NET 8/2022
43 www.net-im-web.de 8/22 Mythos Gigabitanschluss zwischen einem Netz-Hub und dem An- schluss beim jeweiligen Nutzer. Für letztere Variante gilt üblicherweise die Bezeichnung „Homes Passed“, die die Reduzierung der angestrebten flächendeckendenVersorgung mit Gigabitanschlüssen charakterisiert. Jedes Gigabitnetz ist stets für eine definierte Zahl von Anschlüssen ausgelegt. Die Relation dieser zu den imVersorgungs- gebiet des Netzes gesamt als potenzielle Nutzer etablierten Haushalte, Unterneh- men, Einrichtungen und Institutionen wird als Coverage Rate bezeichnet. Die Zahl der tatsächlich an das Gigabitnetz angeschlossenen Nutzer wird Take-up- Rate genannt. Bei dieser sind aber auch alle Anschlüsse enthalten, bei denen für Downstream und/oder Upstream weniger als 1 Gbit/s gebucht wurden. Bei Gigabitnetzenmuss besonders das Kernnetz (Core Network) des Netzbe- treibers entsprechend leistungsfähig sein, damit die gleichzeitige Nutzung der hohen Datenrate theoretisch durch alle oder zu- mindest möglichst viele Nutzer möglich ist. Deshalb muss der jeweilige Netzbetreiber Vorleistungen erbringen. Das gilt auch bezüglich der Verfügbarkeit des Netzes sowie der Stabilität seiner Parameter. Die Realisierung „echter“ Giga- bitnetze ist nur durch Glasfaseranschlüsse FTTB (Fiber to the Building) und FTTH (Fiber to the Home) oder den Einsatz der HFC-Technik (Hybrid Fiber Coax) mög- lich. Bei FTTB verläuft die speisende Glas- faser nur bis zumGebäude und endet damit amHausübergabepunkt (HÜP). ImFall von FTTH erfolgt die Signalverteilung auch imGebäude mit Glasfaser und zwar bis zu definierten Übergabepunkten. Im Fall von HFC ist wegen der koaxialen Leitungen der Einsatz von Docsis 3.1 oder Docsis 4.0 erforderlich. Wie bei allen Übertragungsnet- zen ist auch bei Gigabitnetzen stets eine Ende-zu-Ende-Betrachtung unerlässlich. Nur dadurch lässt sich herausfinden, ob die von der Quelle beim Netzbetreiber angebotene Breitbandigkeit auch bei den Nutzern tatsächlich zur Verfügung steht. Es dürfen also keine Engpässe (Bottle Necks) die Leistungsfähigkeit des Systems herabset- zen, weil dies zu Pseudo-Gigabitanschlüssen führen würde. Von Wichtigkeit ist aber auch, ob die hohe Datenrate konstant zur Verfügung steht. Keine einheitlichen Verfahren Die Zahl der Gigabitanschlüsse in einem Land wird inzwischen als wichtige Kenn- größe gesehen. Deshalb bedarf es vor jedem Vergleich der Abklärung, ob die Informa- tionen unter gleichen Bedingungen erho- ben worden sind. Das führt zu folgenden Fragestellungen: • Wann hat wer und wo welche Daten erhoben? • Handelt es sich bei den Angaben um symmetrische Gigabitanschlüsse? • Werden als Gigabitanschlüsse aus- Die Grafik zeigt das Ranking der allgemeinen nationalen Glasfaserabdeckung und der Versorgung der ländlichen Gebiete in den 27 EU-Mitgliedstaaten und UK (Bild: FTTH Council)
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