NET 09/2021

40 www.net-im-web.de 09/21 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Thomas Fuchs Seit Jahrzehnten gehört der Breit- bandkongress des Fachverbandes Rundfunk- und Breitbandkommu- nikation (FRK) mit begleitender Fachausstellung zu den richtungs- weisenden Branchenveranstaltun- gen. Am 15. und 16. September 2021 steht zehn Tage vor der Bun- destagswahl im H4 Hotel Leipzig der inzwischen 24. Kongress mit wichtigen Themen an. NET hat mit dem FRK-Vorsitzenden Heinz-Peter Labonte über aktuelle Herausfor- derungen gesprochen. Trenching-Folgekosten im Visier Politik und Parteien bedrohen den beschleunigten Glasfaserausbau Thomas Fuchs ist Geschäftsführer der Fuchs Media Consulting GmbH in Gummersbach NET: Es gibt vor derWahl kein Parteiprogramm ohne die Forderung nach einem schnelleren Breitbandausbau. Freut Sie das nicht? Heinz-Peter Labonte: Ich verfolge die Breit- bandpolitik seit 1998 intensiv. Seither hat keine Bundesregierung die angekündigten Konzepte realisiert. Beim ersten TV-Triell waren neue Technologien und Digitalisie- rung kein Thema. Die meisten aktuellen Parteiprogramme fordern mehr Staat, Re- gulierung und Vorschriften mit Ausnahme der FDP. Staatliche Förderung wird zum Selbstzweck und geht vor Eigeninitiative und Eigenverantwortung. Politiker fordern offen, dass Glasfasernetze in staatliche Hän- de gehören. Der FRK tritt schon immer mit zielführenden Vorschlägen für Privat vor Staat ein. Dies passt offenbar nicht mehr in die politische Landschaft. Privat- wirtschaftliche Initiativenmittelständischer Netzbetreiber und Investoren werden im ländlichen Raum aktiv blockiert. Häufig werden faktisch auf Kosten der Bürger kleinteilige Netze ausgeschrieben, frei nach Ernst Reuters Diktum: Breitbandpolitik be- deutet imVerbund mit bundesbestimmter Förderpolitik die Freiheit, Dummheiten auf eigene Kosten zu machen. NET: Was tun Sie auf dem Kongress? H.-P. Labonte: Der FRK bleibt am Ball und redet Klartext. Wir wollen auf demKongress neue Vorschläge machen, erfolgversprechende Wege und Lösungen aus der Praxis vorstellen und diskutieren. NET:Wie sehen Sie die Perspektiven für flächen- deckende Gigabitnetze? H.-P. Labonte: ImHerbst 2021 haben immer noch 16Mio. Haushalte und hunderttausende Betriebe keinen entsprechenden Zugang. Leere öffentliche Kassen, knappe Tiefbau- ressourcen, viel zu wenige Fachleute und die Versorgungskrise bei Kabeln und Baumate- rialien bremsen den Ausbau aus. Zudemwird ein nicht großer Teil der Ressourcen für den raschenWiederaufbau der Infrastrukturen in den vom Hochwasser betroffenen Regionen benötigt. Realistisch liegen mindestens drei Bundestagswahlen bis zum Ziel flächende- ckender Gigabitnetze vor uns. Und seien wir ehrlich, über 1Mio. Haushalte bleibt auf dem Land auch nach 2030 abgehängt. Hier muss die Nach-Merkel-Politik endlich liefern. Also Leere öffentliche Kassen, knappe Tiefbauressourcen, viel zu wenige Fachleute und die Versorgungskrise bei Halbleitern, Routern, Kabeln und Baumaterialien bremsen den Ausbau massiv aus (Foto: LKS Lauchhammer)

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