NET 09/2021

15 www.net-im-web.de 09/21 Handlungsfähigkeit nicht nur in Extremlagen Nutzung breitbandiger Kommunikation, z.B. über Tablet oder Smartphone, zuneh- mend eine immer größere Rolle. Jedoch kann die heute genutzte mobile Breitband- kommunikation dabei ausschließlich auf die öffentlich verfügbare Infrastruktur (Mobil- funknetze) kommerzieller Netzbetreiber zurückgreifen. Und der Ausbau hinsichtlich der Flächenabdeckung und der verfügbaren Bandbreite weist nicht nur im Flächenland Niedersachsen zumTeil gravierende Lücken auf, die auch durch den 5G-Ausbau nicht geschlossen werden können. Damit kann die Einsatzfähigkeit, die zunehmend auch von der Nutzbarkeit der mobilen Kommu- nikationsmittel abhängt, nicht immer und überall gewährleistet werden. Abhängigkeiten reduzieren Ein anderer Vorteil: Die Satellitenkommu- nikationstechnik, die sowohl für Polizei als auch BOS eine wichtige Unterstützung zu jeder Zeit und an jedemOrt imFlächenland Niedersachsen bieten kann, ist ebenfalls ge- eignet, Abhängigkeiten von den kommerziell betriebenen Netzen zu reduzieren. Durch die Ausstattung von „mobilenWachen“ und Einsatzcontainern sowie von ausgewählten Kraftfahrzeugen (z.B. mobile Einsatzleit- stellen-Kfz) mit Satellitentechnik lässt sich so innerhalb kurzer Zeit ein vollfunktions- fähiges breitbandiges Kommunikationsnetz für die Sprach- und Datenkommunikation errichten und nutzen. Die vielversprechen- den ersten Ergebnisse des Projekts BOS@ Satcom bieten schon jetzt Anknüpfungs- punkte an das Projekt „Katastrophenschutz Notfallnetz Niedersachsen“ (kurz KaNN), das mit Hochdruck im Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophen- schutz (NLBK) vorangetrieben wird. Sein Ziel ist der Aufbau eines funktionierenden Notfallnetzes auf Basis von Satellitentechnik zur Notfallkommunikation für die Katas- trophenschutzstäbe des Landes und der Kommunen. Für den niedersächsischen Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, ist dieses Projekt elementar für die Krisenbewältigung des Landes, da künftig mit zunehmenden Extremwetterlagen ge- rechnet werden muss. „In Krisensituationen, bei Groß- schadensereignissen und für die Wahrung der inneren Sicherheit kann die Satelliten- kommunikation eine wichtige logistische Funktion erfüllen“, betont Dr.Walther Pelzer, Vorstand der Deutschen Raumfahrtagen- tur im DLR. „Dies gilt insbesondere in Situationen, wo ad-hoc keine ausreichende terrestrische Infrastruktur besteht oder diese zerstört wurde, wie z.B. bei der verheerenden Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW vor einem Monat.“ Ein wichtiger nächster Schritt für ihn wäre daher, diese neuartige Kommunikationsinfrastruktur auf weitere BOS-Einsatzkräfte und andere Bun- desländer auszuweiten. Er sieht „neben dem Ausbau von Glasfasernetzen und terrestri- schenMobilfunknetzen in der Integration der Satellitenkommunikation in die terrestrische Infrastruktur einen wesentlichen Baustein, um quantitativ und qualitativ einen Schritt nach vorne zu gehen und mehr Kommuni- kationsverbindungen zu ermöglichen.“ Immerhin liefert die Satelliten- kommunikation bereits heute Rundfunk- und Fernsehprogramme sowie multimediale Dienste inklusive Internet über Satellit in alleWelt. Dabei werden die herkömmlichen geostationären Satelliten, die sich kontinuier- lich über einem festen Punkt auf der Erde befinden, immer häufiger durch neuartige Megakonstellationen, wie beispielsweise Star- link oder OneWeb, ergänzt, die aus mehreren tausend umlaufenden Satelliten bestehen und so die derzeitigen Kommunikations- kapazitäten um ein Vielfaches erhöhen. So soll die Satellitentechnik einen wachsenden Anteil an denKommunikationsverbindungen insgesamt übernehmen. Für Christiana Berg geht es daher in den Projekten der ZPD und des NLBK unterm Strich nicht darum, die heute von den BOS genutzten Kommunikationsinfra- strukturen zu ersetzen, sondern sie um eine sinnvolle und satellitengestützt-breitband- taugliche Alternative zu ergänzen. „Um auch künftigen Herausforderungen wirkungsvoll begegnen zu können, werdenwir imSchulter- schluss BOS-übergreifend weiter intensiv an den wichtigen Aspekten der Krisenvorsorge und des Krisenmanagements arbeiten“, so Christiana Berg abschließend. www.zpd.polizei-nds.de Dr. Walther Pelzer, DLR, Polizeipräsidentin Christiana Berg sowie die Projektverantwortlichen Andreas Belitz und Stefan Wächter bei der Abschlusspräsentation des Projekts BOS@ Satcom in Hannover (Fotos: ZPD)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=