NET September 2025-Auszug

14 www.net-im-web.de 09/25 KOMMUNIKATIONSMANAGEMENT Der Traum ganzheitlicher Kommunikation Unified Communication und Collaboration bleibt Zukunftsmusik Bernhard Reimann Obwohl die Idee der Unified Communication & Collaboration (UCC) – also der Konsolidierung sämtlicher Kommunikationskanäle in einer einzigen Plattform – seit Jahren als Leitbild der Unternehmenskommunikation gilt, ist die praktische Umsetzung nach wie vor weit entfernt von der Vision. Während das Konzept von ganzheitlichen Lösungen, die Sprache, E-Mail, Chat, Video und Kollaboration miteinander vereinen, regelmäßig in Strategiedokumenten und Marketingpräsentationen auftaucht, sieht die Realität in den meisten Unternehmen ganz anders aus. Bernhard Reimann ist Chefredakteur der NET In der Praxis koexistieren oft unzählige getrennte Systeme, aber nur ein kleiner Prozentsatz der Organisationen scheint es bislang geschafft zu haben, alle relevanten Kommunikationskanäle tatsächlich systemisch zu integrieren. Vielerorts werden beispielsweise moderne IP-Telefonanlagen – ob in der Cloud oder lokal betrieben – weiterhin getrennt von E-Mail-Infrastrukturen oder Kollaborationstools verwaltet. Instant Messaging läuft in vielen Betrieben auf separaten Plattformen, die nicht oder nur rudimentär mit der Telefonie verknüpft sind. Damit bleibt der zentrale Anspruch, nämlich die Integration der Kommunikation auf einer einheitlichen Plattform, für die meisten Firmen ein Zukunftsentwurf. Dies bestätigen auch aktuelle Marktanalysen. So wird der europäische Markt für Unified Communication & Collaboration derzeit auf rund 49 Milliarden US-Dollar geschätzt und weist eine jährliche Wachstumsrate von rund 18 Prozent bis 2030 auf (Quelle: Grand View Research, Europe Unified Communications & Collaboration Market Report 2024). In Westeuropa haben zwar mehr als 65 Prozent der Unternehmen zumindest teilweise cloudbasierte Kommunikationstools eingeführt, doch nur rund 49 Prozent verfolgen eine konsequente Mobile-first-Strategie (Quelle: Global Growth Insights, Unified Communications and Collaborations Market Growth 2033). Das wiederum bedeutet, dass Kommunikationslösungen zunehmend für die Nutzung auf Smartphones, Tablets oder Laptops optimiert werden, stellt aber andererseits keineswegs eine echte kanalübergreifende Integration dar. In vielen Fällen laufen weiterhin parallele Systeme nebeneinander, die lediglich auf mobilen Endgeräten nutzbar sind, ohne dass Telefonie, Chat, Video, E-Mail und Werkzeuge für die Zusammenarbeit tatsächlich miteinander verzahnt wären. Das Interesse an UCC ist also hoch, die Realität bleibt jedoch fragmentiert. Trotz Digitalisierung bleibt die professionelle Sprachkommunikation essenziell – gerade auch in hybriden Arbeitswelten. Faktoren wie Sicherheit und Zuverlässigkeit spielen eine zentrale Rolle (Foto: SAB / Google KI)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=