NET 09/2021

41 www.net-im-web.de 09/21 FRK nimmt Trenching-Folgekosten ins Visier auf gut schwäbisch: Net schwätze, schaffe! NET: Beim Ausbau bewegt viele Kommunen die Frage Trenching oder herkömmlicher Tief- bau? Warum hat der FRK kürzlich vor hohen Folgekosten gewarnt? H.-P. Labonte:Wir sind nicht gegen alternative Verlegemethoden. Jedoch teilen wir und viele unserer mittelständischen Netzbetreiber die Skepsis der Bauwirtschaft, die dabei entstehen- denmöglichen hohen Folgekosten undRisiken für die Kommunen zu unterschätzen. Diese Verfahren sind in der Regel für das ausbauende Unternehmen kostengünstiger und sollen die Glasfaserverlegung in den Kommunen beschleunigen. In der Realität aber laufen die Kommunen ohne entsprechende Garantien oder Versicherungen der Netzbetreiber Gefahr, dabei nach Ablauf der im Markt üblichen fünfjährigen Gewährleistungsfrist Gefahr, mit beachtlichen Folgekosten für ihre Haushalte konfrontiert zu werden. Da können je nach Größe einer Kommune schnell hohe Beträge zustande kommen. NET: Wie kommen Sie darauf? H.-P. Labonte: Uns sind von der Bauwirtschaft Beispielrechnungen erläutert worden, wonach die Haftung bei Schäden zum Beispiel bei Verlegetiefen der Glasfaser von nur 20 bis 40 cm bei späteren Arbeiten an den deutlich tiefer liegenden eigenen Versorgungsinfra- strukturen danach voll zulasten der Kom- munen gehen bzw. zu Streitigkeiten mit den Bauunternehmen führen. Daher bauen unsere mittelständischen, meist lokal oder regional verwurzelten FRK-Mitglieder herkömmlich aus: 60 cm unter dem Bürgersteig, 80 cm unter der Straße und 120 cm unter Kreis-, Landes- und Bundesstraßen. Diese Tiefen bieten seit vielen Jahrzehnten die Gewähr für ein reibungsloses Zusammenspiel beim Bau und der Unterhaltung der Infrastrukturen, wenn früher oder später wieder notwendige Arbeiten anfallen. NET: Könnte denn eine ausreichende Doku- mentation der Verlegtrassen das Problem lösen? H.-P. Labonte: Dies wäre extremhilfreich und sollte selbstverständlich sein. Doch der Teufel steckt imDetail. Im Zuge der knappenTief- bauressourcen kommen nach europaweiten Ausschreibungen zunehmend ausländische Firmen bei der Ausführung zum Zug. Oft sind die Bauleiter nicht mit den örtlichen Gepflogenheiten vertraut, haben Verständi- gungsprobleme, kennen die fremdsprachigen Bauarbeiter aus ihrer Heimat andere Vor- schriften und agieren dann beim Graben eher nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. NET: Sie sagen, dass einige Unternehmen im Markt nur ausbauen, wennTrenching genehmigt würde. Wie soll man damit umgehen? H.-P. Labonte: So ist es mit der Freiheit, auch wenn wir uns hier in einemGrenzbereich be- wegen. Problematisch wird es jedoch, wenn der Partner nach einer weniger erfolgreichen Vermarktung sich die Ausbaugebiete neu zurechtschneidet oder nur einige Straßen ausbaut. Wenn Kommunen nicht klug be- raten sind, laufen sie Gefahr, sich damit völlig auszuliefern, da andere Netzbetreiber diese Ausbaugebiete meiden. Mein Rat: Selbstbe- wusst auftreten und die eigenen Interessen fest vertreten. Es gibt ausreichend Anbieter, die als Partner auf traditionellen Tiefbau setzen oder die hiesige Rechts- und Verordnungslage kennen. Clevere Kommunen schauen sich die Konzepte an und laden zu Präsentationen ein. NET: Was raten Sie den kommunalen Ver- antwortlichen? H.-P. Labonte: Sie sollten auf mögliche hohe Folgekosten und entstehende Risiken beim Ausbau von Glasfaserinfrastrukturen ach- ten und sich nicht durch Versprechen von Vertrieblern blenden lassen. Warum sollte man sich von Partnern beimTrenching nicht Garantien oder durch Versicherungspolicen unterlegte Garantien geben lassen, die auch nach Ablauf der Gewährleistungsfrist die Risiken nicht auf die Kommune und letztlich den Bürger abschieben? Zudem ist es ratsam, sich von den Betreibern vertraglich zusichern zu lassen, dass die Risiken aus alternativen Verlegemethoden nicht nach der fünfjährigen Garantiefrist von den Eigentümern bei deren eventuellen Verkauf in schwer verständliche Finanzkonstrukte ausgegliedert werden. Neu- deutsch: Sie sollten sich eine Change-of- Control-Klausel vertraglich zusichern lassen. NET: Wer Kritik übt, sollte Lösungsvorschläge haben. Sehen Sie sinnvolle technische Alter- nativen? H.-P. Labonte: In vielen asiatischen Ländern fast überall sichtbar, in Deutschland eher belächelt. Insbesondere in den ländlichen Regionen könnten wir trotz deutscher Rege- lungswut die Luftverkabelung als alternative Verlegungsmethode stärker in kommunalen Ausbauplänen zur beschleunigten Glasfaser- versorgung berücksichtigen, was nach der Wende ja auch erfolgreich bei der schnellen Telefonversorgung war. Prinzip Umsetzung und Versorgungssicherheit hat Vorrang vor ästhetischen Bedenkenträgern. Dabei lassen sich vorhandene Freileitungskabel, wie etwa Strommasten, für die Verlegung von Glas- faserkabeln mitnutzen. Dadurch lässt sich die Glasfaser auch dort beschleunigt ausrol- len, wo eine Verlegung im Boden nicht oder nur schwer und mit hohem Finanzaufwand möglich ist. Heinz-Peter Labonte Privatwirtschaftliche Initiativen mittelständischer Netzbetreiber und Investoren werden im ländlichen Raum aktiv blockiert. Häufig werden faktisch auf Kosten der Bürger kleinteilige Netze ausgeschrieben.

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