NET 9 2023
46 www.net-im-web.de 9/23 wirtschaftlich betreiben zu können, muss die Auslastung bei mehr als 90 % liegen. Mit dem Marktmodell Open Access 2.0 können viele dieser Probleme jedoch schlagartig gelöst werden. Eine Plattform für viele Das grundlegende Konzept ist einfach erklärt: Mehrere Partner gründen gemein- sam ein Plattformunternehmen, etwa in Form einer Genossenschaft. Dieser Platt- form tretenNetzbetreiber alsMitglied bei. Internetanbieter können ihre Produkte anschließend über die Netze vermarkten, wozu das vom Plattformunternehmen betriebene System genutzt wird. Die Anbieter erhalten so die Möglichkeit, ihre Produkte auch überregional zu ver- treiben. Und auch Betreiber mit eigenem Produktportfolio sind in der Lage, dieses in anderen Netzen zu vermarkten – etwa im erweiterten Umland, ähnlich wie dies bei Strom und Gas gängige Praxis ist. Da dabei über Netznutzungsverträge individuelle Entgelte vereinbart werden, machen sich die Netzbetreiber zudem unabhängiger von den marktdominie- renden Anbietern, die am Ende auch nur zu jeweils einem von vielen Anbietern werden. Das Resultat ist ein agiler Markt mit großer Produkt- und Anbietervielfalt sowie Auswahl für die Endkunden. Vorteile von Open Access 2.0 Die Vorteile des Modells sind vielfältig: Die teilnehmenden Netzbetreiber sind nicht wie heute über Jahrzehnte an einen großen Anbieter gebunden und kön- nen so jederzeit von positiven Marktent- wicklungen profitieren. Stadtwerke oder kommunaleTelekommunikationsunter- nehmen behalten dabei die volle Kontrolle über das von ihnen ausgebaute Netz. Denn es besteht keine Verpflichtung, alle Anbieter über das Netz zuzulassen. Im Umkehrschluss sind die Anbieter eben- falls nicht verpflichtet, ihre Produkte auf allen Netzen anzubieten. Es herrscht also echter Wettbewerb, der für den Kunden eine deutlich höhere Wahlfreiheit bringt als heute, sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Finanziell sind solche Plattfor- men ebenfalls attraktiv, garantieren die vielen möglichen Anbieter von Internet-, Telefonie-, TV-, IoT-Produkten sowie individuellen lokalen Anwendungen doch eine hohe Netzauslastung. Aufgrund der vereinbarten Netzentgelte für die Durch- leitung besteht zudem ein geringes Risiko für Preisverfall. Die Diensteanbieter schließen jeweils einen Vertrag mit der Plattform und dem Netzbetreiber. Die Plattform übernimmt imAuftrag der Netzbetreiber und Diensteanbieter die Rechnungs- legung für die Netznutzung. Die Rech- nungen an die Endkunden werden aber wie bisher von den Diensteanbieter selbst gestellt. Die Kosten für die Nutzung der Plattform sind für alle gleich. Die Netzentgelte können jedoch variieren und auch die Produktpreise sind flexibel gestaltbar. In welchem Netz er sich en- gagieren möchte, bleibt jedem Dienste- Echter Wettbewerb für den Glasfasermarkt Bei Open Access 2.0 gründen mehrere Partner gemeinsam ein Plattformunternehmen, dem die Netzbetreiber als Mitglieder beitreten. Internetanbieter können ihre Produkte anschließend über die Netze vermarkten (Bild: tktVivax)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=