NET 09/2022

27 www.net-im-web.de 9/22 Noch viel „Luft nach oben“ formvoran. Die „Netbridge” verschaltet Infra- strukturen bundesweit zu einem virtuellen Gigabit-Netz und bringt Netzbetreiber und Vermarkter auf einer Plattform zusammen – mit Vorteilen für alle Marktteilnehmer. Wie der Status quo des Glasfaser- ausbaus inDeutschland aussieht und welches die akutenHerausforderungen sind, fürTele- kommunikationsbranche, Wirtschaft und Kommunen, darüber haben wir in unserem Interview mit Ulrich Hoffmann, CEO der Plusnet GmbH, gesprochen. NET: Wie schnell kann aus Ihrer Sicht der Glasfaserausbau in Deutschland von- stattengehen? UlrichHoffmann: Der Gigabitausbau hat endlich Fahrt aufgenommen. Zum Juni 2022waren imgesamtenBundesgebiet rund 10 Mio. Glasfaseranschlüsse (FTTB/H) verfügbar. Ein Zuwachs von rund 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit zählt Deutschland aktuell zu den Top 3 beim Glasfaserwachstum in Europa. Fakt ist aber auch, dass wir im internationalen Ver- gleich zu anderen Industrieländern bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen noch immer im hinteren Mittelfeld rangieren. Das Ausbautempo gilt es nun auch zu halten. Denn: Die aktuelle Markt- forschung zeigt, dass die Corona-Krise den digitalen Wandel in der Wirtschaft auf das Fünf- bis Zehnfache beschleunigt. Bei Kunden imEinzelhandel etwa stieg die Ak- zeptanz für Onlineeinkäufe auf Werte, die Experten für 2030 erwartet hatten. Auch das Homeoffice wurde über Nacht Normalität. Das unerwarteteVorspulen der Entwicklung gibt einen Vorgeschmack, welche Anforde- rungen die digitaleTransformation künftig an Netze und TK-Branche stellen wird. Glasfaser ist die Schlüsseltechnologie, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. NET: Was sind aktuell die besonderen Herausforderungen, die mit dem Glas- faserausbau einhergehen? U. Hoffmann: Das Ziel der Gigabitstrategie des BMDVbis 2030 lautet: eine bundesweit flächendeckende Versorgung mit Glas- faseranschlüssen bis ins Haus. Um dies zu erreichen, hat die Bundesregierung wichtige Themen angepackt, die die Branche seit langem fordert, etwa die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und den Aus- tausch von Planungsdaten durch das neue Gigabit-Grundbuch. Für eine nachhaltige Gigabitinfra- struktur müssen aber noch zentraleWeichen gestellt werden. Zuvorderst geht es darum, den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau voranzubringen und – dort, wo dies wirt- schaftlich nicht möglich ist – durch einen punktuellen geförderten Ausbau zu ergän- zen. Nur so beugt man einer Verdrängung der geplanten privaten Investitionen von mehr als 50 Mrd. € vor. Nur so werden der Ausbau beschleunigt und unnötige Belastungen der Steuerzahler vermieden. Dafür braucht es ein einsprechendes För- derkonzept. Und ein weiterer Aspekt muss näher betrachtet werden: Denn bei der Ausbauentscheidung ist für Netzbetreiber und Investoren zudem die Frage nach der zügigen Auslastung der Netze und damit nach Investitionssicherheit mitentschei- dend. Die Aggregation von Glasfaser- netzen kann hier eine wesentliche Rolle spielen. Über ein solches Open-Access-Mo- dell können die Glasfasernetze für andere Anbieter geöffnet und damit der Wettbe- werb auf dem Endkundenmarkt gesteigert werden. Solche Plattformen sind auch im Förderkontext wichtig. Denn geförderte Unternehmen können so ihren Verpflich- tungen nachkommen, Vorleistungen auf der geförderten Infrastruktur anzubieten. Plusnet versteht sich hier als Brü- ckenbauer imMarkt: Mit unserer Aggrega- tionsplattformNetbridge ermöglichen wir Vermarktern deutschlandweiten Zugriff auf verfügbare Gigabit-Netze sowie Infrastruk- turbetreibern eine höhere Netzauslastung und steigern somit die Verfügbarkeit von Gigabit-Anschlüssen für Privat- und Ge- schäftskunden. NET: Worauf müssen sich die Kommunen einstellen? U. Hoffmann: Die Herausforderungen unserer Gesellschaft werden vor Ort gelöst: Ganz oben auf der Agenda der Städte und In naher Zukunft werden datenbasierte Geschäftsmodelle völlig andere Anforderungen an digitale Infrastrukturen, aber auch an Telekommunikations-Provider stellen (Bilder: Plusnet)

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