NET 4/2023
45 www.net-im-web.de 4/23 Neue Konzepte im Zeichen der Nachhaltigkeit Kaufentscheidungen treffen und sich für Refurbished-Smartphones interessieren. Zudem ist der Begriff "Refurbished" bei den Verbrauchern angekommen. Entsprechend wächst das Bewusstsein der Verbraucher für den Beitrag des Refurbishments zu einem nachhaltigen Nutzerverhalten. Herausforderung Beschaffung Die Beschaffung einer ausreichendenMenge an wiederaufbereitbaren Altgeräten ist für Refurbishment-Anbieter essenziell, wird jedoch aufgrund des begrenzten Potenzials an geeigneten Smartphones im wachsen- den Refurbishment-Markt komplexer und teurer. Die Beschaffung der erforderlichen Stückzahlen über direkte Beschaffungs- kanäle der Refurbishment-Anbieter stößt dabei zunehmend an Grenzen. Der Ankauf von Smartphones hat sich in den letzten Jahren professionalisiert, beispielsweise durch die wachsende Bedeu- tung vonTrade-In-Programmen. Während in der Vergangenheit beim Rückkauf von Altgeräten der Fokus der etablierten Akteure maßgeblich auf der Steigerung des Absatzes vonNeugeräten (bei Mobilfunkanbietern in Kombinationmit einemMobilfunkvertrag) lag, erkennen die etablierten Marktteil- nehmer im Smartphone-Markt, dass auch die Rücknahme von Altgeräten für sie ein interessantes Geschäftsmodell darstellen kann. Vertrauen aufbauen Refurbishment-Anbieter setzen auf umfas- sendeTest- undWiederaufbereitungsprozes- se als Differenzierungsmerkmal gegenüber Anbietern von Gebrauchtgeräten. Diese Prüfprozesse unterliegen jedoch keinen einheitlichen Standards. Um eine möglichst hohe Effizienz zu erlangen, optimieren Refurbishment-Anbieter ihre Test -und Wiederaufbereitungsprozesse zunehmend durch die Nutzung von KI und anderen neuen Technologien, deren Einsatz sich jedoch nur bei hohen Stückzahlen an ge- brauchten Smartphones lohnt. EinTeil des Wiederaufbereitungsprozesses erfordert die Durchführung von Reparaturen, die anders als Test- und Prüfprozesse einen hohen manuellen Einsatz erfordern. Die Kosten und der zeitliche Aufwand, die mit Reparaturen verbunden sind, hängen von verschiedenen Faktoren ab: Hierzu zählen die grundsätzliche Reparierbar- keit, die Verfüg-barkeit von Ersatzteilen sowie die Kosten für Ersatzteile. In dieser Hinsicht dürften die jüngst beschlosse- nen neuen Ökodesign-Anforderungen für Smartphones, Tablets, Mobiltelefone und schnurlose Telefone die Planbarkeit und Effizienz der Prozesse erhöhen. Schließlich sollen die Hersteller ihre Geräte künftig nach Möglichkeit so konzipieren, dass der Austausch defekter Teile relativ problemlos vonstatten gehen kann. Im Hinblick auf die längere Nutzung einzelner Modellreihen durch wiederaufbereitete Geräte kann das auch für die langfristige Zurverfügungstellung von Sicherheits- und Funktionsupdates durch die Hersteller über das Ende der Vermarktungszeit von Neugeräten hinaus sorgen.Und letztendlich bieten sich im Wiederaufbereitungsprozess durch den verbesserten Zugang zu Anleitungen und Ersatzteilen sowie vereinfachte Repara- turmöglichkeiten im Vergleich zu heute deutliche Einsparpotenziale. Vergleichsmöglichkeiten schaffen Aus Verbrauchersicht ist der Markt für Refurbished-Smartphones deutlich in- transparenter als der Neugerätemarkt. Preisvergleiche sind schwieriger, da für ein einziges Smartphone-Modell verschie- dene Qualitätsklassen existieren. Deren Definition und die darauf aufbauenden Einstufungen sind von Anbieter zu An- bieter unterschiedlich. Aus diesem Grund ist es un- umgänglich, dass sich die Anbieter von Refurbished-Produkten stärker als bis- her in vertrauensbildenden Maßnahmen engagieren. Hier spielen die Abgrenzung vom reinen Gebrauchtwarenhandel, die Qualitätssicherung und ein transparen- tes und faires Marketing gegenüber den Kunden wichtige Rollen. Irreführende Werbung und Greenwashing bergen das Risiko, dass die Refurbishment-Branche in Misskredit gezogen wird und sich ins- besondere nachhaltig orientierte Käufer von Refurbishment-Anbietern abwenden. Viele Refurbishment-Anbieter bieten daher ihren Kunden deutlich längere Garantiezeiten als Anbieter von Neugeräten an. www.wik.org Im Refurbishment-Prozess müssen die Wertschöpfungsbereiche Beschaffung, Wiederaufbereitung und Vertrieb abgedeckt werden, die auch die in der Begriffsabgrenzung genannten Charakteristika widerspiegeln (Grafik: WIK)
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