NET 4/2024

44 www.net-im-web.de 04/24 Die Telekom auf dem Weg ins Gigabit-Zeitalter dass von den 7,9Mio. HP-Haushalten, die fur dieTelekomEnde 2023mit FTTH erreichbar sind, geschatzt nur 2,3Mio. Anschlusse fertig- gestellt wurden – Homes Connected (HC). Das sind weniger als 30 % der erreichbaren Haushalte. Zahlen zu HC veroffentlich die DTAG nicht. Das Angebot an Fiber-To-The- Premises (FTTP)-Anschlussen (beinhaltet FTTBundFTTH) derWettbewerbsunterneh- men liegt bei 5,3 Mio. Ende 2023 (s. Bild 2). DieTelekomhat auch keine Eile bei der Fertigstellung, viel wichtiger ist ihr die Blockade zahlreicher Gemeinden fur Wett- bewerber. Die Kunden in den landlichen Bereichen konnen auch nach 2030 noch auf Glasfaser migriert werden. Bis dahin mussen sie ihren langsamen ADSL- oder VDSL-Anschluss nutzen. Die TD verdient mit jedem DSL-Anschluss Geld, egal ob es ein direkter TD-Kunde ist oder ob ein Wettbewerbsunternehmen fur seine Kunden Vorleistungsentgelte an die TD zu bezahlen hat. DieWettbewerbsunternehmen hingegen sind auf die Fertigstellung der Anschlusse angewiesen, um damit Geld verdienen zu konnen. Der CEO der DTAG, Timotheus Hottges, betont zudem haufig, dass diese mit FTTH das bessere Produkt gegenuber den Wettbewerbern hat, die „nur“ FTTB anbieten. Damit verschweigt er jedoch, dass (a) zahlreiche Wettbewerber ausschließ- lich FTTH ausbauen, (b) die TD vor 15 Jahren den Bau von FTTB-Anschlussen in den Ballungszentren verpennt hat (s. o.), (c) FTTB eine mittelfristig ausgelegte leistungsfahige Ubergangsvariante ist, die spater leicht zu FTTH erweitert werden kann, und (d) mit FTTB-Anschlussen die Hemmschwelle insbesondere fur Eigentumer von Mehrfamilienhausern (MFH) gerin- ger ist. Somit konnen mit FTTB schneller vermarktungsfahige Anschlusse gebaut wer- den, die fur die Wettbewerbsunternehmen Umsatzbeitrage liefern. Die Telekom freilich ist aus den oben angefuhrten Grunden nicht auf diese fruhen Umsatze angewiesen. In weiterentwickelten Markten wie z. B. der Schweiz sind FTTH-basierte Internetzugange mit Downlink-Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s auch im Privatkundensegment mittlerweile Standard. Seit 2021 sind dort sogar Zugange mit 25 Gbit/s imDown- und Uplink erhaltlich. Mit den von der Telekom gebauten Point-to-Multipoint (PtMP)-Struk- turen in Verbindung mit Gigabit Passive Optical Network (GPON) sind in der ersten Stufe jedoch nur Bandbreiten von bis zu 2,5 Gbit/s im Down- und 1,25 Gbit/s im Up- link moglich. Nachfrage nach FTTP-Anschlussen Beim Vergleich der von Kunden genutzten FTTP-Anschlusse – Homes Activated (HA) – zeigt sich, dass den 1Mio. TD-Anschlussen 3,2Mio. FTTP-Anschlusse vonWettbewerbs- unternehmen gegenuberstehen, die somit uber dreimal so viele Kunden auf modernen Glasfaseranschlussnetzen im Vergleich zur TD haben (s. Bild 2). DieWettbewerbsunternehmen leis- ten insgesamt einen deutlich großeren Beitrag zumRollout der Gigabit-Landschaft, weil sie heute deutlichmehr Gigabit-Kunden amNetz haben. Den 1 Mio. HA-FTTP-Anschlussen der TD stehen 11,8Mio. HA-Wettbewerber- Anschlusse gegenuber, die auf den Plattformen FTTP und HFC vermarktet werden (s. Bild 3). Damit hat dieTelekomnicht nur einen sehr kleinen Marktanteil in der Gigabit-Welt von 7,8 %, sie wachst mit +300Tsd. Anschlussen in 2023 auch deutlich langsamer imVergleich zu den Wettbewerbsunternehmen mit +500 Tsd. Anschlussen. DieTelekom treibt dieVermarktung ihrer FTTP-Anschlusse aus den oben bereits angefuhrten Grunden und Einschrankungen nur sehr halbherzig voran. Dies zeigt sich daran, dass innerhalb von 10 Jahren bis Ende 2021 nur ca. 520 Tsd. FTTP-Kunden ge- wonnen werden konnten, ein Zuwachs von durchschnittlich 13Tsd. Kunden proQuartal. Ein genaues Reporting zu den Kundenzahlen auf FTTP-Anschlussnetzen findet erst seit dem ersten Quartal 2022 statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte TD 560Tsd. Kunden. Mitt- lerweile konnte dieTD ihre Pro-Quartal-Ver- marktungszahlen von +42Tsd. Ende Q2 2022 auf +88 Tsd. Anschlusse Ende 2023 steigern und kommt damit fur Ende 2023 auf 998 Tsd. aktiv genutzte FTTP-Anschlusse. Mit diesem Kundenzuwachs wird die TD nur einen unterdurchschnittlichen Beitrag zur Gigabit-Gesellschaft 2030 leis- ten, da sie erst im Jahr 2039 die Halfte der deutschen Haushalte auf FTTP-Anschlusse migriert hatte. Das lange Festhalten derDTAG an ihren technisch veralteten Kupfernetzen verzogert die zugige und nachhaltige Ent- wicklung hin zu gigabitfahigen Anschlussen in Deutschland massiv. Bild 3: Nachfrage nach gigabitfahigen Anschlussen nach Betreiber – Homes Activated, jeweils zum Jahresende (Grafik: Dialog Consult/VATM)

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