NET 08/2021
25 www.net-im-web.de 08/21 Fiber-Messtechnik bringt Licht ins Dunkel die Glasfaserleitung ist und in welcher Entfernung es ein Event gibt. Stimmt das Ende der Leitung nicht mit demvermuteten Event überein, ist etwas faul. Ist die Leitung z.B. etwa 1 km lang, der Fault Finder detektiert jedoch bereits nach 500 m ein Event, so könnte es ein Koppler in einem Netzverteiler (NVt) in ca. 500 m Entfernung sein, der die un- gewollte Dämpfung verursacht. Genauso gut könnte ein schlechter Konnektor, ein schlechter Spleiß, ein Faserbruch oder eine zu starke Biegung ursächlich dafür sein. Ein Fault Finder ist ein guter Helfer für den Alltag und deckt schnell offenkundige Probleme auf. Optical Time Domain Reflectometer Komplexere Probleme erfordern allerdings auch komplexere Messmethoden. Ohne Frage ist das Optical TDR, also die optische Zeitbereichsreflektometrie, das genaueste Instrument zur Detektion von Glasfaser- fehlern. Oft ist es aber leider teuer (mit steigender Genauigkeit) und schwieriger zu bedienen; es braucht Fachwissen. DieGeräte sind meist als reines Stand-alone-OTDR ausgelegt, d.h., viele weitere zusätzliche Messhilfen müssen vom Techniker mit- geführt werden. Wichtig ist dabei nicht die klassi- sche TDR-Reflexionskurve, die eigentlich nur von absoluten Experten interpretiert werden kann, sondern die Leistung der Auswertungssoftware dahinter. Anhand einer Streckengrafik werden Events nicht nur genau charakterisiert (Stecker, Spleiß, Biegung u.v.m.), sondern auf wenige Zenti- meter genau lokalisiert (Bild 1). Eine vereinfachte grafische Bedie- nung erlaubt das Auswählen jedes einzelnen Events per Touch. Zudem werden weitere wichtige Parameter zur Gesamt- und zur Teilstrecke geliefert, wie z.B. die optische Rückflussdämpfung (ORL – Optical Re- turn Loss) und die Einfügedämpfung (IL – Insertion Loss). Erstere gibt Aufschluss darüber, wie gut die oder der Steckverbinder die ungewünschten Reflexionen dämpfen – der Wert sollte möglichst hoch sein. Der zweiteWert gibt an, wie gut sich das Nutz- signal in die Faser einfügen lässt – dieser Wert sollte möglichst gering sein. Geringe (3,5m)Totzonen (Dämp- fungstotzone) erlauben auch die Ermittlung von Problemen imNahbereich (Last Mile) und können mit einer entsprechenden Vorlauffaser noch weiter verkürzt werden. Geringe (0,8m) Ereignistotzonen (Abstand zwischen zwei Ereignissen) erlauben die Erkennung von vielen kurz aufeinander- folgenden Events auf Kabellängen von bis zu 40 km, was für die letzte Meile mehr als ausreicht. Zur weiteren Vereinfachung sollte bei der Anschaffung auf einen Automodus geachtet werden, der die nicht immer ganz einfache Konfiguration imVorfeld einesTests erspart. Minimal sind zwei Wellenlängen notwendig, um aus den Laufzeitunterschie- den Biegeradienverletzungen zu ermitteln, imLive-Betrieb störungsfrei zumessen (z.B. mit 1.650 nmWellenlänge) und um auf der für einen echten Betrieb notwendigenWel- lenlänge (z.B. 1.310 nm, GPON-Down- link) testen zu können. Weitere Wellen- längen und eine größere Genauigkeit lassen den Preis sehr schnell ansteigen. Gigabit Passive Optical Network Da viele der oben genannten Messungen gerade auf der letzten Meile eine große Rolle spielen, soll nun zuletzt auf Gigabit Passive Optical Network (GPON) als die flächendeckende WAN-Technik der Zu- kunft eingegangen werden, da sie sich von einer klassischen Ethernet-Verbindung im LAN-Bereich unterscheidet. Die GPON-Infrastruktur ist eine passive Punkt-zu-Mehrpunkt-Topologie, Bild 1: Grafische Event-für-Event-Analyse einer optischen Übertragungsstrecke mithilfe einer OTDR-Messung. Anhand einer Streckengrafik werden Events wie Stecker, Spleiß oder Biegung genau charakterisiert
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