NET 05/2023
16 www.net-im-web.de 5/23 TV -UHF-Frequenzen und BOS in Europa nur heißen könnte: „No Change“. Der „Kompromissvorschlag“ einer sekundären Mobilfunkzuweisung, von der Radio Spectrum Policy Group eingebracht, ist eine Vorstufe zum ko-primären Modell und wird daher ebenfalls abgelehnt. Die Entscheidung über die künftige bzw. weitere Nutzung des TV-UHF-Fre- quenzrestbandes zwischen 470 und 694 MHz nach 2030 fällt also noch in diesem Jahr. Und da die Frequenzen nun mal nicht an den Landesgrenzen Halt machen, ist eine internationale Einigung in der Weltregion 1 (Europa, Afrika, Russland, arabische Staa- ten) zwingend erforderlich. Bei der zwangs- läufigen Abtretung von Dividende 1- und Dividende-2-Frequenzen ist es vor allem zu einer Reduzierung der PMSE-Möglichkeiten gekommen – und dadurch zu Einschrän- kungen im Veranstaltungsbereich mit Ver- schrottungsgebot vieler Produktionsmittel. Jetzt hoffen – wie erwähnt – gleich mehrere Gruppen auf Frequenznutzung, die BOS, das Militär sowie die kommerziellen Mobilfunker, und zwar nicht nur auf Zuwei- sung, sondern vor allem auf Zuteilung. „Aus technischenGründen kann der kommerzielle und BOS-Mobilfunk den von ihmgenutzten Frequenzbereich nicht mit anderen Nutzern teilen“, heißt es in einem Positionspapier der ARK vom März dieses Jahres. Anders bei Rundfunk, PMSE, Radioastronomie, Wetterdiensten und Militär, die in diesem Band gemeinsam vertreten sind. Nach dem Koalitionsvertrag soll das UHF-Band dauerhaft für Kultur und Rundfunk zur Verfügung stehen. Anderer- seits – bindend ist der nicht, und so gibt es Beschlüsse der Innenministerkonferenz, in denen eine „Zuteilung eines geeigneten Fre- quenzspektrums von 60MHz an die BDBOS“ gefordert wird. Die dem Rundfunk wegzu- nehmen – wird von vielen kritisiert. Dabei sind die Nutzungszahlen von DVB-T2 HD alles andere als zufriedenstellend. Laut Statista dürften es 2021 rund 4,2 % der deutschen TV-Haushalte als Hauptgerät sein. Die ARK rechnet anders, addiert alle Empfangsartenwie Haupt- oder Zweitgerät, nimmt die Zahlen von Laptop, PCs und Nutzung im Auto hinzu, kommt so auf 14 %. Der Wegfall des Nebenkosten- privilegs des Kabelanschlusses dürfte die Umlegung der Kosten des Kabelanschlusses auf die Mieter beenden – Einzelabrechnung macht teuer und bringt Zuwachs bei DVB- T2 HD. Zudem ist DVB-T2 HD ziemlich ausfall- und überlastungssicher. Technisch wird bereits am neuen Rundfunkstandard 5G Broadcast gearbeitet, eine Empfangsart speziell für Smartphones, ohne dass der Rundfunkempfang auf das Datenvolumen angerechnet wird. Andererseits ist dokumentiert, dass schon jetzt Musikfestivals wegen Mangel an Funkfrequenzen oft nur in abgespeckter Form stattfinden können. Obwohl das lineare Programmangebot bei öffentlich-rechtlichen Sendern in den nächsten Jahren reduziert werden dürfte, ist wohl nicht mit einer Re- duzierung des Frequenzbedarfs zu rechnen, da andere Anwendungen hochkommen, beispielsweise eben 5G Broadcast. BOS-Bedarf zu groß gerechnet Die ARK zeigt sich verständnisvoll gegenüber der Position der Bundesanstalt für den Di- gitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS), ist doch der Rundfunk selbst auf die Sicherung von Veranstaltungen durch Sicherheitsbehörden angewiesen. Mehr noch –mehr und schnelle- re Sicherheit ist überlebenswichtig. Allerdings – mit den von der BDBOS geforderten 2 x 30 MHz inklusive Schutzabständen sind es eher 80 MHz – kann das TV-UHF-Band ohne Selbstaufgabe nicht dienen. Mit der 60-MHz-Forderung steht Deutschland al- lein da, andere Länder kommen mit weit- aus weniger aus, haben für die BOS eine priorisierte Mitnutzung von öffentlichen Mobilfunknetzen durchgesetzt. Auch hierzulande könnten Fre- quenzen im 800-MHz-Band schon ab 2025 und im 700-MHz-Band ab 2033 neu ver- geben werden. Ein eigenes Breitbandnetz für BOS & Co. ist aber vor allem eins – extrem teuer und kommt viel zu spät. Den BOS stehen zudem schon jetzt 16 MHz im 700-MHz-Band zur Verfügung, werden aber aus Mangel an Geräten noch nicht genutzt. Auch das europäische Satellitensystem IRIS- 2 könnte schon ab 2027 genutzt werden. Außerdem sind die Interessen des Militärs, Dem terrestrischen Fernsehen DVB-T2 HD könnte es an die Substanz gehen, sollten Mobilfunk, BOS und Bundeswehr auf der WRC-23 einen Teil des unteren UHF-Bandes zuge- sprochen bekommen (Foto: Stihl Timbersports u.a.)
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