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34 www.net-im-web.de 05/24 Sieht so die Zukunft der Rechenzentren aus? Unternehmen in der Regel ihr eigenes IT- Equipment wie Server, Speicher und Netz- werkkomponenten mit und bezahlen den Anbieter für die Bereitstellung von Raum, Stromversorgung, Kühlung, Netzwerkan- bindung und physischer Sicherheit. Damit behalten sie die volle Kontrolle über ihre Daten. Gleichzeitig werden Investitionen und laufende Ausgaben durch „Mietkosten“ ersetzt. Das heißt, statt Kapital zu binden, profitieren dieVerantwortlichen von voll ab- zugsfähigen Betriebsausgaben. Durch um- fangreiche technische und organisatorische Maßnahmen wie redundante Systeme, leis- tungsfähige Brandschutzsysteme und eine zuverlässige Notstromversorgung erreichen Colocation-Anbieter zudemVerfügbarkeits- werte, die Unternehmen in Eigenregie nur selten schaffen. ZumLeistungsangebot eines Colocation-Rechenzentrums gehört neben Serverracks, redundanter Stromversorgung und Klimatisierung darüber hinaus die Betriebsunterstützung vor Ort in Form von „Remote Hands Services“: Techniker eines Colocation-Anbieters übernehmen dabei routinemäßig oder ad hoc Aufgaben wie den Austausch von Komponenten, die Überprüfung von Statusinformationen oder Anpassungen bei der Netzwerkverkabelung und entlasten damit die Mitarbeiter der Unternehmen spürbar. Passende Lösungen Den Platzbedarf bestimmt der Kunde, angefangen von einzelnen Serverracks über abgeschlossene Einheiten (Cages) in einer gemeinsamgenutztenUmgebung bis hin zu dedizierten Räumen (Suiten), kompletten Etagen oder sogar eigenen Gebäuden. Eine Skalierung der benötigtenRechenzentrums- fläche nach oben oder unten ist jederzeit und sogar während des laufenden Betriebs möglich. Die OpenColo-Fläche ist der Be- reich, in dem die Geräte der verschiedenen Unternehmenskunden untergebracht sind. Die Verbindungen zu externen Netzwerk- diensten, Internetknoten sowie zwischen denUnternehmenskunden und Cloud-An- bietern werden wiederum im sogenannten Meet-Me-Room hergestellt. Angesichts dieser Leistungsmerk- male undMöglichkeiten wird deutlich, wa- rum das Colocation-Modell grundsätzlich für Unternehmen jeder Größe und jeder Branche attraktiv ist. Kleine Firmen mit begrenzten Ressourcen erhalten Zugang zu einer hochwertigen IT-Infrastruktur. Branchen mit strengen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit be- kommen die erforderliche Security- und Compliance-Umgebung inklusive Zerti- fizierungen. Unternehmen mit mehreren Standorten bringen ihre IT in strategisch günstig gelegenen Rechenzentren unter, um Netzwerk-Latenzen zu minimieren. Schließlich können Unternehmen durch die Einrichtung alternativer Disaster-Re- covery-Standorte den Betrieb imFalle einer Unterbrechung nahtlos fortsetzen und so die Geschäftskontinuität sicherstellen. Selbst Hyperscaler, aber auch Automobilhersteller oder öffentliche Verwaltungen wollen auf diese Vorteile nicht verzichten. Argument Nachhaltigkeit Colocation-Rechenzentren sind üblicher- weise nicht nur mehrfach redundant an das Internet und große Internetknoten angebunden, sondern verfügen häufig auch über eine direkte Anbindung an die führenden Cloud-Provider, Telekommuni- kationsnetzanbieter und IT-Dienstleister. Die garantierten Bandbreiten und Latenzen erleichtern Unternehmen die Einführung von SaaS-Diensten und die Umsetzung von Hybrid-Cloud-Konzepten. Ein solches Re- chenzentrum ist aber auch nachhaltiger als eine kleinere Einzelanlage, da Skalierungs- effekte beispielsweise für eine effizientere Kühlung sorgen. Zudem optimieren die Dienstleister den Betrieb kontinuierlich und investieren dafür auch in Forschung und Entwicklung, sodass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele deutlich leichter erreichen. Regulatorische Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) enthalten weitreichende Pflichten für große Teile der deutschen Wirtschaft. Jedes Unter- nehmen mit einem Gesamtenergiebedarf von mehr als 2.500 MWh pro Jahr ist von demGesetz betroffen, wobei insbesondere Rechenzentren ab 300 kW nicht-redun- danter Nennanschlussleistung mit strengen Pflichten in Bezug auf Energieeffizienz, Ab- wärmenutzung und Berichte konfrontiert sind. So müssen Rechenzentren, die vor dem 1. Juli 2026 den Betrieb aufnehmen oder aufgenommen haben, ein Jahr später einen PUE-Wert – mit dieser technischen Kennzahl lässt sich die Energieeffizienz eines Rechenzentrums darstellen – von kleiner oder gleich 1,5 und ab dem 1. Juli 2030 von kleiner oder gleich 1,3 erreichen. Deutlich schärfere Vorgaben gelten für Rechenzentren, die ab dem 1. Juli 2026 in Betrieb gehen. Hier gilt eine PUE von maximal 1,2 und eine verpflichtende Ab- wärmenutzung. Fakt ist: Colocation-Lösungen bieten eine Vielzahl von Vorteilen. Natür- lichmuss jedes Unternehmen für sich selbst abwägen, ob und welches Rechenzentrums- modell für die Umsetzung der eigenen Ziele am besten geeignet ist. Viele werden jedoch aufgrund fehlender Ressourcen und knapper Budgets gar nicht in der Lage sein, eine adäquate Infrastruktur in Eigenregie aufzubauen und zu betreiben. Für sie ist Colocation eine sinnvolle Lösung, wenn nicht sogar die Zukunft des Rechenzen- trums. Kleine Firmen mit begrenz- ten Ressourcen erhalten Zugang zu einer hochwerti- gen IT-Infrastruktur

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