NET 05/2021

14 www.net-im-web.de 05/21 Telefonkonzepte ohne Grenzen • Hardwarebasierte VoIP-Anlage: meis- tens traditionelle Telefoniehersteller, die ihre bestehende Telefonanlage um eine VoIP-Schnittstelle erweitert haben (z.B. Unify HiPath-Familie). • Softwarebasierte VoIP-Anlage: Tele- foniehersteller und -anbieter, deren Lösung nicht mehr auf einer bestimm- ten Hardwareanlage basiert, sondern die auf einem beliebigen Server (auch virtuell) einsetzbar ist (z.B. Asterisk- VoIP-Systeme auf Open-Source-Basis). • Hybride VoIP-Anlagen: basieren auf der einen Seite auf Serversystemen, benötigen aber zusätzlich noch her- stellerspezifische Hardware (z.B. Cisco Unified Communications Manager/ Call Manager mit routerbasierter Hardware). Vorteilhaft bei VoIP ist, dass man eine viel größere Auswahl an Lösungen, unab- hängig von einem bestimmten Hersteller, hat. Auch die Verbindung von VoIP mit vorhandenen Anwendungen (z.B. Tele- fonie aus einem ERP- oder CRM-System heraus) und Systemen (z.B. Einbindung einer Alarmanlage oderTüröffnungsanlage) erhöht die Flexibilität und schafft ganze neue Funktionen. VoIP-Szenarien VoIP kann in sehr unterschiedlichen Sze- narien umgesetzt und implementiert wer- den. Je nachdem, in welchem Szenario es zum Einsatz kommt, müssen auch andere Kriterien an die Sicherheit gestellt werden. Zusätzlich sind eine Vielzahl von Protokol- len im VoIP-Umfeld im Einsatz wie u.a. SIP/SIPS, RTP/SRTP, RTCP, H.323, IAX/ IAX2 (Asterisk), MGCP. Manche Protokolle sind proprie- tär, andere arbeiten nach offenen Stand- ards. Die größte Verbreitung besitzt heute allerdings das Session Initiation Protokol (SIP) im Zusammenspiel mit RTP. Dieses wird in der Regel standardkonform bei VoIP-Anbietern eingesetzt. Bei VoIP kann man grundsätzlich zwei Hauptszenarien unterscheiden: • IP Centrex/Hosted IP (Szenario 1): Diese VoIP-Variante beinhaltet eine virtuelle IP-basierte Nebenstellen- Bild 1: Nutzung einer virtuellen VoIP-Provider-Anlage mit zwei Standorten und unterschiedlichen Endgeräten. Hierbei verbinden sich die IP-Telefone über die Firmen-Firewall mit der Provider-Anlage Neue Randbedingungen • Sprachqualität: Bei ISDN stand vorher eine exklusive Telefonleitung zwischen den Teilnehmern zur Ver- fügung, die eine bestimmte Sprachqualität garantierte. Wenn keine Netzressourcen mehr vorhanden waren (z.B. zu Silvester), wurden keine neuen Verbindungen aufgebaut, weil die Qualität nicht gewährleistet werden konnte. Dies ist bei VoIP nicht mehr der Fall, das heißt, es werden auch Verbindungen aufgebaut, wenn eine schlechte Sprachqualität vorhanden ist. • Bedienbarkeit: VoIP-Telefone bieten neue Funktionen gegenüber ihren ISDN-Pedants. Zudem gibt es neue Endgerätemöglichkeiten, z.B. Softphones, die sowohl auf einem Laptop und Desktop-PC als auch auf einem Smartphone oder Tablet laufen können. So kann quasi endgeräteunabhängig kommuniziert werden, je nach Bedienbarkeitsvorlieben. • Abhörsicherheit: ISDN baute vorher einen dedizierten Kanal auf, der schwierig abzuhören war, da man dafür einen direkten Zugang zur Vermittlungsstelle oder TK-Anlage benötigte. Gespräche mitzuhören, ist bei VoIP wesentlich einfacher, da die Kommunikation über das interne Netz oder das öffentliche Internet geschieht. Zwar gibt es hier auch Möglichkeiten der Absicherung, diese werden aber von den meisten VoIP- Providern nicht angeboten oder bereitgestellt. • Ausfallsicherheit: Während man vorher bei einer ISDN-TK-Anlage ganz automatisch davon ausging, dass sie nicht ausfällt, ist VoIP theoretisch anfälliger, wenn es sich um reine Serverlösungen handelt. Es muss also eine Redundanz und Skalierbarkeit eingeplant werden, wenn man die gleiche Ausfallsicherheit er- reichen möchte wie in der ISDN-Welt.

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