NET 6-7 2023

20 www.net-im-web.de 6-7/23 KR I T I S CHE KOMMUN I K AT I ON Schnelle Katastrophenhilfe KI kombiniert Daten aus Erdbeobachtung und sozialen Medien Bernhard Reimann Zum Glück war es nur eine Übung: Durch ein Sturmtief werden Teile Salzburgs und umliegende Gebiete überschwemmt, Gebäude stürzen ein, Züge entgleisen, Menschen sind in Not. Etwa 800 Beteiligte stellten sich dem Katastrophensze - nario in Österreich, darunter auch Mitarbeiter aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie haben Methoden zur Lageerfassung und Lageauswer- tung entwickelt, damit wichtige Informationen den Krisenstäben bei Einsätzen schneller und um- fangreicher als üblich zur Verfü- gung stehen. Bernhard Reimann ist Objektleiter bei der NET „Die Daten- und Informa- tionsvielfalt in Katastro- phenlagen hat durch mo- derne Technik in den letzten Jahren enorm zugenommen. Bisher wird aber nur ein kleiner Teil dieser Daten für die Lageeinschätzung genutzt“, erklärt Dr.MarcWieland vomEarth Observation Center (EOC) im DLR. Er ist Leiter des deutsch-österreichischen Projekts AIFER (Artificial Intelligence for Emergen- cy Response). In dem Projekt arbeiten die Forscher mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI), um Informationen aus der Erdbeobachtung und aus dem Internet zu kombinieren. „Dabei werden Daten von Satelliten, Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen sowie Daten aus sozialen Medien automatisiert ausgewertet, zusammengefasst und aufbereitet. Die entwickelten Verfahren sollen den Bevölkerungsschutz unterstützen“, ergänzt Marc Wieland. Echtzeitnahe Auswertungen Im Rahmen des Forschungsprojekts be- teiligten sich das DLR, die Paris Lodron Universität Salzburg sowie das Österreichi- sche und das Bayerische Rote Kreuz am 29. April 2023 an der Katastrophenschutzübung. Dabei wurde der Einsatz der innovativen Technologien in einem eigens eingerichteten Lagezentrum demonstriert. Expertinnen und Experten von verschiedenen Organisa- tionen bewerteten die Ergebnisse, während Rettungskräfte vor Ort im Einsatz waren. „Die Übung ist sehr realitätsnah“, sagt Dr. Konstanze Lechner vomZentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im EOC. „Die Informationen aller Ein- satzabschnitte wurden hier dynamisch und aktuell auf Grundlage von Satellitenbildern, Drohnenbefliegungen und sozialen Medien erhoben. Unsere Aufgabe war, sie dann echt- zeitnah auszuwerten und im Lagezentrum zu einem komplexen Lagebild zusammenzu- führen.“ Ein Videostream im Lagezentrum zeigte Aufnahmen einer bodengestützten Kamera, ein anderer Live-Drohnenbilder. Die DLR-Mitarbeiter präsentierten außerdemein digitales Geländemodell von einer Region In der Einsatzzentrale in Salzburg liefen alle Informationen aus vier Einsatzszenarien zusammen. Social-Media-Daten, Drohnen- und Satellitenbilder wurden mithilfe künstlicher In- telligenz ausgewertet (Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr)

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