NET 4/2024

28 www.net-im-web.de 04/24 ANGA COM 2024 Thilo Döring Eine Maschine oder Automatisie - rungskomponente kommt selten allein. Vielmehr stellt sich heute bei fast jeder Entwicklung die Frage, wie sie kommunikativ in ein Produktionsnetz eingebunden werden kann. Allerdings liegt die Kernkompetenz von Herstellern von Automatisierungsgeräten und Maschinenbauern in der Regel nicht im Bereich der Kommuni- kationstechnik. Aus ihrer Sicht ist die Kommunikationsanbindung nur ein lästiges Musthave. Immer wieder stellt sich dazu also die Frage: Selbst entwickeln oder zukaufen? Wer das entscheiden will, sollte sich einen zweiten Blick gönnen. Denn unter der Spitze des „Kommunikations-Eisbergs“ steckt mehr als man zuerst denkt. Ein Überblick will die Entscheidungs- fndung erleichtern. Unter der Spitze des „Kommunikations-Eisbergs“ Industrielle Kommunikation – kaufen oder selbst machen? Die industrielle Kommu- nikation hat in den letzten fünfzig Jahren eine rasante Entwicklung genommen. War anfangs die Vernetzung einzelner Anlageteilen eher eine Seltenheit, weil technisch aufwendig und teuer zu realisieren, ist sie heute das zentrale Element der Digitalisierung. Ohne kommunikativeVernetzung ist Industrie 4.0 nicht denkbar. Auch der Entwicklungspro- zess von Kommunikationslösungen selbst hat sich in dieser Zeit gewandelt. Zwar ist es prinzipiell einfacher geworden, flexible Kommunikationslösungen zu realisieren. Jedoch ist der Dschungel an Möglichkei- ten und Vorschriften gewachsen. Hinzu kommt die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Gerätehersteller, die Anfang der 2000-er Jahre selbst eine Kommunikationslösung entwickelt haben, konnten davon ausgehen, diese über viele Jahre einsetzen zu können. Heute ist die Investition in solche Ent- wicklungskosten mit einem viel höheren Risiko verbunden. Standardisierung schafft Austausch Die zunehmende Vernetzung nicht nur innerhalb der OT-Ebene (OT –Operatio- nal Technology), sondern auch zwischen OT- und IT-Ebene, ist nur mit definierten Kommunikationsschnittstellen möglich. Standardisierte Kommunikationsprotokol- le wie Profinet, EtherCat, EtherNet/IP auf OT-Ebene und OPC UA, MQTT oder TSN für die Kommunikation zwischen OT- und IT-Ebene ermöglichen den zuver- lässigen und sicherenDatenaustausch und sind somit essenziell. Allerdings steigen die Marktanforderungen in Bezug auf Leistung, Sicherheit oder Performance. Daher müssen auch die standardisierten Protokolle permanent angepasst werden, und das in immer kürzeren Zeiträumen. Wer also Kommunikation in ein Auto- Eine Kommunikationsschnittstelle besteht aus mehr als nur ein paar Komponenten. Damit industrielle Kommunikation jahrelang reibungslos und sicher läuft, muss eine solche Schnittstelle viele Aspekte berücksichtigen Thilo Döring ist Geschäftsführer der HMS Industrial Net- works GmbH

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