NET 09/2022

42 www.net-im-web.de 9/22 „Ackergaul der Digitalisierung“ Telekom: Führer beim Netzausbau in Deutschland? Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Unternehmens- und Technologieplanung an der Mer- cator School of Management Duisburg der Universität Duisburg-Essen Torsten J. Gerpott Mitte 2020 warb der Telekom-Vor- standsvorsitzende für sein Unter- nehmen mit dem Hinweis, dass es als Ackergaul der Digitalisierung Führer beim Ausbau von Fest- und Mobilfunknetzen Deutschlands sei. Dieser Beitrag untersucht, wie treffend das Bild die Rolle der Telekom beschreibt und wie erfolgreich deren heutiger Chef das Unternehmen relativ zu seinen drei Vorgängern aus Börsensicht geführt hat. Mit der ersten massiven Ausbreitung des Coro- na-Virus im zweiten und dritten Quartal 2020 fand der Telekom- CEO Timotheus Höttges Gefallen daran, die Rolle seines Unternehmens mit hohen Investitionen in bundesweite elektronische Netze zur Telekommunikation (TK) als „Ackergaul der Digitalisierung“ zu cha- rakterisieren. Mittlerweile ist die Pandemie in eine andere Phase getreten und Höttges betont bei seinen öffentlichen Auftritten seine Funktion als Halter des wichtigsten Pferdes der Republik nicht mehr. Jedoch ist die Antwort auf die Frage, inwiefern die Metapher vom fleißigen genügsamen Nutztier zutrifft, das den Pflug durchs Feld zieht, unverändert von großer Bedeutung für die Netzgrundlagen der Digitalisierung in Deutschland. Gemeinwohlorientierung Um hierzu Antworten zu finden, ist es hilfreich, sich die Ursprünge des Bonner Konzerns ins Gedächtnis zu rufen. Die Telekom als Aktiengesellschaft entstand erst am1. Januar 1995 aus demBundesson- dervermögen der Deutschen Bundespost. Als ehemaliges öffentliches Unternehmen könnte somit Gemeinwohlsinn im Erbgut der Telekom verankert sein. Andererseits wurden mit der Börseneinführung am 18. November 1996 26 % der Aktien des Unternehmens an private Aktionäre ab- gegeben. Heute liegt der Anteil der nicht mehr direkt oder indirekt in der Hand des Bundes befindlichen Telekom-Aktien bei 70 %. Von daher ist das Unternehmen seit vielen Jahren eine weitgehend „normale“ Aktiengesellschaft, die in erster Linie den Interessen ihrer Anteilseigner, von denen 64 % gar nicht aus Deutschland stammen, verpflichtet ist. Diesen Fakten zum Trotz hebt die Telekom unverdrossen in ihrer Öf- Die Deutsche Telekom sieht sich grundsätzlich gerne als Führer beim Ausbau von Fest- und Mobilfunknetzen in Deutschland. Betrachtet man die absoluten Zahlen, mag dies auch stimmen ... NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E

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