NET 09/2022
16 www.net-im-web.de 9/22 Kräftiger Schub für Breitband Tetra noch nicht am Ende Axel Kukuk erläutert gegenüber NET die strategische Entwicklung des Unterneh- mens. „80 % der Umsätze macht Motorola Solutions mit Public Safety und 20 % mit MissionCritical Industries – aber nichts mit privaten Consumern.“ Um beide Kunden- gruppen werden die aktuellen Lösungen herum gebaut, vor allem Video. Dabei gibt es auch Länder, die längst nicht an das Ende von Tetra denken, schauen die doch damit über das Jahr 2030 hinaus. Das macht auch Sinn, denn selbst bei Breitband bleibt Tetra als Rückfallebene erhalten. Doch zuvor müssen Frequenzen für Breitband zur Verfügung stehen – und das ist der Knackpunkt. „Wir beteiligen uns im politischen Prozess über die Ver- bände PMeV, TCCA usw. Wir brauchen Frequenzen, um Lösungen anbieten zu können“, erklärt Kukuk. Das Thema Sirenenalarmierung ist lange kaum beachtet worden, viele Bun- desländer haben Sirenen abgebaut. „Jetzt sind wir dabei, dass diese Infrastruktur zur Warnung der Bevölkerung wieder ertüchtigt wird. UndTetra wird zunehmend auch zur Steuerung von Sirenen eingesetzt“, ist Ku- kuk sicher. So sind solcheWarnsysteme laut BDBOS u.a. inBayern, Hessen und Sachsen im Einsatz. Dabei werden die Sirenen zur Ansteuerung und Aktivierung durchTetra- Mobilgeräte oderTetra-Modems ergänzt. In Dresden sind z.B. 210 elektronische Sirenen installiert, die sowohl Signaltöne als auch Sprachdurchsagen aussenden können. Zur Tetra-Alarmierung gehören auch die Pager, die u.a. in Hessen und Bayern ein- gesetzt werden, um vor allem freiwillige Feuerwehrkräfte zum Einsatz zu rufen. Kontrollräume mit Mehrwert Die Breitbandtechnik macht auch andere Kontrollräume möglich – und nötig. Ma- nuel Hintermayr, Direktor Sales Public Safety bei Frequentis, erklärt imGespräch mit NET, wie künftig nicht nur Sprache, sondern auch Text, Daten, Bilder und Videos genutzt werden können. Wie kön- nen beeinträchtigte, notrufende Personen mit der Notfallleitstelle kommunizieren? „Für das gesamte österreichische Polizei- netz haben wir eine App für behinderte Menschen, die wir in den Kontrollraum bringen. Jetzt kommen auch Filmbilder rein – und dabei arbeiten wir auch mit deutschen Polizeiorganisationen zusam- men. Andererseits ist eine schwer verletzte Person in Bild undTon vielleicht nicht die beste Informationsquelle, um damit um- gehen zu können“, so Hintermayr. Dann geht er auf die Public-Safety-Kommuni- kationsplattform 3020 LifeX ein, mit der sich sowohl heterogene Netze verbinden lassen als auch eine Neugestaltung der Organisation vonKontrollräumenmöglich wird. Frequentis ist mit diesenTechniken Lieferant für Polizeien in Bayern, NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin und Hamburg. Nicht zu vergessen BroadWay, ein Konsortium mehrerer Firmen, um grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Blaulichtbereich zu organisieren. Ver- schiedene Applikationen auf einem siche- ren Breitbandnetz mit der Priorisierung der MCx sollen zeigen, wie Roaming in verschiedene LTE-Netze mit einer hochpriorisierten SIM-Karte für eine länderübergreifende Zusammenarbeit funktioniert. Vier-Phasen-Modell der BDBOS Fünf Jahre nach den ersten öffentlich geäußerten Breitbandgedanken stellt Thomas Scholle, Head of the Directo- rate Strategie und zentrales Management der BDBOS und CTO, den bundesdeut- schen Weg in Richtung Breitbandnetz vor. Allerdings ist der etwas anders als vieler anderer Tetra-Betreiber. Scholle unterstreicht das BDBOS-Anwendungs- profil für Mission-Critical für Feuer- wehr, Polizei und Rettungskräfte. „Die gegenwärtig verfügbaren kommerziellen Netze in Deutschland entsprechen nicht den hohen Anforderungen, die unsere Public-Safety-Organisationen und die Bundeswehr haben.“Mit dem entwickel- ten Vier-Phasen-Modell soll der richtige Weg für eine Strategie, ein breitbandiges MC-Netz für alle Nutzer einzuführen, eingeschlagen werden: Das Thema Video Analytics nimmt bei Motorola Solutions einen immer größeren Stellenwert ein, geht es doch um „Sicherheit höherer Ordnung“
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