NET 6-7 2023

17 www.net-im-web.de 6-7/23 5G-Campusnetze Betreibt ein öffentlicher Mobilfunknetz- betreiber ein 5G-Campusnetz, so fungiert er auch als Dienstleister. Er stellt die Cam- pusservices schlüsselfertig bereit. Bei dieser Variante ist das Anwenderunternehmen in hohemMaße von den Netzeigenschaften des Netzbetreibers amOrt des Unterneh- mens abhängig. Dies kann zu Einbußen in Bezug auf die Flexibilität, die Performance und womöglich auch die Sicherheit des Netzes führen. Für viele Unternehmen ist aber die Unabhängigkeit von Mobil- funknetzbetreibern und vom öffentlichen Mobilfunknetz von entscheidender Be- deutung. Die Abrechnung erfolgt beim öffentlichen 5G-Campusnetz in der Regel periodisch, z. B. nach Anzahl der SIM- Karten, also nach Anzahl der drahtlosen Geräte, die auf dem Campus genutzt werden. Zu beachten ist hierbei, dass die Herstellung einer individuellen Funk- versorgung, zum Beispiel in Gebäuden, einmalig nach Aufwand abgerechnet wird, also nicht Bestandteil der monatlichen SIM-Kartenabrechnung ist. Vorteile dedizierter 5G-Campus- netze Eine Entscheidung für ein eigenes – also ein dediziertes – Campusnetz bedeutet Unabhängigkeit von den Eigenschaften des Netzes eines öffentlichen Netzbetreibers am Unternehmensstandort. Der Cam- puseigentümer ist im Prinzip sein eigener Netzbetreiber. Planung, Bereitstellung und Betrieb erfolgen praktisch in Eigenregie. Bei diesemModell sind die Betriebskosten unabhängig von der Anzahl der drahtlosen mobilen Geräte. Allerdings müssen beim Aufbau eines eigenenCampusnetzes höhere Anschaffungskosten einkalkuliert werden. Das Know-how zum Aufbau und Be- trieb eines eigenen 5G-Campusnetzes muss dabei jedoch nicht zwangsläufig im Unternehmen verankert sein. Planung, Bereitstellung und der Betrieb des Net- zes können von qualifizierten Partnern und Servicedienstleistern durchgeführt werden. So erhält das Unternehmen ein maßgeschneidertes individuelles Netz, das entsprechend den individuellen An- forderungen optimiert ist. Sollten neue individuelle Anfor- derungen des Unternehmens eine Erwei- terung der Leistungsmerkmale des Netzes erfordern, so ist auch das möglich. Ein eige- nes 5G-Campusnetz ist „Future Proved“ – also zukunftssicher. Das Unternehmen hat es selbst in der Hand, das Campus- netz – wenn erforderlich – entsprechend anzupassen. Es gilt: Lösungen zur Netzop- timierung leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung eines Unternehmens. Als weitere Vorteile eines dedizierten 5G- Campusnetzes seien genannt: • Ein lizenziertes Frequenzband bietet alleinigen Zugriff auf die volle Netz- kapazität. • Ein individuelles Netzdesign ist exakt abstimmbar auf die eigenen Anfor- derungen. • Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit, Sicher- heit und Datensouveränität liegen in der eigenen Hand. • Angesichts steigender Sicherheits- anforderungen an die Kommuni- kationsinfrastruktur ist der Aufbau eines privaten 5G-Netzes auch eine große Chance, die Datensicherheit und Datenhoheit zu erhöhen. • Mit einem eigenständigen Campus- netz ist es möglich, dass die Unterneh- mensdaten komplett auf dem eigenen Campus verbleiben. Fortlaufende Standardisierung Bei der Standardisierung von 5G handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess. Sie erfolgt in sogenannten Releases, die jeweils einen bestimmten Leistungsumfang beinhalten. Ein neues Release kommt etwa alle zwei Jahre auf den Markt. Ein Unternehmen muss also schauen, ob die Leistungsmerkmale des jeweils aktuellen Releases seine individuellen Anwendungen unterstützen. Die derzeit verfügbare 5G-Tech- nik beinhaltet überwiegend das Release 15. Der Leistungsumfang ist bereits für eine Vielzahl von Anwendungen – insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – geeignet. Unabhängig von den Releases ist es besonders auch für KMU empfehlenswert, sich mit 5G frühzeitig auseinanderzusetzen: Sie könnenmit einem kleinen System beginnen, das sich dann sukzessive erweitern lässt. Hemmnis beim Aufbau Das entscheidende Hemmnis, das Unter- nehmen und Kritis gegenwärtig noch da- von abhalten könnte, ein 5G-Campusnetz aufzubauen, liegt in der Herausforderung, den Mehrwert von 5G zu quantifizie- ren und damit die Wirtschaftlichkeit in eine 5G-Investition zu bewerten. Daher werden die Kosten für 5G-Konnektivität von den meisten der Unternehmen als größtes Problem angesehen. Insbesondere schätzen viele Unternehmen diese Kosten noch als zu hoch für den Mehrwert, den sie erwarten, ein. Für KMU treten die genannten Probleme noch verstärkt auf, da sie in der Regel nicht über finanzielle und personelle Kapazitäten verfügen, um Pilotprojekte durchzuführen. Um 5G-Campusnetze zu einem Erfolg zu führen, ist es folglich besonders relevant, für diese Unternehmen die Ein- trittshürden bezüglich der auftretenden Kosten zu senken. Aufgrund der Unsi- cherheit in dieser frühen Phase ergreifen die KMU häufig nur die Initiative, wenn eine staatliche Förderung möglich ist. Die Forderung nach einer staatlichen Förderung beim Aufbau von Campus- netzen hat der PMeV – Netzwerk sichere Kommunikation bereits anlässlich der Bundestagswahl 2021 an die zukünftige Regierung gestellt.

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