NET 4/2024
www.net-im-web.de 33 04/24 Glasfasertests „Made in Europe“ kleine regional agierende Kommunal- und Stadtwerke. Doch auch neue, nicht in der Region verwurzelte Unternehmen, agieren inzwischen landesweit und werben zuneh- mend intensiv in ländlich gelegenen Städten und Gemeinden um Kunden. Da alle gleichzeitig in die Infra- struktur investieren, kommen in Ermange- lung von geschultem Fachpersonal immer häufiger europaweit agierende Bautrupps, die nicht immer unbedingt vom Fach sind, zumEinsatz. Die ambitionierten Ziele und das zu verteilende Geld rufen somit viele verschiedene Akteure mit sehr unterschied- licher Ausrichtung auf den Plan. In der Konsequenz, und das zeigt sich jetzt schon in einigen Ländern, entstehen erhebliche Qualitätsprobleme beim Ausbau. Die Ver- gabe von Tiefbau- und Verlegearbeiten an fachfremde Neulinge ohne entsprechendes Equipment und Know-how führt heute immer häufiger dazu, dass nicht sauber genug gearbeitet wurde – schließlich muss der Ausbau immer schneller und günstiger erfolgen. Dabei ist gerade Sauberkeit beim Glasfaserausbau einwichtigesThema. Nicht nur imHinblick darauf, dass Steckverbinder und Faserendflächen frei von Verschmut- zungen wie Staub, Fett und Feuchtigkeit sein müssen und auf gar keinen Fall be- schädigt oder verkratzt sein dürfen (ex- akte Vorgaben macht hier z. B. die IEC 61300-3-35), sondern auch im Hinblick auf Verlegung und Rangierung im Straßen- verteiler, beim Kunden und im Leerrohr. Ein Glasfaserkabel kann eben nicht wie ein klassisches Kupferkabel behandelt, verlegt und rangiert werden. Fasern werden – ge- rade im dicht bestückten Verteilerkasten sowie beim Kunden – zu stark gebogen (Biegeradienverletzung) oder sogar geknickt. Etwas, das sichmit Glück nochmit bloßem Auge erkennen lässt. Schwieriger wird es, wenn Fasern und Stecker durch Zug oder Druck dauerhaft gestresst werden und erst über die Zeit Ermüdungen zeigen. Spätes- tens aber, wenn beim Spleißen Glasfasern nicht richtig ausgerichtet werden oder beim Abisolieren des Coatings oder dem Brechen Fehler passieren und vor allem die Dämpfung des fertigen Spleißes nicht nachgemessen wird, dann ist guter Rat oft schwer zu bekommen. Dabei verursacht ein rasant zu- nehmender technologischer Fortschritt in Form neuer Standards und immer höherer Geschwindigkeiten eine Verschiebung der optischenÜbertragungsbereiche. Außerdem führt eine stark wachsende Komplexität durch einen Mix von „alten“ und „neuen“ Technologien in Kombination mit fehlen- demWissen undWerkzeugen zu weiteren, oft noch größeren Schwierigkeiten. Wurde in weitenTeilen Europas noch vor wenigen Jahren fast ausschließlich auf asymmetri- sches GPON und hier und da vereinzelt auf aktives Ethernet (AON) als Punkt-zu- Punkt-Verbindung (PtP) gesetzt, kommt nun vermehrt symmetrisches XGS-PON dazu. Dabei werden alle drei Techno- logien nicht nur gleichzeitig ausgebaut, sondernGPONund XGS-PON auch noch gleichzeitig über einen Splitter, also auf einem einzigen gemeinsamen PON-Zweig (s. Abbildung) über ein und dieselbe Faser geschaltet. Das bedeutet, dass auf zwei unterschiedlichenWellenlängen gleichzeitig gesendet und auf zwei weiteren empfangen wird. Hier und da wird dann noch zusätzlich über die Wellenlänge von 1550 nm– nur inDownstream-Richtung, als eine Art Broadcast-Dienst – ein Video-Overlay für beispielsweise TV-Anwendungen auf die Splitter und damit auf alle Fasern gegeben. Dies ist grundsätzlich in allen Typen von PON-Netzwerken möglich. In einzelnen Ländern Europas wie z. B. Frankreich oder Estland ist zudem festzustellen, dass einzelne Provider statt GPON und XGS-PON auf EPON und das abwärtskompatible 10G-EPON setzen. Dieses direkt auf Ethernet aufsetzende PON verwendet zwar die gleichenWellenlängen wie GPON und XGS-PON, unterscheidet sich aber ansonsten, da keine zusätzliche Verkapselung undKonvertierung der Ether- net-Rahmen erfolgen muss. Zudem wird noch zusätzlich zwischen symmetrischen und asymmetrischen Anwendungen unter- schieden, und statt einer Steuerung der Datenpakete mittels PON-ID und ONU- ID werden bei EPON hier die sog. LLID (Logical Link ID) und die MAC-Adresse der ONU verwendet. Lösung: Messtechnik Hier wird schnell klar: Ohne die entspre- chende Expertise und die richtigen Werk- Simultane Messung des optischen Pegels mit einem selektiven 5-fach-OPM (l.), Messung der Anschluss-Performance bis 10 Gbits/s in Form eines IP-Speedtests (m.) und der typische Eventtable einer automatisierten OTDR-Messung auf zwei Wellenlängen (r.)
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