Im Rahmen des Gigabitforums bei der Bundesnetzagentur wurden drei Pilotprojekte zur Umstellung von Kupfer auf Glasfaser durchgeführt.
„Wir wollen die Rahmenbedingungen für die Migration von Kupfer auf Glasfaser so gestalten, dass Wettbewerb sichergestellt und Verbraucherinteressen gewahrt sind – sowohl auf den neuen Glasfasernetzen als auch in der Phase des Übergangs,“ sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. „Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr werden wir ein Konzept für die sogenannte Kupfer-Glas-Migration erarbeiten. So schaffen wir frühzeitig die nötige Planungssicherheit für den Markt und die hohen Investitionen in Glasfasernetze. Darüber hinaus werden wir Hinweise für einen guten Übergang für die Kundinnen und Kunden hin zu zukunftssicheren Netzen erarbeiten.“
Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen aus den Pilotprojekten
Im Februar 2024 hatte die Branche in drei Gebieten in Thüringen und Hessen Pilotprojekte zum Wechsel von kupferbasierten DSL- auf neu errichtete Glasfaser-Anschlüsse gestartet. Das Gigabitforum hat die Pilotprojekte nun mit einem Erfahrungsbericht abgeschlossen und mit wissenschaftlicher Unterstützung durch das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH ausgewertet.
Wesentliche Voraussetzung für die zukünftige Abschaltung der traditionellen Kupfer-Infrastrukturen ist nicht nur der Netzausbau entlang der Straßen (Homes Passed), sondern insbesondere auch der Anschluss der Häuser und der Netzausbau innerhalb der Gebäude (Homes Connected). Das Gigabitforum empfiehlt daher, den Ausbau bis in die Wohnungen jetzt zu forcieren und eine Erleichterung des Ausbaus durch rechtliche Änderungen zu prüfen.
Die Pilotprojekte haben auch Erkenntnisse für die unternehmensinternen und –übergreifenden Prozesse generiert sowie noch weiter zu erarbeitende Handlungsfelder identifiziert. Ziel bei der Ausgestaltung des Regelprozesses wird sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch weiterhin zu jeder Zeit qualitativ hochwertige Dienste verschiedener Anbieter zur Auswahl haben. Hierfür muss die Branche frühzeitig die Vorbereitungen vorantreiben, unter anderem in ihren IT-Systemen. Darüber hinaus ist klargeworden, dass beim Zuschnitt der Abschaltegebiete eine Abwägung zwischen technischen Aspekten und Anforderungen an die Kundenkommunikationen erfolgen muss. In diesem Zusammenhang plant das Gigabitforum, 2025 aktiv den Austausch im Markt zu suchen.
Nächste Schritte
Die Bundesnetzagentur wird parallel zu den Aktivitäten des Gigabitforums weitere Schritte angehen.
- Es ist vorgesehen, dass die Bundesnetzagentur gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr ein Gesamtkonzept zur Kupfer-Glas-Migration erarbeitet. Es soll umfassend verbraucher- und wettbewerbspolitische Aspekte adressieren. Der Diskussion mit der Branche und im politischen Raum wird hierbei eine hohe Bedeutung zukommen. Im Fokus werden erforderliche Maßnahmen und hierfür ggf. notwendige gesetzliche Änderungen für einen beschleunigten Übergang stehen.
- Zum anderen wird die Bundesnetzagentur bereits im Vorfeld des gesetzlich vorgesehenen Verfahrens zur Abschaltung der Kupfernetze strukturierende Hinweise erarbeiten und veröffentlichen. Sie wird hierzu zusammen mit weiteren Fragestellungen eine Marktkonsultation durchführen. Ziel ist es, die Planungssicherheit frühzeitig zu erhöhen und dadurch die Prozessschritte einer konkreten Abschaltung der Kupfernetze zu beschleunigen.
- Gleichzeitig setzt die Bundesnetzagentur im Jahr 2025 die Errichtung des Regulierungsrahmens Glasfaser mit einer Reihe relevanter Verfahren und Entscheidungen fort.
Hintergrund Gigabitforum
Mehr als ein Drittel der Bevölkerung kann bereits Glasfaserprodukte buchen. Jedes Jahr kommen durch den Ausbau der Glasfasernetze über 4 Mio. Anschlüsse hinzu. Damit rückt auch die Ablösung der traditionellen Kupfer-Infrastrukturen in den Fokus.
Das „Gigabitforum“, ein von der Bundesnetzagentur eingerichteter und geleiteter Expertenkreis, begleitet diesen Technologiewandel. Das Gigabitforum besteht aus Vertretern der TK-Verbände, der Anbieter von TK-Anschlüssen, des zuständigen Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, der Bundesländer sowie des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). Das Gigabitforum stellt seit März 2021 für die Beteiligten eine zentrale Dialogplattform dar, um über investitions- und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen für den beschleunigten Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze zu diskutieren. Dabei sollen möglichst frühzeitig Herausforderungen und Hemmnisse für diesen Übergang identifiziert, gemeinsam Optionen erörtert und mögliche Lösungswege für alle Akteure auf transparente Weise aufgezeigt werden.
(Foto: Bundesnetzagentur)