NET 09/2022

25 www.net-im-web.de 9/22 Netzkontor Gruppe sind wir in der Lage, Netzbetreiber und Kommunen in allen Belangen der Entstehung, der Beratung, der Netzplanung, Bauleitung und -Über- wachung, der Montage und Installation, des Betriebes respektive der Unterhaltung und Services als Partner und Dienstleister auf Augenhöhe zu unterstützen. NET: Ein Bestandteil Ihrer Netzbetriebs- leistung ist die in Ihrem Unternehmen entwickelte OABM-Plattform (Open Access Business Manager). Wie können Netzbetreiber von ihr profitieren? K. Diedrichsen: Mit unserer OABM- Plattform können Netzbetreiber ihre Netze Open-Access-fähig machen. Die Plattform ist hierbei eine Prozess-En- gine, die die Bestellungen prozessiert und die abrechnungsrelevanten Daten für die Abrechnung mit ihren Partnern zur Verfügung stellt. Selbstverständlich setzen wir hierbei auch auf den Markt- standard S/PRI. Ganz egal, ob Leistungserbringer (Vermarktung von Kapazitäten auf der eigenen Infrastruktur) oder Nachfrager (Ankauf vonKapazitäten auf Infrastruktur anderer Netzbetreiber), die Plattform ist die passende Lösung für dieNetzbetreiber, um sich mit den Partnern ihrer Wahl zusammenzuschalten. In Abhängigkeit von der eingesetzten Systemtechnik ist auch eine durchgängige automatische Provisionierung des L2-BSA denkbar. Für die Gewährleistung der im Zusammenhang mit Open Access ste- henden Geschäftsprozesse nutzt bereits die Vattenfall Eurofiber den OABM (Open Access Business Manager) der OpenXS. NET: Es wird viel vom „schwedischen Modell“ beimGlasfaserausbau gesprochen und was man daraus für Deutschland lernen kann. Nun nahm in Schweden bereits Anfang der 1990-er Jahre der erste kommunale Träger seinen Glasfaseraus- bau auf. Heute haben mehr als 80 % der schwedischen Haushalte Zugang zu FTTB/H-Anschlüssen. Sind wir da nicht schon zu spät dran, um Lerneffekte mit- zunehmen? K. Diedrichsen: Ich kannmir gut vorstel- len, dass die Verbraucherschützer starke Verfechter des sogenannten schwedischen Modells sind. (Anm.: In Schweden ist es üblich oder gebräuchlich, dass der End- kunde für jeden Dienst, also Telefonie, Internet &, TV, einen eigenständigen Vertrag mit jeweils einem anderen Netz- betreiber hat. Die Dienste werden dem Endkunden dabei über dedizierte VLANs oder dedizierte Fasern zugeführt.) Um im deutschen Markt Lern- effekte mitzunehmen, sind wir in der Tat vielleicht wirklich schon zu spät dran. Denn zum einen würde es neben dem Interesse der Endkunden nach ge- trennten Produkten (schließlich sind wir das Double-Play-Produkt schon seit DSL gewohnt) auch bedeuten, dass die Netzbetreiber bereit sein müssten, die- sen Weg zu gehen. Zudem müsste der ARPU (durchschnittlicher Erlös pro Kunde), bei Buchung eines einzelnen Dienstes schon für eine Refinanzierung der Entstehungskosten des Glasfaser- anschlusses ausreichen. Zum anderen gibt es Netze, in denen infrastrukturelle Eingriffe erforderlich wären (z.B. neue ONT), umüberhaupt in der Lage zu sein, das „schwedische Modell“ realisieren zu können. NET: Erst sollte Deutschland 2025 flä- chendeckend mit Glasfaser versorgt sein, nun orientiert die aktuelle Bundesregie- rung auf das Jahr 2030. Was ist aus Ihrer Sicht ein aktueller Zeitrahmen? K. Diedrichsen: Vor diesen infrastruktu- rellen Zielen gab es bereits Bandbreiten- ziele, die nicht eingehalten wurden bzw. nicht einzuhalten waren, da die Projekte durch die von den Förderverfahren vor- gegebenen Regularien zu lange laufen (z.B. gestaffelte Ausschreibungen und Fristen) oder schlichtweg die Ressourcen dafür fehlen. Aktuell eine Beurteilung zu geben, ob 2030 ein Zeitpunkt ist, der erreicht werden wird, kommt meines Erachtens einem Blick in eine Glasku- gel gleich. Schlussendlich muss sich der Ausbau auch refinanzieren, und solange Endkunden auf kupferbasierte Anbindun- gen setzen, da ihnen diese Bandbreiten genügen, werden sie keine Glasfaseran- schlüsse bestellen, und wir werden keine flächendeckende Glasfaserversorgung haben. Es sei denn, dass wir 100%Passed Homes (Die FTTH-Glasfaserstruktur ist auf öffentlichemGrund durchgängig bis vor das private Grundstück fertiggestellt. Haushalte können auf Wunsch sofort angeschlossen werden.) haben werden und dies als versorgt ansehen. www.openxs.de Herausforderungen im Open-Access-Geschäftsmodell Karsten Diedrichsen All die Netze, die derzeit entstehen, müssen morgen noch betrieben, gewartet und nachverdichtet wer- den. Auch hierfür gilt es, die richtigen Strategien und Partner zu finden und langfristig zu binden

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