NET 8/2022
3 www.net-im-web.de ED I TOR I A L ImGrunde haben wir in diesem Jahr kein Sommer- loch, liebe Leserinnen und Leser, die Corona-Krise, der Ukraine-Krieg, die allgemeine Lage derWeltwirt- schaft, die drohende Inflation usw. sorgen eigentlich für genügend „Abwechslung“ in unserer Medien- und Presselandschaft. Hätten wir aber ein Sommerloch, könnte es für unsere Branche mit Nachrichten rund um die Digitalisierung gefüllt werden. Was da alles in den letzten Tagen und Wochen in unsere Pressefächer geflattert kam … ZumTeil brachten diese Meldungen aber auch hochinteressante Informationen mit bzw. be- stätigten „Weisheiten“, mit denen die Branche schon seit einigen Jahren auf die Digitaliserung eingenordet werden soll. Dazu gehören: „Sicher ist, dass die Digitalisierung kommt. Wir wissen nur nicht, wie schnell.“ Oder: „Wer nicht digitalisiert, verliert.“ Oder – der Klassiker: „Wer zu spät kommt, …“ Damit hätten wir das Phrasenschwein ausreichend bedient. Der Bitkomuntermauerte dies kürzlichmit Fakten und konstatierte: „Wer frühzeitig auf die digi- tale Karte setzte, hat heute einenWettbewerbsvorteil.“ Entsprechend einer repräsentativen Befragung sieht eine Mehrheit (52 %) der Unternehmen in Deutsch- land das so. Vor fünf Jahren waren es noch 36 %. Gleichzeitig stellen sie fest, dass die Digitalisierung zu einem schärferenWettbewerb führt. Jeweils rund zwei Drittel erleben, wie durch die Digitalisierung Wettbewerber aus der Internet- und IT-Branche (65 %) sowie aus anderen Branchen (63 %) auf ihren angestammten Markt drängen. Schauen wir auf das Handwerk, demman ja ein eher starres Verhältnis zuNeuerungen nachsagt. Eine Befragung von Bitkom und ZDH ergab, dass bereits zwei Drittel (68 %) aller Handwerksbetriebe in Deutschland digitale Techniken und Anwen- dungen nutzen; 2017 waren es nur 45 %. Für 55 % der Betriebe sichert die Digitalisierung sogar die Existenz des Betriebes. 83% sehen als größtenVorteil Zeitersparnis, 78 % eine optimierte Lagerung und Logistik, 73 % eine flexiblere Arbeitsorganisation, 71 % eine höhere Sichtbarkeit bei der Kundschaft und 60 % eine körperliche Entlastung. Ebenso haben digitale Techniken ein gro- ßes Potenzial für den Klimaschutz. Wie der Bitkom ermittelte, setzen neun von zehn Unternehmen ihre Klimaziele mit digitalen Techniken um. Bei einem Viertel (24 %) von ihnen sind sie sogar entscheidend für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. Umso weniger ist zu verstehen, dass die Notwendigkeit, unsere Kinder fit für die digitale Welt zu machen, immer noch unzureichend in den Schulen angekommen ist. Bis Ende 2021 seien aus allen Teilen des Digitalpakts Schule lediglich 19 % der zur Verfügung stehenden 6,5Mrd. € abgeflossen, bezogen auf den Basis-Digitalpakt wären das gerade einmal 8,5 % der zur Verfügung stehenden Mittel, erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg diesen Som- mer. Wohlgemerkt, er spricht hier vom Digitalpakt 1.0. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist schon der Digitalpakt 2.0 ausgerufen, den man zu- sammen mit den Ländern auf denWeg bringen will. Nachsitzen, hieß es früher öfter in der Schule, wenn jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das müssen jetzt anscheinend wieder eine ganz Menge Leute machen,, findet Ihre Brigitte Kasper brigitte.kasper@NET-im-web.de Das Sommerloch ist digital 8/22
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=