NET 09/2022
28 www.net-im-web.de 9/22 Noch viel „Luft nach oben“ Gemeinden in Deutschland steht neben Budgetdruck sowie demografischemWandel natürlich die Digitalisierung. Zukunfts- sichere Infrastrukturen sind der Schlüssel, um Orten – insbesondere im ländlichen Raum – eine gute Zukunft zu ermöglichen. Das Datenvolumen pro Festnetzanschluss wird sich bis 2030 verdreizehnfachen (Wis- senschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, BMVI, Breko). Daraus lässt sich der Handlungs- bedarf ermessen, der auf die Kommunen zukommt, um Bürgern, die vermehrt aus dem Homeoffice tätig sein werden, sowie ansässigen Unternehmen digitale Chancen zu eröffnen. NET: Welche Herausforderungen kommen auf die Unternehmen als Kunde zu? U. Hoffmann: Nicht erst seit der Pandemie wählen Geschäftskunden ihre Provider zuerst nach Bandbreite und Netzabde- ckung. Jetzt erleben sie, wie limitiert die vorherrschende Kupferinfrastruktur und wie wichtig der Ausbau leistungsfähiger Glasfasernetze ist. In naher Zukunft werden daten- basierte Geschäftsmodelle völlig andere An- forderungen an digitale Infrastrukturen, aber auch an TK-Provider stellen. Fort- schrittliche Anwendungen wie künstliche Intelligenz, vernetzte Industrieproduktion oder autonomeMobilität steigern das Daten- aufkommen bis Ende des Jahrzehnts auf das Dreizehnfache. Zudem benötigen sie zehn- fach reaktionsschnellere Netze, um solche Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten. Nur Lichtwellenleiter bieten die erforderliche Bandbreite und Echtzeitfä- higkeit für die neuen datenbasierten An- wendungen und sind zugleich Enabler für mobile Netztechnologien wie 5G. Nur mit flächendeckender Glasfaser wird sich Deutschland als führender digitaler Wirt- schaftsstandort behaupten. Gleichzeitig wird das TK-Ge- schäft durch die neue Datenökonomie schnelllebiger, arbeitsteiliger und komple- xer. Geschäftskunden brauchen zukünftig echte TK-Navigatoren, die individuelle Lösungen und Vernetzungsszenarien um- setzen können. Bei Plusnet verstehen wir uns aufgrund unserer breiten Expertise als ein solcher Schrittmacher für die digitale Zukunft vonWirtschaft sowie Kommunen und damit für mehr Fortschritt sowie neue Chancen in unserer Gesellschaft. NET: Inwieweit spielt die Glasfaser auch in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine Rolle? U. Hoffmann: Digitalisierung und Nach- haltigkeit lassen sich kaum isoliert denken: Einerseits ermöglichen es neueTechnologien wie Glasfaser, sektorübergreifend enorme Ressourcen einzusparen, beispielsweise in Produktion, Mobilität oder Landwirtschaft. Anderseits verbraucht die Digitalisierung durch Geräteeinsatz und Netzbetrieb ihrer- seits Energie, was im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens beständig weiter optimiert werden muss. In derTK-Branche setzen wir uns deshalb dafür ein, dass moderne digitale Infrastrukturen als Rückgrat der Digita- lisierung ihren wichtigen Beitrag zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Der geringere CO₂-Fußabdruck moderner Glasfasernetze ist hier besonders relevant. Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Glasfasern wesentlich energieeffizienter sind als ältere Technologien. So ist der Energie- verbrauch via Lichtwellenleiter imVergleich zu Kupfer bis zu 17-fach geringer (Studie der TH Mittelhessen 2020, im Auftrag des Breko). NET: Wie gestaltet sich die Wettbewerbs- situation und welchen Einfluss hat diese auf den Ausbau? U. Hoffmann: Investitionen in Glasfaser- netze sind derzeit attraktiv. Aktuell gibt es 170 Anbieter (VATM, Stand: zweites Quartal 2022),Tendenz steigend, und jeder dieser Anbieter möchte seinen eigenen, exklusiven Claim abstecken, was zu einem zunehmend zersplitterten Glasfasermarkt führt. Um lokale Anbietervielfalt und gleichzeitig nachhaltigeWirtschaftlichkeit sicherzustellen, gibt es einen wichtigen Hebel: Open Access. Denn nur durch Netzöffnung und Kooperationen wird Wettbewerb und damit eine schnelle so- wie effiziente Netzauslastung ermöglicht – egal ob Infrastrukturen gefördert oder eigenwirtschaftlich ausgebaut wurden. Plusnet ist ein Open-Access- Pionier und steht für langfristige Partner- schaften im Markt. Diese Historie und Expertise setzen wir konsequent fort und sehen uns als Brückenbauer im Glas- fasermarkt – mit unserer Aggregations- plattform Netbridge. Dabei führen wir bundesweit verteilte Infrastrukturen zu einem virtuellen Giganetz zusammen. Netzbetreiber sichern sich so die Vorteile einer schnelleren Netzauslastung und Investitionsrendite, für Vermarkter ent- stehen neue Potenziale undGeschäfts- wie Privatkunden profitieren von größerer Anbieterauswahl. www.plusnet.de Herr Hoffmann, wir danken Ihnen für dieses Gespräch Ulrich Hoffmann Nur durch Netzöffnung und Kooperationen wird Wettbewerb und damit eine schnelle sowie effiziente Netzauslastung ermöglicht – egal ob Infrastrukturen gefördert oder eigenwirtschaftlich ausgebaut wurden
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