NET 9 2023

34 www.net-im-web.de 9/23 Wer dominiert die Glasfaser? Wettbewerber“ sich aus einer Vielzahl von in der Regel kleineren und oftmals regionalen Unternehmen zusammensetzen, denenmit der Telekom ein großer Player gegenüber- steht. Insofern sind die zentralenThemen/ Fragen für den (zukünftigen) Wettbewerb im Glasfaseranschlussmarkt: Wird es der Telekom gelingen, ihre aktuelle Markdo- minanz in den neuen Glasfasermarkt zu transformieren oder sogar noch auszubauen? Open Access ist der Schlüssel Entscheidend hierfür dürfte insbesondere sein, inwieweit und vor allem zu welchen Konditionen die Telekom ihre Glasfa- seranschlussnetze für die Wettbewerber öffnen wird beziehungsweise muss. (Auf der FTTH-Plattform der Telekom, die erst im Laufe des Jahres 2022 für den Wettbewerb geöffnet wurde, gibt es bislang nur sehr wenige Wettbewerberanschlüsse. (Vergleiche ausführlicher dieOriginalstudie unter: https://www.vatm.de/studien-posi- tionspapiere/). Grundsätzlich stellt sich diese Frage natürlich auch für alle anderen Glasfaseranschlussanbieter. Allerdings ist offensichtlich, dass demOpen Access zum Netz der Telekom – als großem/bundes- weiten Anbieter – hierbei eine Schlüs- selfunktion für einen funktionierenden Wettbewerb zukommt. Bislang stehen (wie oben skizziert) der Telekommit ihrer geballten Vermarktungsmacht (inkl. der großen Kundenbasis im Kupfermarkt) eine Vielzahl (ein „Flickenteppich“) klei- nerer und oftmals auch nur regional tätiger Unternehmen gegenüber. Das heißt, aktuell sind imGlasfaseranschlussmarkt größere/ bundesweit agierende Wettbewerber „auf Augenhöhe“ (wie wir sie aus dem Kup- fermarkt kennen) weitestgehend (noch) nicht präsent. Insofern ist eine Kernfrage, inwieweit es gelingen wird, die wachsende Glasfaseranschlussinfrastruktur der Tele- kom (und anderer) durch faire Open-Ac- cess-Verpflichtungen (inkl. entsprechender Preise und gegebenenfalls regulatorischer Kontrolle durch die Bundesnetzagentur) für alleWettbewerber zu öffnen, um damit die Grundlagen für einen funktionierenden Wettbewerb zu schaffen, der insbesondere im Interesse der Endkunden unverzicht- bar ist. Sollte dies nicht gelingen, droht im Glasfaseranschlussmarkt eine Verfes- tigung des Szenarios, in dem ein großer (bundesweiter) Anbieter (Telekom) einem „Flickenteppich“ kleinerer (vielfach regio- naler) Anbieter gegenübersteht, was selbst dann, wenn die kleinen/regionalen Anbieter in der Summe auf ähnliche (oder sogar etwas höhere) Anschlusszahlen/Marktan- teile kommen, keinen funktionierenden Wettbewerb gewährleisten würde. Genauso wenig – um einmal ein Beispiel aus einer anderen Branche zu bemühen – wie im Lebensmittelhandel ein Szenario mit nur einer einzigen großen/bundesweiten Super- marktkette, der lediglich ein „Flickteppich“ von (regionalen) „Tante-Emma-Läden“ gegenübersteht, für funktionierendenWett- bewerb sorgen würde. Fazit Kupferanschlüsse haben mit 70 % noch immer den größten Marktanteil, das heißt, Wettbewerb und Wertschöpfung finden noch überwiegend auf der Tele- kom-Kupferplattform statt. Diese Kup- ferdominanz geht nur relativ langsam zurück. Die Telekom kann (seit 2020) im DSL-Markt verstärkt Marktanteile zu Lasten ihrer Wettbewerber zurückge- winnen, was insbesondere auch in ihrer aggressiven Preispolitik begründet ist, wobei die Auswirkungen der Preise auf die Marktanteile aufgrund der (durch Gesetzesänderungen bedingten) verkürz- ten Kündigungs-/Wechselfristen deutlich schneller zum Tragen kommen. Auch im (Teil-)Markt der FTTH/B-Anschlüsse, der lange Zeit von innovativen/risikofreudigen Wettbewer- bern bestimmt wurde, holt die Telekom schnell auf; vor allem ist es – vor dem Hintergrund der angekündigten massiven Ausbaupläne der Telekom von 10 Mio. FTTH-Anschlüssen bis Ende 2024 – ab- sehbar, dass die Telekom innerhalb der nächsten Jahre auch diesen Markt domi- nieren wird. Auf der FTTH-Plattform der Telekom, die erst imLaufe des Jahres 2022 für den Wettbewerb geöffnet wurde, gibt es bislang nur sehr wenige Wettbewerber- anschlüsse, wobei einem fairen Zugang (inklusive angemessener Preise) gerade auf dieser Plattform eine überragende Bedeutung für einen funktionierenden Wettbewerb zukommt. Bild 7: Anteile an den verfügbaren („errichteten“) FTTH/B-Anschlüssen per Jahresende (in %) (Bilderquellen: Dialog Consult/VATM, BNetzA, Deutsche Telekom, Prof.-Winzer-Analysen)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=