NET 4/2023
42 www.net-im-web.de 4/23 Gutes Gespann ten. Topologische Abhängigkeiten können durch die Komplexität der verschiedenen Informationsebenen und das Zusammen- spiel verschiedenster Inventar- und Pla- nungssysteme teilweise nicht rechtzeitig erkannt werden. Für die Betreiber bleibt das Risiko, dass sie das Netz nicht optimal ausbauen. Nicht optimale Planungen oder Kapazitätserweiterungen können zu Verzö- gerungen imNetzausbau oder zu schweren Fehlinvestitionen führen. Im schlimmsten Fall können unerwartete schwerwiegende Störungen auftreten. Verursacher sind dabei in den seltensten Fällen Bagger, die Kabel beschädi- gen. Häufige Ursache ist, dass Änderungen imVorfeld nicht validiert werden können. Dafür wäre eine intelligentere Simulation über die verschiedenen Netzebenen (OSI- Schichten) notwendig, die jede geplante Änderung im Zusammenwirken mit dem realen Netz im Vorfeld betrachtet (Tro- ckenlauf ). Darüber gelagert sind parallele Veränderungen an der Netztopologie, die im klassischen Planungssystem nicht mit- einander korrelieren, tatsächlich jedoch über die Topologie und das Routing in Verbindung stehen. Informationslücke schließen Umdie Lücke zu schließen, hat Sopra Steria eine Lösung entwickelt, mit der Netzbetrei- ber einen digitalen Zwilling ihres Netzes erstellen und damit jederzeit ein mit der Netzrealität synchrones Abbild vor sich haben. Dazu wird eine riesige Menge an Detailinformationen aus dem Netz extra- hiert und zusammengesetzt. Die Lösungmit demNamen Intelligent Network Analyzer (INA) kombiniert dafür künstliche Intelli- genz und Graph-Datenbank-Technik des Marktführers Neo4j. Durch die zusätzliche Einbindung der Verkehrsinformationen schaffen sich Telekommunikationsunter- nehmen ein virtuelles Ebenbild ihres Netzes (Digital Twin), und zwar genau so, wie es sich aktuell darstellt. Hinzu kommt die Nachbildung der Netzfunktion – also das Routen von Paketen durch das Netz. Technisches Co-Working Optisch entsteht ein riesiger Graph (Topo- logie). Graph-Datenbanken sind prädesti- niert für Netzanalysen, weil sich mit der Technik Kausalitäten ermitteln, messen und damit wiederum Produkte, Services und Abläufe verbessern lassen. Hinzu kommt das Rechentempo: Viele Analysen sind nur dann wirtschaftlich, wenn die Ergebnisse sehr schnell vorliegen – nicht gerade in Echtzeit, aber dennoch superschnell. Die Auswahl der Datenbanktypen spielt dabei eine wichtige Rolle. Graph- Datenbanken erweisen sich hier als Mittel der Wahl und verbildlichen zudem die Er- gebnisse. Das ist nicht zu unterschätzen: Wenn Netzplaner intuitiv erkennen, welche Auswirkungen bestimmte Netzanpassungen haben, sparen sie viel Denkarbeit. Die Er- gebnisse springen ihnen sofort ins Auge, sie müssen sie nicht erst durch Zahlen aus Ta- bellen heraus nachvollziehen und verstehen. Dazu kommt: Bildliche Darstellungen wie eine Topologie ermöglichen es, eine Reihe verschiedener Informationen kombiniert darzustellen. So lässt sich zum Beispiel mit einem Klick ersehen, welche Basisstation mit welchen Routern verbunden ist, wo der Datenverkehr am höchsten ist und an welchem Standort es zu einem Auslastungs- Peak kommt. Die in INA verbaute KI sorgt dafür, dass die Netzplaner aus den Infor- mationen Erkenntnisse gewinnen. Informa- tionen aus mehr als 60 Datenquellentypen und mehr als 100 Gerätetypen müssen in Einklang gebracht werden. In den digitalen Zwilling fließen unter anderem Statusdaten von Geräten (MAC-Adressen), Messdaten zu Performance und Last, Daten zu Knoten, Kleiner Ausschnitt aus einer Netztopologie: Netzplaner erkennen intuitiv, welche Auswirkungen bestimmte Netzanpassungen haben und sparen so viel Denkarbeit (Bild: Sopra Steria) Zentrale Anwendungsfelder für INA Änderungsanalyse: Gewinnen von Erkenntnissen durch die Überprüfung durchgeführter Netzände- rungen und die Ableitung von Schlüssen für die Zukunft; Änderungsplanung: Simulation geplanter Netz- änderungen, bevor sie in Auftrag gegeben und auf das Netz angewendet werden (Trockenlauf) sowie Ermittlung der effizientesten Konfiguration; Vermeidung von Engpässen: Die Verkehrsent- wicklung kann im Vorfeld bewertet werden, und das System zeigt kritische Punkte (Engpässe) in der Netztopologie auf.
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