NET Oktober 2025

28 www.net-im-web.de 10/25 RECHEN- UND DATENCENTER Energiebedarf von Rechenzentren in Europa Die nukleare Option steht bevor Patrick Smith Ohne schnelle Datenanbindungen geht heutzutage nichts mehr. Weder im kommerziellen, institutionellen oder privaten Bereich. Der Glasfaser-Ausbau ermöglicht zunehmend mehr Abnehmern die Nutzung rechenintensiver Anwendungen. Jüngstes Beispiel ist die rasant steigende Popularität KI-basierter Applikationen. Dementsprechend steigt der Bedarf an Rechenzentren, um die wachsende Datenflut bewältigen zu können. Diese aber benötigen zum Betrieb viel elektrische Energie, die über konventionelle Kraftwerke absehbar nicht mehr bereitgestellt werden kann. Vermehrt werden in diesem Zusammenhang MiniKernkraftwerke als Lösung in den Raum gestellt. Patrick Smith, Field CTO EMEA bei Pure Storage, geht der Frage nach, wie der Energiebedarf in Europa bewältigt werden könnte. Patrick Smith ist Field CTO EMEA bei Pure Storage In den letzten zehn Jahren blieb der Stromverbrauch von Rechenzentren dank Effizienzsteigerungen durch technologische Innovationen relativ stabil. Das hat sich mit dem Aufkommen der KI geändert. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird sich der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2030 voraussichtlich mehr als verdoppeln, wobei KI einen großen Anteil daran haben wird. So verbraucht beispielsweise eine einzige ChatGPT-Abfrage fast zehnmal mehr Energie als eine Google-Suche. Goldman Sachs prognostiziert, dass der weltweite Strombedarf von Rechenzentren bis Anfang nächsten Jahres 55 GW erreichen und bis 2027 auf 84 GW steigen wird – ein Anstieg von mehr als 50 Prozent in nur zwei Jahren. Bis 2030 könnte die Kapazität 122 GW erreichen. Auch die Leistungsdichte steigt: Der Verbrauch pro Quadratmeter wird bis 2027 voraussichtlich von 1,74 MW auf 1,89 MW steigen. KI-spezifische Hardware ist ein wesentlicher Faktor für diesen Anstieg. Strom-Hunger wächst Der wachsende Energiebedarf von Rechenzentren kollidiert mit einer veralteten und ineffizienten Infrastruktur. In den USA ist laut der North American Electric Reliability Corporation fast die Hälfte des Landes in den nächsten zehn Jahren einem erhöhten Risiko von Stromausfällen ausgesetzt. Dies ist auf stillgelegte Kraftwerke, Verzögerungen beim Neubau und einen steigenden Bedarf zurückzuführen. Weltweit sieht das Bild ähnlich aus. Schätzungen zufolge wird bis 2040 mehr als die Hälfte der derzeitigen Kraftwerke in Großbritannien und der EU stillgelegt, obwohl der Strombedarf zwischen 2022 und 2050 voraussichtlich um fast 80 Prozent steigen wird. Grund dafür ist der Wunsch, sich von fossilen Brennstoffen wie Kohle unabhängig zu machen. Angesichts der drohenden Energie-Lücke entwickelt sich die Kernenergie zu einem wichtigen Faktor im zukünftigen Energiemix zur Deckung des Bedarfs (Foto: Wolfgang Weiser, Pixabay)

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