NET 9 2023

47 www.net-im-web.de 9/23 anbieter selbst überlassen. Grundsätzlich gilt aber, je attraktiver das Netzentgelt ist, desto höher ist der Anreiz, dort Produkte zu verkaufen. Gebündelte Abwicklung der Prozesse Herzstück des Plattformmodells ist eine leistungsfähige Software, mit der sich die komplexen Abrechnungs- und Steuerungsprozesse gebündelt abwickeln lassen. Die Vinnergi-Tochter Maintrac steuert hierfür das offene Betriebsunter- stützungssystem (OSS/BSS) „Flow“ bei, mit dem sich die unterschiedlichsten Vorgänge individuell abbilden lassen. Das System wird von der Plattformge- sellschaft betrieben und ermöglicht eine zentrale Koordination der Abrechnungen für Netzentgelte und andere Dienstleis- tungen. Dabei kann es aufgrund hoher Skalierbarkeit und Flexibilität auf ver- schiedenste Konstellationen angepasst werden. Die von Vivax Solution entwi- ckelte Softwarelösung Vivax DICLINA steht als zusätzlicheOption zur Verfügung und ergänzt Flow mit ihren Funktionen für das Kunden- und Netzmanagement, von denen so auch kleinere Netzbetreiber profitieren können, sofern sie keine eige- nen Systeme im Einsatz haben. Das Modell Open Access 2.0 stößt seit seiner Vorstellung imMai 2023 auf ein immer größer werdendes Interesse, beispielsweise bei den Branchenvertretern der Breitbandwirtschaft. „Wir haben in Deutschland das äußerst ambitionierte Ziel, bis 2030 das Glasfasernetz flächen- deckend auszubauen. Funktionierende Open-Access-Kooperationen und -Platt- formen sind ein wichtiges Element, um dieses Ziel zu erreichen. Deshalb be- grüßen wir dieses Geschäftsmodell, das den Erfolg von Open Access in Deutsch- land begünstigt“, sagte beispielsweise Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunika- tion e.V. (Breko). Erste Pilotprojekte Ein großer Vorteil des Modells ist auch seine einfache Realisierbarkeit. Da die Softwareplattformen bereits vielfach im Einsatz sind, können sie kurzfristig auch fürOpenAccess 2.0 inBetrieb genommen werden. Die dazu nötigenVorarbeiten für die Schnittstellen, z.B. S/PRI sind bereits im Gange, und auch die Übersetzung der schwedischen Oberfläche von Flow ins Deutsche ist in einigen Wochen ab- geschlossen. Zudem gibt es bereits interes- sierte Stadtwerke, die an einem solchen Modell mitwirken wollen, so dass erste Pilotprojekte bereits 2023 angegangen werden können. Wenn diese ähnlich erfolgreich sind, wie die, die schon vor Jahren in Schweden durchgeführt wurden, dürfte der Weg auch in Deutschland vorgezeichnet sein. So können Kun- den vielleicht schon bald, statt einem Monopolanbieter ausgeliefert zu sein, unter mehr als 20 Dienstleistern und 150 verschiedenen Produkten auswählen. Genauso, wie das in Schweden heute ganz normal ist. Dort liegt übrigens der Marktanteil der schwedischen Telekom nur noch bei 38 %. Den Rest teilen sich die schwedischen Stadtwerke, die rund 200 kommunale Netze betreiben, sowie etwa 1.000 kleine, gemeinnützige Glas- fasernetze, die die sehr ländlichen und oft abgelegenen Gebiete in Schweden versorgen – mit einer ähnlich großen Produktvielfalt wie in den großen Städten. Echter Wettbewerb für den Glasfasermarkt Open Access im Glasfasermarkt Die Bedeutung von Glasfaser für die digitale Zukunft Deutschlands ist unbestreitbar. Die Verfügbarkeit von schnellem und zuverlässigem Internet ist heute nicht nur ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die Wett- bewerbsfähigkeit in einer globalisierten Welt. In diesem Kontext spielt das Konzept des "Open Access" eine entscheidende Rolle, um den Ausbau und die Nutzung von Glasfaserinfrastruktur zu fördern und gleichzeitig fairen Wettbewerb zu gewährleisten. 1. Beschleunigung des Ausbaus Der Ausbau einer flächendeckenden Glasfasernetzinfrastruktur erfordert beträchtliche Investitionen in die physische Infrastruktur. Durch die Nutzung von Open Access können mehrere Anbieter auf die vorhandene Infra- struktur zugreifen, anstatt parallel zu investieren. Dies beschleunigt den Ausbau erheblich und ermöglicht eine schnellere Bereitstellung von Glasfaserverbindungen für Unternehmen und Privatpersonen. 2. Förderung des Wettbewerbs Open Access fördert den Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt. Wenn mehrere Anbieter Zugang zur gleichen Infrastruktur haben, entsteht ein Anreiz, qualitativ hochwertige Dienste anzubieten und Preise wett- bewerbsfähig zu gestalten. Dies führt zu besseren Angeboten für die Verbraucher und Unternehmen. 3. Innovationsförderung Offener Zugang zur Glasfaserinfrastruktur fördert die Innovation. Anbieter können neue Technologien und Dienstleistungen entwickeln, ohne die gesamte Infrastruktur neu aufbauen zu müssen. Dies führt zu einer breiteren Palette von Dienstleistungen und einem schnelleren technologischen Fortschritt. 4. Vermeidung von Monopolen Ohne Open Access könnte ein einzelner Anbieter eine monopolartige Kontrolle über die Glasfaserinfrastruktur er- langen. Dies könnte zu höheren Preisen und weniger Auswahlmöglichkeiten für Verbraucher führen. Open Access sorgt für eine dezentralisierte Struktur und verhindert die Entstehung von Monopolen. 5. Breite gesellschaftliche Vorteile Der Zugang zu schnellem Internet ist nicht nur für Unternehmen wichtig, sondern auch für Bildung, Gesundheits- wesen und die öffentliche Verwaltung. Open Access sorgt dafür, dass diese Sektoren von hochwertigen Glasfaser- verbindungen profitieren können, was wiederum die gesamte Gesellschaft stärkt.

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