NET 09/2022
22 www.net-im-web.de 9/22 Lokale Internetknoten werden zum Wachstumstreiber duktpalette rund um die Glasfaser-Infra- struktur zur Verfügung: von der einzelnen Glasfaser bis hin zu kompletten Kabeln und Leerrohren. Das ist wichtig, wenn es um die Skalierung und Erweiterung der Leitungskapazitäten geht.“ Wirtschaftsfaktor Latenzzeit Ein Beispiel für die regionale Anbindung ist der neue DE-CIX Internetknoten in Leip- zig, der im vierten Quartal 2022 ans Netz gehen soll. Es ist der erste Internetknoten für die Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und wird in den Rechenzentren der envia TEL und PŸUR Business betrieben. Die Region wird durch den DE-CIX Leipzig an den Inter- netknotenDE-CIX Frankfurt angebunden. „Wir sehen, dass sich die Internetanbindung in einigen Tier-2-Städten wie Hamburg, Düsseldorf oder Berlin weiterentwickelt“, so Dr. King. „Wir nehmen wahr, dass auch Tier-3-Städte Probleme haben. Gerade Unternehmen möchten die Leistung, die man beispielsweise in Frankfurt beziehen kann, auch auf regionaler Ebene beziehen können.“ Datenflut im Auto Besondere Bedeutung kommen Internet- knoten vor Ort künftig im Automobil- bereich bezüglich autonomer Fahrzeuge sowie der steigenden Zahl digitaler Dienste im Auto zu. „Infrastrukturen im Internet sind traditionell nicht für direkte Wege ausgelegt“, führt Thomas King aus. „Ein Beispiel dafür sind vernetzte Autos: Der Ansatz für Automobilhersteller war in der Vergangenheit MPLS-basierte Lösungen und IP-Transit (Upstream), ohne En- de-zu-Ende-Kontrolle der Verkehrsflüsse zwischen dem Auto und den Netzwer- ken, die Daten an das Auto liefern oder vom Auto empfangen wollen. Dies führt zu Leistungsproblemen, denn je mehr Zwischenstationen zwischen den beiden Teilnehmern liegen, desto höher ist die Latenz. Dadurch entstehen auch eine hö- here Anfälligkeit für Sicherheitsprobleme, wie DDoS-Angriffe und IP-Hijacking, sowie Compliance-Probleme: Hersteller, die den Weg der Daten nicht genau ken- nen, können auch die Compliance nicht garantieren.“ Aus diesen Gründen hat die Au- tomobilindustrie großes Interesse daran, eigene Infrastrukturen aufzubauen und die Rechenzentren selbst zu verwalten. Die Weitverkehrs-Glasfaserstrecken zwischen den Rechenzentren schaffen Unternehmen wie GasLINE. DieNachfrage ist hoch, denn die Automobilhersteller wollen diese Infra- struktur zunehmend in der eigenen Hand haben. Die digitalen Dienste imAuto neh- men immer mehr zu und erfordern immer mehr Rechenleistung. Diese Anwendungen erfordern sichere Verbindungen, weshalb der Aufbau von 5G-Netzen und Edge- Rechenzentren wichtig ist. Vorhandene Ökosysteme nutzen „Bei einem Internetknoten wie dem DE- CIX könnenUnternehmen eigene geschlos- sene Benutzergruppen einrichten und die Richtlinien vorgeben, die Teilnehmer in Bezug auf Leistung, Sicherheit oder Com- pliance erfüllen müssen. Innerhalb dieser Umgebung ist alles geschützt und gleich- zeitig sehr effizient miteinander verbunden – unter Nutzung der Vorteile bestehender Ökosysteme, wie zum Beispiel der Nähe von Netzwerken und damit reduzierter Latenz“, beschreibt Dr. Thomas King die Vorteile. „Diese Lösung bietet eine Antwort auf die Frage, wie ein Unternehmensnetz- werk in einer geschlossenen Umgebung mit anderen Netzwerken verbunden werden kann, um die Komplexität zu reduzieren, die Sicherheit zu erhöhen, die Leistung zu verbessern und die Compliance im Blick zu behalten.“ www.GasLINE.de www.de-cix.net/de Was bedeutet Latenz Unter Latenz versteht man die Zeit, die zwischen einer Aktion oder Eingabe und dem Anzeigen des Ergebnisses liegt. Bei modernen, digitalen Cloud-Anwendungen setzt sie sich also aus der Zeit zusammen, die es braucht, um Daten vom Nutzer zu einem Cloud-Rechenzentrum zu übertragen, dort das Ergebnis zu berechnen und dieses dann wieder zurück zum Endnutzer zu übermitteln. Ist die Zeitspanne zu hoch, kommt es zu merkbaren Verzögerungen, beispielsweise bei der Ton- und Bildübertragung einer Videokonferenz. Die Latenz, die heute als Maximum für noch akzeptable User Experience für solche aktuelle Online-Anwendungen gilt, liegt bei maximal 65 Millisekunden, für flüssige Performance rund 35 Millisekunden. Für wirklich gute Ergebnisse sollte die Latenz 15 Millisekunden nicht überschreiten. In Zukunft werden kritische Anwendungen wie der Betrieb autonomer Fahrzeuge oder ferngesteuerte medizinische Eingriffe noch geringere Latenzen erfordern, die dann im einstelligen Millisekundenbereich liegen. Auf der „Datenautobahn“ gibt es jedoch rein physikalisch ein Tempolimit. Daten können sich nicht schneller als das Licht bewegen. Das heißt, dass die maximale Entfernung zum Rechenzentrum für eine gute Performance heute maximal 1.200 Kilometer beträgt, in der Zukunft aber nur noch maximal 80 Kilometer. Wolfram Rinner Der Ausbau der Flächen, die vom Backbone her unterversorgt sind, ist immens wichtig. Denn ohne schnelle und sichere Internetverbindungen sind Unternehmen heute nicht mehr wettbewerbsfähig
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