NET 9 2023

32 www.net-im-web.de 9/23 Wer dominiert die Glasfaser? Damit kommt den Rahmenparametern (wie Wettbewerbsintensität, Preisniveaus im Vorleistungs- und Endkundenbereich, Margen usw.) in diesem Segment eine hohe ökonomische Bedeutung zu. Diese hohe gegenwärtige Bedeu- tung der Kupferanschlüsse kommt in der politischen „Glasfaser-fokussierten“ Dis- kussion in der Regel viel zu kurz, ebenso wie – um einenVergleich aus einer fremden Branche hereinzuziehen – beispielsweise im Automobilmarkt die politische Fokus- sierung auf die „E-Mobilität“ die Tatsache „ausblendet“, dass noch über viele Jahre konventionell angetriebene Autos Straßen- bild und Lebenswirklichkeit der meisten Menschen dominieren werden. DSL-Teilmarkt Betrachtet man den wichtigenTeilmarkt der DSL-Breitbandanschlüsse, ist festzu- stellen, dass, nachdem die Marktanteile der Telekom und aller Wettwerber zu- sammen bis etwa 2019 recht konstant waren, seit 2020 deutliche Marktan- teilsverschiebungen zugunsten der Te- lekom zu beobachten sind (Bild 3). Ein wesentlicher Grund hierfür ist – neben anderen – die sehr aggressive Preispolitik der Telekom, vor allem in den für den (DSL)-Privatkundenmarkt wichtigen Preisportalen wie Check24 und Verivox. In einer entsprechenden Erhebung wur- de – im Rahmen mehrerer Stichproben zu verschiedenen Zeitpunkten und bei unterschiedlichen Portalen – festgestellt, dass (a) die Telekom (für die DSL-Pro- duktklassen bis 16 Mbit/s, bis 50 Mbit/s und bis 100 Mbit/s) immer mit Abstand das preisaggressivste Angebot hatte und das preiswerteste Wettbewerberangebot (je nach Bandbreite und Erhebungszeit- punkt) zwischen 19 % und 30 % über dem der Telekom lag. Nur unter Einbe- ziehung von (HFC-)Kabelangeboten, die jedoch nicht flächendeckend verfügbar sind, ist Vodafone preislich ansatzweise wettbewerbsfähig. Das heißt, alternative Anbieter können nur auf Basis eigener Infrastruktur einigermaßen mit den ag- gressivenTelekom-Preisen mithalten (vgl. hierzu ausführlicher die Originalstudie „Analyse der Wettbewerbssituation im deutschen Festnetzmarkt“ unter: https:// www.vatm.de/studien-positionspapiere/) . Bild 2: Entwicklung der Endkunden-Festnetzanschlussanteile: Der überwiegende Anteil der Endkunden nutzt (V)DSL-Anschlüsse, wahrscheinlich (mindestens) noch über die nächsten fünf bis zehn Jahre Bild 3: Entwicklung der DSL-Breitbandmarktanteile: Seit 2020 sind deutliche Marktanteilsverschiebungen zugunsten der Telekom zu beobachten Bild 1: Struktur der Endkunden-Festnetzanschlüsse: Noch immer dominiert die kupferbasierte Anschlusstechnik im deutschen Festnetz (Ende 2022)