NET 4/2024

42 www.net-im-web.de 04/24 NE T ZE Die Telekom auf dem Weg ins Gigabit-Zeitalter Digitale Absicherung kontra Privatsphäre Andreas Walter Im deutschen Markt fur Telekom- munikation (TK) steht die Deut- sche Telekom Aktiengesellschaft (DTAG) vor der Herausforderung, dass sie einerseits in diesem an- gestammten Tatigkeitsgebiet mit flachendeckenden TK-Netzen den Anspruch der Marktfuhrerschaft in allen Segmenten formuliert hat und andererseits, dass dessen Bedeutung im Konzern, relativ betrachtet, zunehmend schwindet. Wahrend sich der Umsatz von 2013 bis 2023 von 60,1 auf 112,0 Mrd. Euro fast verdoppelt hat, sank der Inlandsanteil von 42,2 % auf 23,0 %. Absolut wuchs der Umsatz in Deutschland mit 25,4 Mrd. Euro in 2013 auf 25,8 Mrd. Euro in 2023 nur ganz leicht um 0,2 % p. a. – der gesamte deut- sche TK-Markt wuchs um 0,5 % p. a. In der zweiten Halfte der 1990er Jahre wurde im Zuge der Privatisie- rungs- und Liberalisierungsprozesse in der DTAG die Entscheidung getroffen, das flachendeckend ausgebaute, aber techno- logisch weniger leistungsfahige Telefonan- schlussnetz auf Basis von Kupferdoppelader (CuDA)-Leitungen zu behalten und aus- zubauen und das nur 75 % aller Haushalte erreichende Breitbandkabel (BK)-Netz auf Basis von technologisch leistungsfahigeren Kupfer-Koaxialkabeln zu verkaufen. Durch eine geschickte Veraußerung in mehreren Teilen bis 2003 wurde die Entstehung eines einzelnen leistungsfahigen Betreibers als Hauptwettbewerber gegenuber der Telekom Deutschland GmbH (TD) lange verhindert – erst 2014 war der Großteil der BK-Netze, die heute als Hybrid Fiber Coax (HFC)- Netze bezeichnet werden, wieder im Besitz eines einzigen Unternehmens, Vodafone, die seitdem der zweitgroßte Festnetzbetreiber in Deutschland ist. Dies war die erste Ent- scheidung der DTAG, in veraltete CuDA zu investieren, anstatt auf das modernere Coax-Netz oder sogar fruh und konsequent auf den Bau neuer Glasfaseranschlussleitun- gen zu setzen. Die zuvor noch existierenden regio- nalen Kabelunternehmen boten bereits Mitte der 2000er Jahre i. d. R. schnellere Internet- Zugange im Vergleich zu den Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL)-Anschlussen der TD. Diese wiederum entschied zum zweiten Mal, in die alten CuDA-Netze zu investieren, erschloss die Kabelverzweiger (KVz) mit Glasfaser, um schnell vielen ihrer Kunden leistungsfahigere Very High Speed Digital Subscriber Line (VDSL)-Anschlusse bieten zu konnen. Der Bau großerer Fiber-To-The- Building (FTTB)-Glasfaseranschlussnetz- strukturen auch fur Privatkunden (PK) startete in Deutschland ab 2007 durch etliche City- Carrier wie z. B. M-net oder NetCologne, die (a) in den Ballungszentren Konzentrations- vorteile bei der Glasfaserverlegung nutzen konnten, (b) den Mietpreis fur die Teilneh- Mit Telekom-FTTP erreichbare Haushalte – Homes Passed, Zuwachs pro Quartal. Ein genaues Reporting zu den Kun- denzahlen auf FTTP-Anschlussnetzen findet erst seit dem ersten Quartal 2022 statt. (Grafik: Deutsche Telekom) Andreas Walter ist Diplom-Wirtschaftsingenieur und ge- schaftsfuhrender Gesellschafter des Beratungsinstituts Dialog Consult GmbH. Er besitzt uber 25-jahrige Erfahrung mit Marktanalysen in Telekommunikations- und Medienmarkten und Lehrauftrage an der Hamburg Media School und an der Hochschule Rhein-Main.

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