NET 4/2024
34 www.net-im-web.de 04/24 Glasfasertests „Made in Europe“ zeuge können die ehrgeizigen Ziele beim Glasfaserausbau nicht erreicht werden. Qualitativ hochwertige undmoderneMess- technik ist alsWerkzeug unverzichtbar und kann – zumindest zum Teil – auch die fehlende und oft teure Expertise ersetzen, wenn man die richtigen Produkte wählt. ImWesentlichen lassen sich hier grob drei Messtechnik-Kategorien unter- scheiden: Zum einen gibt es den Einfach- oder Schnelltester für eine eher oberfläch- liche Prüfung und den kleinerenGeldbeutel, dann den normalenGlasfasertester mit allen wesentlichen Funktionen oft im mittleren Preissegment und denUniversal-Tester oder Alleskönner, der je nach Ausstattung sicher seinen Preis, aber eben auch seinen Wert hat. Einfach- und Schnelltester Wie so oft hängt die richtige Wahl natür- lich vom Anwendungsfall ab. Geht es nur darum, schnell und präzise den optischen Pegel zu ermitteln, um bspw. das optische Budget zu bestimmen, reicht evtl. schon ein selektives Powermeter, das entweder nur die zwei Downstream-Wellenlängen (s. o.) misst, oder ein im Durchgangsmodus (ThroughMode) arbeitendes, das Up- und Downstream-Pegel bestimmen kann. Auf die Anwesenheit eines OLT (Optical Line Terminal, das Endgerät auf der Gegen- seite) kann im Zusammenspiel mit einer geeigneten OLS (Optical Light Source) sogar verzichtet werden; Tester und OLS bilden dann zusammen ein sogenanntes Dämpfungsmess-Set. Nachteil: Die OLS ist vor jeder Messung auf der Gegenseite anzuschließen. Ein von der Software geführter Assistent kann bei solchen Geräten zu- sätzlich dabei helfen, ganze PON-Zweige strukturiert und zügig durchzumessen und die Daten in entsprechenden Messpro- tokollen zu archivieren. Das minimiert Fehler und erhöht damit langfristig die Kundenzufriedenheit. Auf den Anschluss eines Fiber-Mikroskops zur Überprüfung der Faserendflächen (s. o.) sollte trotz der Einfachheit einer solchenMesslösung nicht verzichtet werden. Zielgruppe dafür sind z. B. Handwerker und Installateure, die schnell und kostengünstig bereits ausgerollte PON- Infrastrukturen bzw. ganze PON-Zweige in Betrieb nehmen oder überprüfen sollen. Dies ist oft bei Erstausbau oder nach Ha- varien bspw. durch Brand oder mutwillige Zerstörung der Fall. Funktionelle Glasfasertester Sollen mit dem Messgerät darüber hin- aus auch einfache Fehler gefunden und Dienste simuliert werden, was bspw. oft nach Störungsmeldungen der Fall ist, dann sind zusätzlich die Möglichkeiten zum automatisierten Auslesen der PON-ID, simultan zum Messen des Pegels, und die Durchführung einer ONT-Simulation un- verzichtbar. Denn wenn Probleme durch Überprüfung der Faserendfläche und des optischen Pegels nicht sichtbar werden, sind sie oft in höheren Schichten und im Protokoll zu finden. Gerade dort, wo der Überbau vom Gesetzgeber reguliert oder sogar verhindert wird, was in Zukunft vermutlich immer öfter der Fall werden wird, teilen sich unter Umständen mehrere Netzbetreiber einen Verteilerschrank im Viertel. Schnell kommen inBallungsräumen weitere Splitter pro Netzbetreiber hinzu. Erste Entwicklungen dieser Art sind bereits zu beobachten. Wie schnell ist da ein Kunde am falschen PON-Zweig angeschlossen – oder schlimmer noch: am Splitter eines Konkur- renten. Ein sog. Alien (AON-Endgerät im PON) bspw. kann den gesamten PON- Zweig lahmlegen, eine Alien-Erkennung kann dabei Abhilfe schaffen. Nicht zuletzt zeigt die Erfahrung aber, dass Konfigura- tionsprobleme am ONT ursächlich sind; hier wäre der Klassiker zu nennen: Userna- me oder Passwort scheitern beim Versuch, eine PPP-Verbindung mit dem Provider aufzubauen, der nicht immer gleich dem Netzbetreiber sein muss. Hier kann nur noch eine vollwertige ONT-Simulation helfen. Je nach angebotenemGeschwindig- keitstarif sollten zum Funktionsnachweis beim Kunden performante IP-Tests, wie z. B. der Down- oder Upload gegen einen entsprechend performant angebundenen Server, möglich sein. Da Fehler und Probleme hin und wieder zwar im PON des Netzbetreibers Aufbau eines hybriden PON-Netzwerks mit GPON (1 Gbit/s) und XGS-PON (10 Gbit/s) mit typischen Messpunkten, so wie es in Europa häufig vorkommt (Bilder: Intec)
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