NET 8/2022
14 www.net-im-web.de 8/22 Ohne Breitband geht bald nichts mehr es schwierig. Auchwenn der ECC-Report 199 aus dem Jahr 2013 insgesamt 2 x 10 MHz fordert, sind erstmal 2 x 3 MHz in Band 28 und 2 x 5 MHz im Band 68 zugeteilt – was natürlich für Breitband nicht reicht. „Wir warten auf eMBMS (Evolved Multimedia Broadcast and Multicast Services), und das wird im 700-MHz-Spektrum der kommer- ziellen Netzbetreiber stattfinden“, erklärt Lambert. Aus Belgien berichtet Jo Dewae- le von Astrid, einem 1998 gegründeten regierungseigenen Unternehmen. Neben Tetra gibt es noch ein Pocsag-Paging-Netz. Und wieder hat eineTerrorattacke (2016 in Brüssel) eine Katalysatorrolle, dieses Mal für eine Blaulicht-Mobile-Lösung, nicht nur für Daten, sondern auch für Sprache. Genutzt werden alle nationalen Netze. Die einst geplanten Tetra-Wideband- und Tetra-Broadband-Systeme auf 3G- und 4G-Basis spielen keine Rolle, zu viele Ba- sisstationen und zu wenig Spektrum. So bleibt nur die öffentliche Alternative 3GPP MCX (MCPTT, MCData, MCVideo), aber Gruppenruf geht (noch) nicht. In Belgien sind derzeit für 60.000 Nutzer auf 30.000 km2 550 Basisstationen im Einsatz. „Wenn wir nach Breitband gehen, brauchen wir 5.000 bis 6.000, also zehnmal mehr, abhängig von derTopologie. Pro Basisstation rechnen wir dannmit zehn Nutzern“, so Astrid-Mann Jo Dewaele. Bei kommerziellen Netzen sind es 1.000. „Ein komplettes dediziertes Breitbandnetz ist für uns nicht machbar, wir können nicht in tausende Basisstationen investieren, aber wir können ein Kernnetz finanzieren.“ Jetzt steht eine Sharing-Lösung auf dem Plan, eine Kombination eines eigenen Kernnetzes mit einem Multi Operator Core Network (MOCN) des oder derMNOs. Die Vorteile sind klar, das Kernnetz bleibt bei Astrid, Priority und Preamption sind gewährleistet. Auch Spanien ist breitbandig unterwegs, wie Enrique Belde Esplugues vom Innenministerium erklärt. Gegenwär- tig versorgen im Sirdee-Netz (Sistema de Radiocomunicaciones Digitales de Emer- gencia del Estado) 1.530 Basisstationen über 71.000Terminals, aber nur für Sprache und mit Tetrapol. Nun wird an einem Breitband-Sirdee gearbeitet, wobei kritische Sprache immer garantiert ist. Als privates, also staatliches Spektrum stehen die Bänder B28 und B31 mit garantierter QoS zur Verfügung, als Backup öffentliche Netze, Letztere freilich ohne QoS. Interoperabilität zwischen Breit- und Schmalband-Sirdee- Netzen muss es geben. Bei den Breitband- Diensten geht es umSprache, Daten, Video, MDM(Mobile DeviceManagement) sowie Sprach- und Videorecording nebst sicherer Wiedergabe. Im nächsten Jahr sollen die ersten Provinzen nach Breitbandmigrieren, wobei sowohlTetrapol- als auch LTE-Geräte in einer Sprechgruppe genutzt werden. In Finnland hat sich die Erillis- verkot Group als Inhaber und Betreiber des Virve-Netzes aufgemacht, aus dem 20 Jahre alten Tetra-Dienst Virve ein Virve 2 zu machen, wie Jarmo Vinkvist erklärt. Das Unternehmen ist 100 % staatlich. „Vor Tetra hatten wir über 50 separate analoge Funknetze, seit 2000 sind die alle in einem Netz vereint." In Finnland ist die Bevölke- rungsdichte mit 17 Personen pro km2 sehr gering und hat auch die geringste „Polizei- dichte“ mit 137 Polizisten auf 100.000 Bewohner, in Deutschland sind es 297 und EU-weit 318. „In Lappland müssen Polizis- ten manchmal 100, 200 km zum Einsatz fahren, und dann ist der Zoll oft schneller, kann auch Polizeiaufgaben übernehmen“, so Vinkvist. Die Netzabdeckung liegt bei 96,7 % (in Nationalsparks gibt’s keine, weil da niemand wohnt). ImNotfall wird Direct Mode genutzt. Breitbandleistungen werden von anderen Playern des Marktes bezogen. In allen Fahrzeugen steckt die glei- che Technik – immer ein großer Bildschirm in der Mitte, auch bei den Motorrädern. Bei 120 km/h und mehr dürfte das nicht leicht zu handeln sein, deshalb gibt es z.B. eine automatische Kennzeichenerkennung, auch für Schneemobile und Boote. Vir- ves Nutzerstatistik: 50.000 Nutzer, 2 Mio. Gruppenrufe und 70Mio. Kurzmitteilungen pro Woche. Zu den Nutzern gehören u.a. Feuerwehr, Rettung, Polizei, Zoll, Sozial- und Gesundheitheitsdienste sowie das Militär. 2019 erhält Erillisverkot für Virve 2.0 die Rolle des Netzbetreibers und Eigners des Kernnetzes, das jetzt von Ericsson er- richtet wird, Elisa baut das Radio Access Network (RAN). Bis 2025 soll das breit- bandige Virve 2.0 landesweit im Einsatz Die Bayerische Polizei arbeitet schon hybrid – mit Tetra für die sichere Sprache und mit Breitband für Datenbankabfragen und Videoübertragungen (Foto: Bayerische Polizei)
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