NET 5/24
26 www.net-im-web.de 05/24 KR I T I S CHE KOMMUN I K AT I ON Mehr Cyberresilience Deutsch-israelische Forschungskooperation für Cybersicherheit im Energiesektor Bernhard Reimann ist Chefredakteur bei der NET Bernhard Reimann Das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicher- heit Athene und das israelische Ministerium für Energie und Infrastruktur starten ein neues kooperatives Forschungsprogramm. Für die Dauer von zunächst drei Jahren werden Forscher beider Institutionen Lösungen für drän- gende Fragen der Cybersicherheit im Energiesektor erforschen und entwickeln. Der Energiesektor zählt zu den wichtigsten kritischen Infrastrukturen jeder mo- dernen Gesellschaft. Unterbrechungen in der Versorgungmit Elektrizität, Gas undTreibstoff können eine Volkswirtschaft zum Stillstand bringen und enorme Schäden anrichten. Bereits heute ist der Energiesektor eines der bevorzugten Angriffsziele für Cyberkriminelle und staatliche Akteure. Laut einer aktuellen Studie von IBM richten sich mehr als 11% aller Cyberangriffe auf die Wirtschaft gegen den Energiesektor. Mehr als 43 % der Cyberangriffe gegen den Energiesektor betreffen Ziele in Europa. Die Mehrzahl der Cyberangriffe ist wirtschaftlich motiviert, etwa der Ransomware-Angriff von 2021 auf Colonial Pipeline, der an der Ost- küste der USA zu Panikkäufen anTankstellen führte. Im Kontext politischer und militärischer Konflikte sind zunehmend Cyberangriffe staatlicher Akteure zu verzeichnen. Auch Deutschland war schon von staatlichen Cy- berangriffen betroffen: Der russische Angriff 2022 auf das Satellitennetz von Viasat, das in der Ukraine für Notfallkommunikation genutzt wird, führte dazu, dass in Deutsch- land 5.800 Windkraftanlagen von Enercon nicht mehr steuerbar waren. Die Verbesserung der Cybersicher- heit der Energieversorgung ist deshalb eine der wichtigsten Aufgaben der anwendungs- orientierten Cybersicherheitsforschung. Seit 2022 besteht auf staatlicher Ebene eine enge Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Israel. Im deren Rahmen starten Athene und das israelische Energieministerium ein gemeinsames Forschungsprogramm zur Cy- bersicherheit. Für zunächst drei Jahre fördert das israelische Energieministerium Forscher an israelischen Universitäten, die gemeinsam mit Forschern von Athene die Grundlagen für die Verbesserung der Cybersicherheit im Energiesektor legen sollen. Der anfängliche Fokus soll hierbei auf der Entwicklung neuer, praktisch einsetzbarer Architekturen für eine cyberresilientere Energieversorgung, auf der Entwicklung von Verfahren zur Angriffs- erkennung auf allen Ebenen des Energiesek- tors und auf der Entwicklung von Verfahren zur Abwehr von Denial-of-Service-Angriffen liegen. Zur Eröffnung der Forschungsko- operation fand am6.Mai 2024 an der Goethe- Universität Frankfurt amMain einWorkshop der Forscher aus Israel und Deutschland statt, organisiert von Athene und der Deutschen Energie-Agentur Dena. Unter der Leitung von Prof. Dr. Haya Schulmann, ordentli- che Professorin an der Goethe-Universität, Mitglied im Direktorium von Athene und Gastprofessorin an den Universitäten von Jerusalem und Tel Aviv, trafen sich über 40 Personen aus Forschung,Wirtschaft und Poli- tik, um über Probleme und Lösungsansätze zu diskutieren. Prof. Schulmann koordiniert innerhalb von Athene den Forschungsbereich, der sich insbesondere mit Sicherheitsfragen von kritischen Infrastrukturen beschäftigt. www.athene-center.de Der Energiesektor zählt zu den wichtigsten kritischen Infrastrukturen einer modernen Gesellschaft und ist daher eines der bevorzugten Angriffsziele für Cyberkriminelle und staatliche Akteure (Bild: Fraunhofer SIT)
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