch genutzt wird. Verfügt das Messgerät nicht nur über eine intelligente Optik und einen Assis- tenten, die das gezielteMessen der optischen Leistung bei verschiedenen Wellenlängen erlauben, sondern auch über einen vollwer- tigen GPON-Chip, dann ist es möglich, die PON-IDbei GPONaus der PLOAM-Nach- richt (PLOAM – Physical Layer Operation Administration andMaintenance) viaOMCI (ONTManagement and Control Interface) bzw. bei XGS-PONals XGS-PON-IDdirekt aus dem Rahmen zu lesen und anzuzeigen (s. das mittlere Bild in Bild 2). Die dafür in die Optik integrierten Empfangsdioden müssen speziell für die schnelle Folge von Datenpaketen geeignet sein. Derart ausgestattete Fiber-Mess- technik erlaubt es zudem ohne weiteres Zutun des Technikers und das oft für Ver- unreinigungen anfällige Umstecken des Glasfaserkabels, die Sendeleistung des OLT auszulesen und direkt die Einfügedämpfung (Insertion Loss) zu berechnen. Somit stehen drei wichtige Werte zur Verfügung: • die gefilterte Messung der optischen Leistung; • die optische Dämpfung der Strecke; • die xPON-ID. Weitere via Chip ausgelesene Parameter wie z.B. die ODN-Klasse (Optical Distribution Network, optisches Verteilungsnetz) oder die Anwesenheit von Range Extendern (optischen Repeatern) können zusätzlich zu einer Pass/Fail-Bewertung des Anschlusses herangezogen werden. Um sicherzustellen, dass man am richtigen PON-Zweig hängt, ist gerade das Ermitteln der PON-ID bei der Inbetrieb- nahme von entscheidender Bedeutung. Ein normales OPMund auch verschiedene „selektive OPMs“ können dies nicht. Hängt ein ONT an einem PON- Zweig und sendet z.B. bei GPON im Up- stream in einemZeitschlitz, der ihm so nicht zugeordnet wurde, so wird es als Rogue ONT („Gauner-ONT“) bezeichnet. Geht dieses online, gehen alle anderen ONTs, die mit demselben PON-Port am OLT verbunden sind, offline bzw. häufig on- und wieder offline. Ist das Rogue ONT nicht konfiguriert, werden die anderen ONTs, die auch nicht konfiguriert sind, nicht automatisch erkannt. Aber reicht das, um sicherzustellen, dass störungsfrei mehrere Gbit/s geliefert werden können? Bild 3: Der neue Glasfaser-Kombitester ARGUS 300 bietet alle notwendigen Mess- und Testfunktionen und erlaubt zusät- zlich noch OTDR-Messungen oder echte 10-Gigabit-Ether- net-Performance-Tests mit Auswertung (Bilder: Intec)

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