NET 09/2022
35 www.net-im-web.de 9/22 Zentrale Rolle für das Netz als Ganzes Maschinennetzes erforderte zusätzliche Ressourcen, weil vorhandene ungenutzt bleiben. Über das Profinet-Profil „Profi- Drive“ können direkt aus jedem Frequenz- umrichter Stromwerte feingranularer (an- triebsbezogener Verbrauch) ermittelt und in einem standardisierten Datenformat zur Verfügung gestellt werden. Würde man in einem frühen Projektstadium vorausschau- end mit dem Anlagenbauer diskutieren, würde recht schnell klarwerden, dass das Maschinennetz diese Daten direkt bereit- stellen kann und soll. Fallbeispiel Condition Monitoring Eine Maschine benötigt für das Condi- tion-Monitoring circa hundert zusätzliche Sensoren, um den Abnutzungsgrad von stark dynamisch beanspruchten Baugrup- pen zu ermitteln. Um das Maschinen- netz nicht zu belasten bzw. aus Angst, ein erhöhtes Lastaufkommen zu generieren, wurde ein separates Netz aufgebaut. Da die dafür kalkulierte Investitionssumme von 200.000 € fast aufgebraucht war, hat man die Anzahl der Sensoren auf 20 zu- sammengestrichen, letztlich wurden nur fünf Sensoren als Datenquelle eingebunden. Das Digitalisierungsprojekt wurde also „auf Sparflamme“ ausgeführt und hat letztlich nicht den geplanten Effekt gebracht: Budget eingehalten! Ziel erreicht? Das Netz als Ganzes betrachten Bei allen Diskussionen zur Umsetzung von Digitalisierungsprojektenwird das Netz aus- geklammert. Entweder, weil es vorausgesetzt wird, oder es wird in die Kostenkalkulation als notwendige zusätzliche Aufwendung integriert. Diese Betrachtungs- bzw. Heran- gehensweise muss sich ändern, wenn die Kosten den Effekt nicht eliminieren sollen. Vor allem bei Greenfield-Anlagen muss bei Digitalisierungsprojekten demNetz, seiner Planung und letztlich seiner Auslegung ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Das Netz ist das verbindende Element zwischen dem, der Daten fordert, und der Datenquelle. Eine ganzheitliche Betrach- tung unter Berücksichtigung der unter- schiedlichsten Applikationen und somit erforderlichen Bandbreiten ist der Garant für die durchgängige Kommunikation und die Erschließung verschiedenster primärer Datenquellen. Autark entstandene, abge- schottete Maschinen- und Anlagennetze haben imZeitalter der Digitalisierung und der damit verbundenen Projekte keinen Platz mehr. Die Netze müssen planvoll geöffnet werden, ohne Sicherheit, Stabilität und Zuverlässigkeit aufs Spiel zu setzen. Sie müssen losgelöst von der Applikation betrachtet, spezifiziert und als Gewerk so ausgeschrieben werden, dass sich darin alle Belange der IT und der OT inklusive des Maschinennetzes widerspiegeln (Bild 4). Die somit entstandene Offenheit und Durchgängigkeit lassen Datenquellen er- schließen, Kosten reduzieren und die Effek- tivität der Digitalisierung enorm erhöhen. Damit ein solches Vorgehen in Zukunft einfacher wird, setzen sich die Netzspezialisten von Indu-Sol heute in- tensiv mit dieser Thematik auseinander. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, im engen Austausch mit den Betreibern von OT-Netzen die unterschiedlichen Netzebenen ohne Hürden und Barrieren zusammenzuführen und die „Datenschät- ze“ aufzuzeigen. Die Netzspezialisten als Projektbegleiter machen den Errichter mit den Anforderungen an das Maschinen- netz vertraut und erarbeiten gemeinsam mit ihm die erforderlichen Strukturen. Die Basis dafür bilden klare Regeln, die von IT und OT gemeinsam definiert und umgesetzt werden. Alle Vorgaben müssen geplant, kontrolliert, überwacht und die Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Dann lässt sich der verborgene „Datenschatz“ heben. Der schonende Umgang mit Ressourcen ist ein wichtiger Bestandteil von profitablen Digitalisie- rungsprojekten. Bild 2: Die OT-Ebene ist weitgehend abgeschottet mit dem Gedanken der Funktionssicherung. Daten gelangen nur in geringem Umfang, zum Beispiel über die Steuerung, in die IIT und IT Bild 3: Fallbeispiel Energiemanagement: Bei diesem Digi- talisierungsprojekt wurde fürs Energiemanagement ein separates Netz mit zusätzlichen Verbrauchszählern mit hohen Investitionen installiert Bild 4: Vor allem bei Greenfield-Anlagen sollte der Betreiber dem Netz mehr Beachtung schenken, damit er nicht Digita- lisierungsprojekte auf autark entstandene, „abgeschottete“ Maschinennetze aufsetzen muss
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