NET 8/2022
34 www.net-im-web.de 8/22 Geld baut Glasfaser auch nicht schneller Wir brauchen mehr Sachlichkeit und Systematik beim Ausbau Thomas Fuchs ist freier Journalist in Gummersbach Thomas Fuchs Zwischen Wunschdenken und Realität klaffen bei der Glasfaser oft Welten. Während Bundesminis- ter Wissmann in der jüngst ver- öffentlichten Gigabitstrategie die Zielvorgabe 2030 für den flächen- deckenden Ausbau macht, zeichnet die jüngste Gigabitstudie von VATM und DIALOG CONSULT ein realisti- sches Bild. NET hat mit Christoph Lüthe, Geschäftsführer der Vitronet Gruppe, über Herausforderungen und Lösungsansätze für einen schnelleren Glasfaserausbau ge - sprochen. Erstmals wird die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis zum Haus/Endkun- den (FTTB/H) bis Ende 2022 die zehnMio. Marke überschreiten. Doch für das gesamte laufende Jahr erwarten die Experten nur einen Zubau von 1,7 Mio. neuen Anschlüssen. Dies bedeutet, mehr als 75 % der benötigten Anschlüsse müssen bundesweit noch gebaut werden – in acht Jahren. Selbst wenn Privatinvestoren in den kommenden drei Jahren tatsächlich 50Milliarden in Glasfaser- infrastrukturen investieren wollen, beschleu- nigt dies nicht automatisch den weiterhin stockenden Ausbau. Es fehlenTiefbaukapazi- täten, Fachpersonal und im Zuge gestörter Lieferketten vermehrt Material. Während die privatwirtschaftlichen Investoren Fördermil- liarden des Bundes und der Länder als aus- bauhemmend sehen, dauernGenehmigungen nach wie vor zu lange und werden alternative Verlegemethoden viel zu emotional diskutiert. Hinzu kommt der Mangel an sachkundigem Personal und der niedrige Digitalisierungsgrad in den zuständigen Ämtern der Kommunen vor Ort. DasAngebot kompetenter deutscher Anbieter, die als Generalunternehmen bundes- weit komplexe Ausbauprojekte übernehmen können, ist limitiert. Der Rückgriff auf aus- ländische Firmen führt in der Praxis sehr oft zu Problemen. Neben der Sprache werden von hiesigen Auftraggebern als Ursachen zu- meist fehlende Kompetenzen und mangelnde Kenntnisse der örtlichenVerhältnisse genannt. Einen anderenWeg beimInfrastruk- turausbau geht die Essener Vitronet-Gruppe. Diese integriert regional tätige Spezialunter- nehmen und erweitert kontinuierlich ihre Kompetenzen entlang derWertschöpfungsket- te. Aktuell realisieren rund 2.500Mitarbeiter jährlich über 10.000 km Glasfasertrasse und erstellen mehr als 250.00 Homes Passed. Darüber hinaus ist man in zukunftweisenden Geschäftsfeldern wie etwa erneuerbare Ener- gien, E-Mobilität und Smart City tätig. NET hat mit Geschäftsführer Christoph Lüthe über Herausforderungen und Lösungsansätze für einen schnellerenGlasfaserausbau gesprochen. NET: Für wen arbeiten Sie? Christoph Lüthe: Wir konzentrieren uns auf die Glasfaser-, Energie- und Versorgungs- infrastruktur für Netzbetreiber, Stadtwerke und den kommunalen Bereich. Sehr erfahren sind wir auch in den Kooperationen mit NE T ZE (Foto: Vitronet)
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