NET 4/2022

43 www.net-im-web.de 04/22 Raus oder rein in die Cloud? Und auch beimBlick auf die Gartner-Studie zeigt sich, dass der Trend weg vom klassi- schen Rechenzentrum nicht automatisch heißt, sich voll und ganz den Cloud-Pro- vidern anzuvertrauen. Die Marktexperten kommen vielmehr zu dem Schluss, dass künftig weniger die Technik als vielmehr das Business-Modell darüber entscheidet, wo Daten und Applikationen laufen. So nennt diese Analyse neben Cloud und (zentralem) Rechenzentrum auch das Edge Computing als relevante Option. Rein in die Cloud oder raus? Während die frühe Phase der Cloud-Nut- zung häufig von der Vorstellung getrieben war, dass Cloud-Services das bestehende Rechenzentrum zunächst erweitern, in einer mehr oder weniger nahen Zukunft sogar vollkommen ersetzen, hat sich in- zwischen auf breiter Front die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Kooperation von lokalemRechenzentrum, Colocations und Cloud-Services noch eine ganzeWeile nötig ist. Die meisten unternehmenseigenen Da- tacenter müssen für diese Aufgabe jedoch erst fit gemacht werden. Häufig entwickeln sich entspre- chende Projekte schnell zu einer Mam- mutaufgabe. Allein schon die strategische Entscheidung zumBetriebsmodell erfordert umfangreiche Vorarbeiten zu Planung und Konzeption. Je nach Gewichtung der drei grundlegenden Optionen – on-Premise (inklusive privater Cloud), Colocation oder Public Cloud – sieht das weitere Vorgehen höchst unterschiedlich aus. Wann kommt Europa? Es ist kein Geheimnis, dass das Warten auf native europäische Lösungen, Standards und Anbieter in diesem globalisierten IT-Markt noch viel Geduld und noch mehr Initiative erfordern. Gaia-X ist bislang nicht viel mehr als ein ambitioniertes Versprechen, während längst die Transformationen in cloudkompatiblen Umgebungen und Kon- solidierungsvorhaben in Bewegung sind. Beispielsweise führt Gartner in seiner HCI-Studie vom Dezember 2020 die Top-Ten-Anbieter. Davon sind sechs aus den USA, zwei aus China bzw. dem APAC-Raum, einer aus Großbritannien und immerhin einer aus Deutschland. Europa ist nachhaltig im Kommen, auch in Techniken wie dem Quanteninternet, das langfristig die Rechenzentrumswelt ebenso fundamental verändern wird wie mittelfristig die Cloud-Service-Strukturen die Konsolidierungen antreiben. Mischbetrieb erfolgreich managen Im Zentrum dieser Entscheidung stehen drei Überlegungen: • Welche Anwendungen sollen in Public Clouds verschoben, welche in der eige- nen Bestands-IT on-Premise oder in einer privaten Cloud behalten, welche in eine Colocation ausgelagert werden? • Werden die Ziele durch die Erneue- rung der Bestands-IT oder vielmehr durch das Zusammenlegen verschie- dener Standorte erreicht? • Welche Sicherheitsarchitekturen und -standards muss eine zukünftige Unter- nehmens-IT als Balanced Environment befolgen und beantworten können? Dass diese drei Optionen für das System Placement optimal zusammenspielen, ist nicht nur die Grundlage für einen störungs- freien Betrieb im Arbeitsalltag, sondern auch für die Flexibilität, bei sich verän- dernden Anforderungen die Gewichtung von on-Premise, Colocation und Cloud neu auszutarieren. Erreicht werden kann dieses Ziel z.B. mithilfe hyperkonvergenter Systeme. Hier werden Rechen-, Speicher, Netz- und Virtualisierungsressourcen zu einer softwaredefinierten Einheit zusam- mengefasst und als eine einzige Anwen- dung verwaltet. In der Konsequenz werden komplexe Infrastrukturen zentralisiert und vereinfacht. Optimierungen kommen nicht nur punktuell, sondern systemweit zum Tragen, d.h., Effizienz und Leistungsfähig- keit der gesamten IT-Infrastruktur werden verbessert. Aber auchTrends wie Serverless Rein in die Cloud oder raus aus der Cloud? Viele Un- ternehmen kommen zu dem Schluss, dass es ihrer Ge- schäftsentwicklung am besten dient, wenn sie die Optionen on-Premise, Colocation und Cloud neu austarieren

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