NET 05/2021
18 www.net-im-web.de 05/21 Hybride Netzinfrastrukturen intelligent managen Replikation von „etwas“. Digitale Zwillinge können dabei viele Formen annehmen und unterschiedliche Dinge replizieren, etwa eine Organisation, ein Gebäude, eine Stadt, ein Produkt und sogar einen Prozess. Das gesamte Netz eines Telekommunikationsanbieters oderTeile davon sind potenzielle Kandidaten für einen digitalen Zwilling. Darüber hinaus ist ein digitaler Zwilling stets synchron mit demOriginal. Dynamische Aktualisierungen nach demClosed-Loop-Prinzip (siehe Kasten auf 19), die Änderungen in der realen Welt widerspiegeln, sind ein entscheidendes und unterscheidendes Merkmal des digitalen Zwillings. Denn die Kopie hat nur dann einen Wert, wenn sie ein exaktes Duplikat der Realität ist. Das Ziel eines digitalen Zwillings ist, den Zustand des Objekts, das er nach- bildet, ganzheitlich darzustellen und so Ver- änderungsbedarfe oder Optimierungsmög- lichkeiten sichtbar zu machen. Er fungiert als Spiegel, um das Verhalten seines realen Gegenstücks zu simulieren, vorherzusagen und zu prognostizieren. Für Netzbetreiber und Telekommunikationsanbieter ist es ein Ansatz, der es ihnen ermöglicht, ihr Netzwerk und ihre Dienste auf intelligente, präventive, dynamische und automatisierte Weise zu planen, auszubauen und zu verwalten. Wie arbeitet der digitale Zwilling? Der digitale Zwilling repliziert und visu- alisiert die hybride Netzinfrastruktur als georeferenzierte, schematische, tabellarische oder grafische 3D-Darstellung aller relevan- ten Infrastruktur- und Ressourcendetails. Dabei berücksichtigt er auch genutzte und verfügbare Kapazitäten, Abhängigkeiten zu bestehenden Ressourcen und vieles mehr. Die Darstellung erfolgt herstellerunabhängig und -übergreifend. Wartungsarbeiten simulieren Der digitale Zwilling ist der optimale Ort, um Was-wäre-wenn-Szenarien im Netz zu simulieren. Auf diese Weise lassen sich bei- spielsweise Kunden identifizieren, die von geplanten Wartungsarbeiten betroffen sein werden, so dass sie imVoraus benachrichtigt oder ihre Verbindungen umgeleitet werden können. Dazu ermittelt der digitale Zwilling basierend auf den in ihm enthaltenen Daten mithilfe von Algorithmen alle Verbindun- gen und Dienste, die von der geplanten Wartungsmaßnahme betroffen sein werden. Mithilfe dieser Informationen entscheidet der Diensteanbieter, ob und wie er Verbin- dungen umleiten kann oder Personen über Ausfallzeiten informieren muss. Ohne die Simulation im digitalen Zwilling müssten Netztechniker verschiedene Datenquellen und Managementsysteme einzeln abfragen, um die Auswirkungen auf die Kunden zu verstehen. Dies ist eine sehr zeitaufwendige und fehleranfällige Aufgabe. Auswirkungen von Ausfällen Um die Auswirkungen eines Ausfalls im Schematische Darstellung eines hybriden Kommunikationsnetzes. Die Netzinfrastruktur besteht aus mehreren und heterogenen Techniken, die zwar getrennt voneinander agieren, aber dennoch zusammenarbeiten müssen Kommunikationsnetze sind hybrid und komplex und bestehen aus: • Physikalischen Komponenten der Points of Presence (PoPs); • Rechenzentrumsstandorten (Core- und Edge-Rechenzentren) sowie den dazugehörigen Front-, Mid- und Backhaulverbindungen; • Funknetzstandorten bzw. Radio Access Networks (RANs); • Schaltschränken im Gelände; • Kunden- oder anderen Netzwerkstandorten mit einzelnen Räumen, Racks und Geräten; • Aktiven Netzwerkknoten; • Passiver Infrastruktur mit Trays, Leerrohren, Mikrokanalbündeln, Kabeln und Fasern aus Kupfer und Glas- faser sowie hybriden Kabeln als Kombination aus beidem, Kassetten, Spleißen, Patchfeldern, Patchkabeln usw.; • Virtuellen Ressourcen auf Basis der Network Function Virtualization (NFV)-Infrastruktur, das heißt Server, Cluster, virtuelle Maschinen, virtualisierte Netzwerkfunktionen (NFVs); • Verbindungen und Verknüpfungen zwischen den vielen aktiven Netzelementen und Ressourcen; • Abhängigkeiten und Verbindungen, die sich über verschiedene Technologien hinweg ziehen; • Konfigurationsdaten, zugeordnet zu aktiven Knoten, logischen Ressourcen wie Zellen oder Verbindungen, virtuellen Objekten, passiven Geräten usw.
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