NET 5/24

42 www.net-im-web.de 05/24 6. Marktanalyse Gigabit-Anschlusse 2024 sorgbar waren, sind mit 26,0 % nur bei gut einemViertel die Anschlusse fertiggestellt. Die TD hat auch keine Eile bei der Fertig- stellung, viel wichtiger ist ihr die Blockade zahlreicher Gemeinden fur Wettbewerber. Die Kunden in den landlichen Bereichen konnen auch nach 2030 nochmigriert wer- den. Bis dahin mussen sie ihren langsamen ADSL- oder VDSL-Anschluss nutzen. Die TD verdient mit jedem DSL-Anschluss Geld, egal ob es ein direkter TD-Kunde ist oder ob ein Wettbewerbsunternehmen fur seine Kunden Vorleistungsentgelte an die TD zu bezahlen hat. Dass dieTDoffenbar haufig inGe- meinden aktiv wird, in denen bereits Wett- bewerbsunternehmen Ausbauplanungen kommuniziert haben, um diese und deren Investoren gezielt abzuschrecken, wurde nun endlich auch in einem ersten Zwischen- bericht der Monitoringstelle Doppelausbau der Bundesnetzagentur fur Elektrizitat, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA) vom11.04.2024 „amtlich“ festge- stellt. So wurde in der Halfte der gemeldeten „Telekom-Falle“ genau dieses Verhalten beobachtet, und in 20 % der Falle fuhrte dieses sogar zu einem Ruckzug des erstaus- bauenden Wettbewerbsunternehmens. Die Wettbewerbsunternehmen hingegen sind auf die Fertigstellung der Anschlusse angewiesen, um damit Geld verdienen zu konnen. Und so sind bei den Wettbewerbsunternehmen mit 5,7 Mio. HC bei 58,8%der versorgbarenHaushalte die Anschlusse komplett fertiggestellt. Deshalb ist die „Take-up-Rate“, die das Verhaltnis von HP zu HA beschreibt, bei den Wettbewerbsunternehmen mit 35,1 % deutlich hoher im Vergleich zur TD, die nur eine Take-up-Rate von 13,0 % erreicht. Dieser Wert unterstreicht erneut die Blockade-Strategie der TD. In absolu- ten Zahlen haben die Wettbewerber mit 3,4 Mio. FTTB/H-Kunden fast dreimal so viele Kunden im Vergleich zur TD, die Mitte 2024 auf 1,2 Mio. kommt. Setztman die 8,1Mio. FTTB/H-Anschlusse (HC) in Relation zu den 45,7 Mio. zu versorgenden Haushalten/KMU, dann ergibt sich eine Glasfaserversorgungsquote von 17,7 % (s. Bild 4). Der Beitrag der Wettbewerbsunternehmen zu der Glas- faserversorgung liegt bei uber 70 %, die TD tragt nur zu 29,6 % zu dieser Ver- sorgungsquote bei. Die Nutzung der FTTB/H-Platt- form des großten deutschen Anbieters TD konnte analog zur VDSL-Plattform statt- finden, ist aber bisher nicht reguliert und kommt nicht in Fahrt. Die Wettbewerbs- unternehmen konnen deshalb bisher nur sehr zaghaft ihre Kunden auf Basis der Open Access-FTTH-Plattform der TD erreichen und versorgen so nur knapp 40 Tsd. Kunden (s. Bild 5). Und auf den CuDA-Netzen geht die Nutzung durch Wettbewerber aufgrund der Regulierung Light kontinuierlich zuruck. Bandbreite und Datenvolumen Bereits uber ein Viertel (26,7 %) der Haus- halte/KMUmit gigabitfahigen Anschlussen nutzen auch einen Tarif mit einer Band- breite von 1 Gbit/s oder mehr (s. Bild 6). Uber die Halfte (56,9 %) der Haushalte mit gigabitfahigen Anschlussen nutzen Bandbreiten oberhalb der mit VDSL-Super- vectoring-Technologien moglichen 250 Mbit/s. Es ist ein deutlicher „Gigabit-Ef- fekt“ zu erkennen: Trotz hoherer Preise ist die Nachfrage fur das Gigabit-Produkt großer als fur kleinere Bandbreiten. Die durchschnittlich gebuchte Bandbreite liegt bei 485 Mbit/s. In den schnellen Bandbreiten- klassen von 500 Mbit/s bis unter 1 Gbit/s kommen +100Tsd. Anschlusse hinzu (+0,7 %-Punkte), in der Klasse mit 1 Gbit/s und mehr kommen sogar +500 Tsd. Nutzer hinzu (+3,7 %-Punkte). In den „langsa- men“ Bandbreitenklassen von 250 Mbit/s bis unter 500 Mbit/s sind es −200 Tsd. Anschlusse weniger (−2,4%-Punkte), in der Klasse mit weniger als 250 Mbit/s sind es −100Tsd. Nutzer weniger (−2,0%-Punkte). 1,87Mio. gigabitfahigeAnschlusse werden Mitte 2024 von Geschaftskunden eingesetzt. Im Vergleich zur Nutzungsver- teilung uber alle Anschlusse fallt die band- breitenintensivere Nutzung auf: 19,1 % buchen Tarife mit mindestens 1 Gbit/s und, zwei Drittel (66,4 %) nutzen Band- breiten oberhalb der VDSL-Bandbreiten. Ein Gigabit-Effekt ist nicht zu beobachten – offensichtlich betreibenGK die Bandbrei- tenauswahl deutlich rationaler imVergleich zu Privatkunden (PK). Die durchschnittlich gebuchte Bandbreite liegt bei 636 Mbit/s. Bild 6: Nachfrage bei gigabitfahigen Anschlussen nach Bandbreitenklassen. HA, jeweils zum (Halb-) Jahresende (Grafik: Unternehmensangaben, Dialog Consult/VATM)

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