NET 09/2022
17 www.net-im-web.de 9/22 Kräftiger Schub für Breitband • Phase 0: Alle existierenden kommer- ziellen SIM-Kartenverträge von allen Nutzern sollen imBOS-Feld in einem Vertrag unter demDach der BDBOS konzentriert werden. Das soll die Ver- bindung zu drei kommerziellen Mo- bilfunknetzen in Deutschland und damit Roaming, Priorisierung und Preamption möglich machen. Die Beschaffungsprozedur für Phase 0 ist bereits gestartet. • Phase 1: Entwicklung eines dedizierten Breitband-Kernnetzes, wobei volle Kontrolle und Souveränität aller Daten im Kernnetz gewährleistet ist. • Phase 2: Schaffung der Vorausset- zungen für Frequenzzuteilungen. So stehen während der WRC-23 u.a. die UHF-Frequenzen von 470 MHz bis 694MHz zur Disposition, die dediziert denMobile Broadband Services zugeschlagen werden sollen. Deshalbmüsste die derzeitige Broad- cast-Nutzung durch DVB-T2 und Funkmikrofone reduziert werden. „Es kann sein, dass der Bereich für kommerzielle TK-Dienste geöffnet wird.Wenn so, dannwill die BDBOS für seine Nutzer eine Zuteilung von 60 MHz. 60 – das ist wirklich unser Ziel“, so Scholle. • Phase 3: „Werden also die Frequen- zen für Mobile Communication zu- geteilt undwir bekommen etwa 2027 eine 60-MHz-Scheibe, können wir ein eigenes Funkzugangsnetz auf- bauen.“ Allerdings – festgeklopft ist diese Position noch nicht. Und nicht nur wegen des Geldes. Jetzt sind Covid-19 und vor allem der Ukraine-Krieg hinzugekommen. Ob zudemAnfang der nächsten Dekade die Frequenzen verfügbar sind, bleibt abzuwarten. Zu divergierend die In- teressenlagen von Rundfunk, PMSE, BDBOS, Militär und öffentlichem Mobilfunk. Ob ein Kooperations- modell die Lösung bringt, bleibt abzuwarten. Seitens BDBOS und Bundesregierung ist für das Vier-Phasen-Modell bereits Zu- stimmung signalisiert. Für die Finanzierung hat die Bundesregierung im Juni 2020 das BDBOS-Konjunkturpaket KoPa-45 angestoßen, vor allem, um negative Effek- te, die mit Covid-19 entstanden sind, zu kompensieren. So will die BDBOS einen Teil dieses Pakets nutzen, neue MC-Broad- band-Techniken zusammenmit Industrien, Universitäten usw. zu entwickeln. ThomasBrandt, ebenfallsBDBOS und dort zuständig für das Netz-Moderni- sierungsprojekt, gibt eine kurze Übersicht über den Status des BOS-Netzes. Derzeit sind über 4.880 Basisstationen sowie 64 Vermittlungs- und vier Transit-Vermitt- lungsstellen eingebunden, 1,04 Mio. re- gistrierte Teilnehmer, meistens Polizei, Feuerwehr, Rettungskräfte, Zoll und Bun- deswehr, veranlassen 50 Mio. Gespräche pro Monat. Auf demWeg zum Breitband muss zunächst das Tetra-Netz IP-fähig gemacht werden. Die hohen Anforde- rungen an Public-Safety-Organisationen – einschließlich der Armee – „dürfen wir nicht mit kommerziellenMobilfunknetzen machen. Wir halten unsere Strategie mit eigenemNetz – wie in der Vergangenheit“, erklärt Brandt. Durch die eingeleitete IP-Fähig- keit kommt es zur Erhöhung der Kapazi- tät von 1 auf bis zu 4 Mio. Nutzer der Tetra-Sprachkommunikation, die unter Breitbandmöglichkeiten dann migriert werden zu MC Voice (Breitband). Ziel ist es, die IP-Migration 2024 abgeschlossen zu haben. Interworking – kein Hexenwerk Immer wieder taucht die Frage auf: Wie kommen LTE und Tetra/Tetrapol zusam- men, wie können sie miteinander kommu- nizieren, wie können beide Systeme parallel genutzt werden? Die Antwort: Durch die Interworking Function (IWF) durch 3GPP. Allerdings sei die für Tetra noch nicht voll spezifiziert, erklärtTimClark, Strategie Di- rektor bei Motorola Solutions. „Wir zeigen Gateways zu verschiedenen Herstellern.“ Heutiges LTE unterstützt noch nicht MC DMO, also kein Device to Device. Tetra- Radios können mehrere Kilometer mit anderen Tetra-Nutzern kommunizieren. Bei LTE geht das heute noch nicht. Aber die Hybridtechnik ist auch da hilfreich: Wenn LTE kein Netz hat, dann bleibt Tetra DMO. Ob Tetra oder Tetrapol, wenn die Kunden Breitbandfrequenzen bekommen, kann Airbus komplette hybride Systeme liefern, die sowohl Tetra/Tetrapol und Breitband unterstützen. Allerdings ist noch kein Tetrapol-Hybrid-Handy in Sicht (Fotos: R. Bücken)
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