NET 05/2023
15 5/23 TV -UHF-Frequenzen Lösung für die PMSE-Dienste (Programme Making and Special Events). Klar ist, dass die bisherige Zuweisung des Bereichs 2030 ausläuft – und in wenigen Monaten zur Disposition steht. Nun hat sich der Rundfunk in den letzten 13 Jahren zweimal von Frequenzen verabschieden müssen – 2010 durch die sog. Digitale Dividende 1 von 790 bis 862 MHz (also 72 MHz) und 2015 durch die Digitale Dividende 2 von 694 bis 790 MHz (also weiteren 96 MHz) des ursprünglichen gesamten Bereichs von 470 bis 862 MHz. Gewinner sind die Mobilfunker – aber eben nur die, kaum die BOS und nicht die Bun- deswehr. Von den ursprünglichen 392MHz bleibenRundfunk und PMSE nur 224MHz. Und nur durch technische Innovationen in Form von DVB-T und DVB-T2 HD kann das Leistungsspektrum des Rundfunks auf- rechterhalten werden. Die Allianz argumentiert, der Rundfunk brauche dieses verbleibende UHF- Spektrum für die einfache, kostengünstige und daher niederschwellige terrestrische Übertragung seiner Angebote. Perspektivisch kommt weiterer Bedarf für das 5G-Bro- adcast-System hinzu. Mit diesem kann die Bevölkerung dann auch direkt auf mobilen Endgeräten erreicht werden, und dies ohne Vertrag mit einemMobilfunkkonzern. Auch im Katastrophenfall hat der terrestrische Rundfunk seine Zuverlässigkeiten bewiesen – Notstromaggregate und Brennstoffzellen halten selbst einem mehrtägigen „Schwarz- fall“ stand, was beimMobilfunk noch nicht gewährleistet ist. Zudem ist der Rundfunk energieeffizienter und zeitpräziser als Mobil- funk und Internet, ist eben ein „sicheres“ Medium. AuchWetterdienst und Radioast- ronomie sind auf denTV-UHF-Frequenzbe- reich angewiesen – und das Militär sowieso. Für Funkmikrofone, In-Ear-Syste- me, Talkback-Systeme, Kongresse, Konzerte, Seminare, Vorträge, Vorlesungen, Tourneen, Gottesdienste, Wettbewerbe – überall ist die Drahtlostechnik zuhause. Nicht ganz, denn nur dort, wo es UHF-Frequenzen für den Rundfunk gibt, handelt es sich um eine verträgliche Mitnutzung. Pro und Contra ImFrequenznutzungswettbewerb treten nun bekanntermaßen auch Mobilfunk, Militär und die BOS auf die Bühne. Argumente für Pro und Contra gibt es reichlich. So argumentiert die Allianz, alle drei Frequenz- wettbewerber hätten bereits viel Spektrum in anderen Frequenzbereichen. Mangelnde Wirtschaftlichkeit sind Ursachen für die Mobilfunkversorgungslücken auf dem Land – und nicht fehlende Frequenzen. Das hat jetzt auch Ernst Ferdinand Wilmsmann, Geschäftsführer der in Naumburg/Saale an- sässigen Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG) gegenüber NET bestätigt – und so die Existenz dieser Gesellschaft nochmals gerechtfertigt. Frequenzen sind international Etwas anders sieht es beim Militär und den BOSen aus. Laut Allianz stünden Mobil- funkfrequenzen vor allem oberhalb von 694 MHz zu sehr geringenKosten zur Verfügung. Frankreich und andere Länder würden diesen Weg beschreiten, heißt es. Ein eigenständiges, breitbandiges BOS-Kommunikationsnetz würde dagegen viele Milliarden kosten und viele Jahre Entwicklungszeit auch für End- geräte bedeuten. Das Thema internationale Frequenzharmonisierung ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Damit dürften heftige Argumente gegen das Vier-Phasen-Konzept der BDBOS vorliegen. Jedenfalls scheint laut ARK eine ko-primäre Nutzung von Rundfunk, Mobil- funk, Militär und BOS nicht zu funktionie- ren, wohl aber die bisherige von Rundfunk und Kultur. So also plädieren Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbri- tannien für eine Beibehaltung der bewährten Frequenznutzung durch Rundfunk, Kultur und Militär, werben für ein „No Change“ im Bereich 470 bis 694 MHz. Im übrigen sieht das auch der Koalitionsvertrag vom 24. November 2021 so vor. Denn darin heißt es: „Wir wollen das UHF-Band dauerhaft für Kultur und Rundfunk sichern.“ Eine Lösung für die Bedarfe der BOS sollte laut ARK imRahmen der bisheri- gen Regelungen möglich sein. Unsere Nach- barländer fahren entsprechende Strategien. So müsse die Entscheidung politisch getroffen werden, wobei die Lösung nach ARK-Vor- stellungen für Rundfunk und Kultur, Militär Tetra ist schmalbandig – und für Kommunikationsaufgaben der Zukunft nur bedingt einsatztauglich. So rufen die BOSen nach Breitbandigkeit und wollen ein eigenes Netz (Foto:BDBOS/Wilke)
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