NET 4/2023
43 www.net-im-web.de 4/23 Gutes Gespann Routern, Basisstationen sowie Switche und vieles mehr. Der Intelligent Network Analyzer nutzt Graph Analytics für verschiedene Risi- koanalysen: Über eine Root-Cause-Analyse identifizieren Netzingenieure den zentralen Knotenpunkt einer Störung. Fällt beispiels- weise eine Verbindung aus, kommt es über das Routing zu einer geänderten Verkehrs- führung, die häufig zu einer Überlast führt. Die Auswirkung und die Ursache lassen sich mit INA deutlich schneller erkennen und beheben. Mit dem Simulationsmodul kön- nen Netzbetreiber diverse Szenarien durch- spielen. Netzingenieure können prüfen, wie und wo sich Änderungen auf den Rest des Netzes auswirken.What-if-Szenarien zeigen, wie sich der Verkehr oder die Latenz, sprich die Laufzeiten imNetz, verändern, wenn Be- treiber die Kapazitäten anpassen. Zudem lässt sich zeigen, welche Infrastrukturelemente bei Beschädigung einer Glasfaserverbindung neuralgische Punkte sind. Früher schauten Netzingenieure aktiv in die Netze hinein und stießen Ana- lysen an. Heute ist es so, dass INA eigen- ständig auf kritische Auswirkungen imNetz hinweist. Echtzeitdokumentation und mehr Telekommunikationsunternehmen erweitern somit ihre Analysefähigkeiten und erhalten bessere Möglichkeiten, Dinge vorweg zu testen und zu planen. Sie können Netzan- passungen am Digital Twin simulieren und damit Störungen und Ausfälle imNetzbetrieb signifikant senken. Daraus ergeben sich viele praktische Anwendungen, die über die ver- besserte Dokumentation hinausgehen. DasTelekommunikationsunterneh- men weiß zum einen deutlich mehr über den tatsächlichen Status des Netzes und über die Auswirkungen von Veränderungen. Es kennt nicht nur den Status der Knoten und Ver- bindungen, sondern auch den Datenverkehr. INA enthält einen vereinfachten Mechanis- mus, um die Verkehrsführung zu simulieren. So kann im Vorfeld geprüft werden, welche Auswirkung eine geplante Änderung hat. Anwender können zum anderen mithilfe des AnsatzesWeighted Shortest Path in INA neue Verbindungen hinzufügen und mit einer Bandbreite belegen, um die Ver- kehrsführung zu ermitteln. Muss eine Stelle des Netzes wegenWartungsarbeiten stromlos geschaltet werden, sehen dieTechniker sofort, welcher Knoten und welche Kante imGraph betroffen sind. Darüber hinaus lassen sich die kürzesten Verbindungen, gewichtet nach Bandbreite oder nach Laufzeit, ermitteln, um den Datenverkehr so zu routen, dass keine Überlastung entsteht – praktisch wie ein zentrales Staumanagement. Dabei muss teilweise die beste Option aus BillionenMög- lichkeiten gefunden werden. Mit einem klas- sischen Computer kann dies viele Jahrzehnte dauern. Mit einemVerfahren, das Simulated Annealing heißt, könnenUnternehmen das in ca. 1 Minute berechnen. Nach rund tausend getesteten Varianten liegt ein Ergebnis vor, mit dem sich sehr gut arbeiten lässt. UmVeränderungen zu simulieren, lässt sich eine sogenannte Impact-Analy- se durchführen. Netzbetreiber können auf diese Weise ermitteln, wie sich Fehler auf die gesamte Netztopologie auswirken. Sie sind beispielsweise in der Lage, herauszufinden, was passiert, wenn sie einen Standort abschalten oder ob sie bestimmte Router womöglich abschalten können, ohne dass das Netz be- einträchtigt wird. Ein unter Nachhaltigkeits- aspekten nicht zu unterschätzenderMehrwert: Das Unternehmen stellt so unter Umständen fest, dass es auf Hardware verzichten kann, und spart damit Kosten und Energie. INA dient somit ebenfalls der wirt- schaftlichen Entscheidungsfindung, weil sich jede Veränderung im Netz auch aus Kosten- sicht analysieren lässt. Wenn der Bau einer optimalen Router-Verbindung beispielsweise zu lange dauert, kann stattdessen eine weniger optimale, dafür aber schneller umsetzbare Lösung realisiert werden. Technik ersetzt keine Netzplaner Die Spezialisten in den Netzplanungsteams erhalten mit INA ein mächtigesWerkzeug an die Hand, das ihre Arbeit verbessert, sie aber nicht überflüssigmacht. Die Fachleute bleiben wichtig, weil sie die datenbasierte Lösung be- werten und ihre Expertise beisteuern, um die Software noch besser zu machen. INA ist der elektronische Berater, der demNetzplaner und den Netzbetreibern hilft, eine noch bessere Entscheidung zu treffen. Imkonkreten Projekt arbeiten rund 400 User mit der Software, bis zu 60 gleichzeitig. Digitaler Zwilling eines Telekommunikationsnetzes (Ausschnitt): TK-Unternehmen erweitern so ihre Analysefähigkeiten und erhalten bessere Möglichkeiten, Dinge vorweg zu testen und zu planen (Bild: Sopra Steria)
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