NET 9 2023

31 www.net-im-web.de 9/23 NE T ZE Wer dominiert die Glasfaser? Weichenstellungen im deutschen Festnetzmarkt Peter Winzer Auch nach 25 Jahren Liberalisie - rung besitzt die Deutsche Telekom zwar nicht mehr die alleinige, doch immer noch eine enorme Macht im deutschen Telekom- munikationsmarkt. Schließlich dominiert die kupferbasierte Anschlusstechnik nach wie vor im deutschen Festnetz, obwohl längst die Weichen Richtung Glasfaser gestellt sind. Die Situation für die Wettbewerber des Platzhirschen bleibt alles andere als einfach. Prof. Dr. Peter Winzer ist Professor für Telekommunika- tionswirtschaft an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und Gesellschafter der Dialog Consult GmbH in Rheinberg Durch die aktuelle Fo- kussierung von Politik und Öffentlichkeit auf den Glasfaserausbau wird oftmals „über- sehen“, dass das kupferbasierte Netz mit 70 % Marktanteil (Bild 1) noch immer die dominierende Anschlusstechnologie im deutschen Festnetz ist. Gerade in diesem wichtigen Marktsegment sind aktuell in- teressante Veränderungen zu beobachten. Zudem werden durch die aktuelle Wett- bewerbssituation im „Kupfer-Markt“ auch wichtigeWeichen für die zukünftigeWett- bewerbsentwicklung im Glasfasermarkt gestellt. Vor diesemHintergrund wurde im Frühjahr 2023 (zusammenmit demVATM) eine Wettbewerbsstudie durchgeführt, die die oben genannten Themenfelder näher untersucht. Kupfer versus Glasfaser Aufgrund der bislang eher schlechten Ver- sorgung beziehungsweise Akzeptanz von reinenGlasfaseranschlüssen (kurz FTTH/B- Anschlüsse) in Deutschland liegt ein be- sonderes Augenmerk „der Politik“ darauf, möglichst schnell die Zahl/Penetrations- rate der (aktiven) FTTH/B-Anschlüsse zu erhöhen (u.a. durch Bereitstellung von Fördermitteln, politische Zielvorgaben u.ä.). Obgleich im deutschen TK-Anschluss- markt langfristig der (reine) Glasfaseran- schluss das Standardangebot sein wird, erfolgt die Migration von kupferbasierten (V)DSL-Anschlüssen zu reinen Glasfaser- anschlüssen – unter anderem aus Gründen der Verfügbarkeit beziehungsweise Ak- zeptanz/Zahlungsbereitschaft seitens der Kunden – vergleichsweise langsam. Dies bedeutet, dass aktuell der überwiegende Anteil der Endkunden (V)DSL-Anschlüs- se nutzt und – wenn man die bisherige Veränderungsgeschwindigkeit betrachtet (Bild 2) – auch (mindestens) über die nächsten fünf bis zehn Jahre nutzen wird. Durch die aktuelle Wettbewerbssituation im „Kupfer-Markt“ werden derzeit wichtige Weichen für die zukünftige Wett- bewerbsentwicklung im Glasfasermarkt gestellt (Foto: Stefan Schweihofer, pixabay)

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