NET 4/2024
43 www.net-im-web.de 04/24 Die Telekom auf dem Weg ins Gigabit-Zeitalter meranschlussleitung (TAL) einsparen wollten und (c) technisch leistungsfahigere Anschlusse im Vergleich zur TD anbieten wollten. In diesem innerstadtischen Wett- bewerbsumfeld in den 2010er Jahren, das von immer leistungsfahigeren HFC- und FTTB- Anschlussen durchWettbewerber gepragt war, entschied sich die TD zum dritten Mal, an ihren veralteten CuDA-Netzen festzuhalten und die VDSL-Anschlusse mit Vectoring und Supervectoring leistungsfahiger zu machen. Politisch begunstigt wurde das Fest- halten der TD an den alten Netzen, da zum einen Fordergelder fur den Vectoring-Ausbau abseits der Großstadte zur Verfugung standen und zum anderen mit den von der Politik beeinflussten Vectoring-Entscheidungen der Bundesnetzagentur fur Elektrizitat, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA) in 2013 und 2016 ein weitgehender Zwang zu gebundeltenVorleistungsprodukten der TD und eine Re-Monopolisierung des CuDA-Breitband-Zugangsmarktes erfolgte. Als Ergebnis dieser Entscheidungen nimmt der Marktanteil der TD im Digital Sub- scriber Line (DSL)-Bereich im siebten Jahr kontinuierlich zu. Die Deutsche Glasfaser begann 2011 mit dem Bau von Fiber-To-The-Home (FTTH)-Anschlussnetzen fur PK in landlich gepragten Gebieten Deutschlands. Diese In- vestitionen erschienen sinnvoll, da in diesen Gegenden (a) keine HFC-Netze vorhanden waren und (b) haufig nur ADSL-Anschlusse mit geringen Bandbreiten verfugbar waren. Etliche sowohl neu gegrundete als auch eta- blierte Carrier folgten dieser Strategie und investieren seit Mitte der 2010er Jahre in FTTH-Netze in landlichen Gemeinden. Die DTAG berichtet seit vielen Jahren in ihren Finanzpublikationen uber Anschlusse auf Basis von „Fiber“, hat damit aber nur ihren VDSL-Anschlussen einen zeitgemaßen Anstrich gegeben. In den 2010er Jahren hat sie immer wieder Pilotprojekte zur FTTH-Erschließung angekundigt, musste aber aufgrund des Erfolges der Deutschen Glasfaser und vergleichbarer Unternehmen deren Strategie adaptieren und eigene FTTH- Anschlussstrukturen bauen. Erfolgreiche, glas- faserausbauende Wettbewerbsunternehmen haben die TD in den FTTH-Markt gepusht. Mit Glasfaser erreichbare Haushalte Tatsachlich hat die DTAG erstmals in den Berichten zum vierten Quartal 2019 1,6 Mio. erreichbare Haushalte erwahnt und dort auch ruckwirkend 1,3 Mio. fur Ende 2018 berichtet. Da in diesen Zahlen sicher auch zahlreiche Geschaftskunden (GK)-Anschlusse enthalten sind, ist davon auszugehen, dass die DTAG etwa 2011 mit dem Bau von FTTH- Anschlussnetzen begonnen hat und diesen Ausbau seit 2017 auch fur PK forciert. Die Wachstumsraten lagen jedoch stets nur bei etwa 100 Tsd. pro Quartal. Dass die DTAG die Bedeutung von FTTH spat erkannt hat, zeigt sich darin, dass die Wachstumszahlen erst seit dem Jahr 2021 deutlich angestiegen sind, seitdem stark wachsen und Ende 2023 bei 7,9 Mio. liegen. Bei den vonderDTAGpublizierten Zahlen handelt es sich nicht umAnschlusse, sondern um Homes Passed (HP), also mit FTTH erreichbare Haushalte. Auffallig an den Zuwachszahlen fur HP ist jedoch, dass die DTAG immer zumGeschaftsjahresende besonders hohe Zuwachse ausweist, die in den letzten drei Jahren im Jahresverlauf jeweils deutlich zugenommen haben. Ob diese Zahlen tatsachlich auditiert sind und welchen Abstand die TD von ihrer FTTH- Infrastruktur zu vermeintlich erreichten Haushalten zulasst, bleibt unklar. Jedenfalls scheint es in den von der TD beauftragten Bauunternehmen sehr großzugige Weih- nachtsgeldregelungen zu geben. DieTDversucht, im landlichenBe- reich den Ruckstand auf glasfaserausbauende Wettbewerber wie die Deutsche Glasfaser und andere aufzuholen. Um mit hoher Ge- schwindigkeit viele Gemeinden „besetzen“ zu konnen – und damit fur Wettbewerbs- unternehmen zu blockieren –, (a) verlegt sie ihre Leerrohrsysteme bzw. Glasfaseran- schlusskabel nur in den Kernbereichen der Gemeinden und (b) verzichtet großtenteils auf eine Fertigstellung der Anschlusse. Dass die TD offenbar auch in Gemeinden aktiv wird, in denen bereits Wettbewerbsunter- nehmen Ausbauplanungen kommuniziert haben, umdiese und deren Investoren gezielt abzuschrecken, wurde nun endlich auch in einem ersten Zwischenbericht der Monito- ringstelle Doppelausbau der BNetzA vom 11.04.2024 „amtlich“ festgestellt. So wurde in der Halfte der gemeldeten „Telekom-Falle“ genau dieses Verhalten beobachtet, und in 20 % der Falle fuhrte dieses sogar zu einem Ruckzug des erstausbauendenWettbewerbs- unternehmens. Glasfaser-Anschlusse Dass die TD den Glasfaser-Ausbau nur halb- herzig betreibt, zeigt sich insbesondere daran, Bild 2: Angebot und Nachfrage von FTTP-Anschlussen nach Betreiber – Homes Connected und Homes Activated, jeweils zum Jahresende (Grafik: Dialog Consult/VATM)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=